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Von Bären und Käse-Nachos

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A wie Anton Corbijn
Der große Anton Corbijn, der in diesem Jahr die Berlinale-Jury beehrt, ist nicht nur Filmemacher („Control“ über das Leben von Joy-Division-Sänger Ian Curtis oder „The American“ mit George Clooney), sondern einer der größten und einflussreichsten Foto- und Videografen der Popmusik, der nicht als Haus- und Hof-Fotograf für große Bands wie Depeche Mode und U2 gilt, sondern auch regelmäßig mit Leuten wie den Rolling Stones und Herbert Grönemeyer zusammenarbeitet. Mit „Anton Corbijn Inside Out“ läuft zudem eine interessante Dokumentation über das künstlerische Schaffen des Niederländers im Berlinale Special.

B wie Bären
Im Zentrum der Berlinale steht natürlich wieder der harte Kampf um das güldene Wappentier der Bundeshauptstadt, dem sich in diesem Jahr 18 Filme stellen. In den vergangenen Jahren waren es häufig Filme, die vor Festivalbeginn kaum jemand auf dem Zettel hatte wie den letztjährigen Gewinner „Nader und Simin – eine Trennung“ aus dem Iran. Wer trotzdem einen Tipp abgeben möchte, begebe sich vorab in das Wettbüro seines Vertrauens.

C wie „Cherry“
Im Film „Cherry“ von Stephen Elliot entflieht die 18-jährige Angelina der Enge ihrer dysfunktionalen Familie und landet im Pornobusiness. Das klingt doch nach einer packenden Mischung aus Unterschichtenfernsehen a la „Berlin – Tag & Nacht“ und Michaela Schaffraths Enthüllungsbuch „Ich, Gina Wild“ – sollte man auf keinen Fall verpassen!

D wie Dokumentationen
Ein oftmals leider viel zu wenig beachtetes Genre, das im vergangenen Jahr mit Wim Wenders „Pina“ immerhin einen Oscar-Anwärter für 2012 hervorgebracht hat. Die Doku „König des Comics“ über Comic-Zeichner Ralf König („Der bewegte Mann“), „Marley“ über Reggae-Ikone Bob Marley oder „Blut muss fließen“ über einen Undercover-Aufenthalt unter Rechtsrock-Bands versprechen jedoch alles andere als langweilig zu werden.

E wie „Extremely Loud And Incredible Close“
Der Film mit Tom Hanks und Sandra Bullock über einen Jungen und seine Wahrnehmung der Geschehnisse vom 11. September 2001 läuft zwar im Rahmen der Wettbewerbs-Sektion, allerdings außer Konkurrenz und startet bereits vor Ende der Berlinale, nämlich am 16. Februar regulär in den Kinos. Quatsch also, sich den Film bei Interesse bereits während des Festivals anzusehen.

F wie Filmfestival
Ja, die Berlinale ist ein Filmfestival; und zwar eines, das sich vor der Konkurrenz in Cannes & Co. nicht verstecken braucht. Sicherlich, vor allem das Wetter ist nicht gerade filmreif. Aber auf der anderen Seite: Wer hat schon Bock, bei strahlendem Sonnenschein und tropischen Temperaturen im Kino zu sitzen? Eben.

G wie Geburtstag
In diesem Jahr gibt es eine Sonderreihe anlässlich des 100. Jubiläums des Studio Babelsbergs. Im Zuge dessen werden dort produzierte Filmklassiker wie „Der blaue Engel“ (1929/30) mit Marlene Dietrich, „Sonnenallee“ (1999) und „Der Vorleser“ (2008) mit Kate Winslet noch einmal auf der großen Leinwand gezeigt.

H wie „Haywire“
Das neue Werk von Steven Soderbergh läuft ebenfalls außer Konkurrenz, lockt aber nicht nur Oscar-Anwärter Michael Fassbender und Ewan McGregor nach Berlin, sondern verspricht auch ein wahres Action-Feuerwerk zu werden: Martial-Arts-Heldin Gina Carano kämpft in diesem temporeichen Action-Thriller als „gefährlichste Waffe Amerikas“ gegen die stärksten Männer der Agentenwelt.

I wie „In The Land Of Blood And Honey“
Angelina Jolies Regiedebüt über die Zustände während des Bosnienkrieges ist von der amerikanischen Kritik eher mäßig euphorisch aufgenommen worden. Schauspiel- und Regie-Ikone Clint Eastwood, mit dem Jolie bereits gedreht hat, hat sich hingegen positiv geäußert und zu Protokoll gegeben: „Er hat mir wirklich gut gefallen.“

J wie Jury
In jedem Jahr gilt es für die Berlinale-Verantwortlichen, eine Jury zusammenzustellen, die cineastische Kompetenz und Prominenz gleichermaßen verkörpert. Mit Regisseur und Jury-Präsident Mike Leigh, dem algerischen Schriftsteller Boualem Sansal, den Filmemachern François Ozon, Asghar Farhadi und Anton Corbijn sowie den Schauspielern Charlotte Gainsbourg, Jake Gyllenhaal und Barbara Surkowa scheint die Mischung in diesem Jahr ziemlich gut geglückt zu sein.

K wie Kosslick
Seit dem 1. Mai 2001 ist Dieter Kosslick Leiter der Berlinale. Natürlich gibt es immer auch Kritiker, die sein Werken und Wirken in Frage stellen. Nichtsdestotrotz ist es Kosslick während seiner Amtszeit gelungen, die Berlinale zu einem der fünf wichtigsten Filmfestivals der Welt zu machen und immer wieder hochkarätige Filme und Hollywood-Stars an die Spree zu locken.

L wie Leinwände
Die Leinwände, auf denen die zahlreichen Berlinale-Filme gezeigt werden, stehen zu großen Teilen am Potsdamer Platz, aber auch Kinos am Zoo, in Friedrichshain, Neukölln  oder Prenzl’berg bieten das volle Festivalprogramm. Die Adressen der Berlinale-Kinos findet ihr hier.


M wie „My Brother The Devil“
In diesem englisch-arabischen Beitrag von Sally El Hasani geht es um zwei Brüder in London. Für den 14-jährigen Mo ist sein drogendealender Bruder Rashid ein Vorbild. Doch als Letzterer eines Tages beschließt, sein Leben radikal zu ändern, ist Mo bereits dermaßen „versaut“, dass er den Lebenswandel nicht mitmachen will. Klingt spannend, könnte ein Geheimtipp sein.

N wie Nachos
Das Berlinale-Publikum ist ein anderes als das herkömmliche Publikum. Sicherlich, jedes Berlinale-Kino bietet sämtliche normalen Kino-Snacks und -Getränke feil, doch wenn der Geruch des überbackenen Käses auf den Nachos in die Nasenflügel der Sitznachbarn dringt und das Knarzen von Mais-Chips mit der Originalsprache auf der Leinwand verschwimmt, ist schnell schlechte Laune angesagt und Pöbeleien von rechts und links sind an der Tagesordnung. Wenn man kein Risiko eingehen will, während des Films gemobbt zu werden, sollte man sich auf Flüssignahrung beschränken.


O wie Organisation
Eine Mammutaufgabe für die Festivalleitung. Lange Schlangen vor den Theaterkassen und Lichtspielhäusern werden aber auch dieses Jahr wohl wieder nicht zu vermeiden sein. Auch hier gilt wie überall sonst: Der frühe Kinobesucher fängt die Karte – selbst wenn er dafür ein wenig länger in der Schlange stehen muss.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Warten, bis es Karten gibt. Leider nicht zu vermeiden bei der Berlinale.

P wie Prominenz
Die Aufmerksamkeit und Menge an medialer Berichterstattung eines Festivals steht und fällt mit dem Star-Aufgebot am roten Teppich. Dieser ist in diesem Jahr recht gut besetzt, immerhin haben sich solche Hollywood-Hochkaräter wie Angelina Jolie, Meryl Streep, Robert Pattinson, Uma Thurman, Antonio Banderas und Christian Bale angekündigt. Wichtig ist für alle Autogramm- und Promijäger natürlich auch, über sämtliche Gerüchte bescheid zu wissen, die sich um die Promis ranken. Welche Party wird Uma besuchen? In welchem Hotel steigt Antonio ab?

R wie Roter Teppich
Das edle Fließ ist Dreh- und Angelpunkt eines jeden Promi-Events, ohne das auch die Berlinale nicht auskommt. Doch in Anbetracht der anstehenden Minusgrade dürfte es für die geladene Prominenz in diesem Jahr schwer werden, sich gut gelaunt in ärmelloser Designerrobe dem Blitzlichtgewitter der lechzenden Fotografen hinzugeben. Doch nach außen hin werden sich die Stars wieder einmal nichts anmerken lassen – und sich innerlich nach Cannes wünschen.

S wie Sektionen
Für Berlinale-Kenner ein alter Hut. Doch wer nicht im Thema ist, den können die unterschiedlichen Sektionen des Festivals schon mal verwirren. Insgesamt gibt es zehn verschiedene Sektionen, die an dieser Stelle mit einem Satz kurz vorgestellt werden sollen:
1. Wettbewerb: Das Herzstück des Festivals mit internationalen Produktionen, die um den goldenen Bären kämpfen.
2. Berlinale Shorts: Kurzfilme, die ansonsten nur selten auf der großen Leinwand zu sehen sind.
3. Panorama: Im Panorama sollen durch die gezeigten Beiträge Brücken geschlagen werden zwischen kommerziellem Interesse von Filmeinkäufern und der künstlerischen Version der Filmschaffenden.
4. Forum: Das Forum (kurz für „Das Internationale Forum des Jungen Films) gilt als risikofreudigste Sektion des Festivals und bietet eine riesige Bandbreite cineastischer Spielarten abseits des Mainstreams.
5. Generation: Diese Sektion richtet sich mit ihren Beiträgen vor allem an Kinder (Generation Kplus) und Jugendliche (Generation 14plus).
6. Perspektive Deutsches Kino: Hier werden inhaltliche und stilistische Trends beim deutschen Filmnachwuchs gezeigt.
7. Berlinale Special: Eine Sonderreihe des Festivals, bei dem außergewöhnliche Neuproduktionen gezeigt, Filmpersönlichkeiten und ihre Filme geehrt werden sowie mit Wiederaufführungen an Klassiker der Filmgeschichte erinnert wird.
8. Retrospektive: Die Retrospektive ist in jedem Jahr einem bedeutendem Regisseur oder filmhistorischen Thema gewidmet, in diesem Jahr dem russischen Filmstudio Meschrabpom und seinem deutschen Ableger Prometheus unter dem Titel „Die rote Traumfabrik“.
9. Hommage: Hier werden große Regisseure, Schauspieler und andere Filmkünstler von internationalem Rang gewürdigt, in diesem Jahr Meryl Streep.
10. Kulinarisches Kino: Hier servieren Sterneköche nach Filmen rund um das Thema Essen speziellen Gerichte.

T wie Tipps
Tipps zu vergeben, ist vor Beginn des Festivals immer eine heikle Angelegenheit, denn die meisten Filme hat man eben noch nicht gesehen. Sinn macht es in jedem Fall, sich im Freundeskreis umzuhören und regelmäßig einen Blick in die Zeitung zu werfen, um sich auf diesem Wege darüber zu informieren, welcher Film eventuell dem eigenen Gusto entspricht. Ansonsten gilt natürlich: Frühzeitig um Karten kümmern, und ruhig auch mal vermeintlichen Außenseiterproduktionen eine Chance geben – denn Mainstream-Filme kann man schließlich das ganze Jahr über schauen.

U wie Unterhaltung
Unterhaltung im Sinne von kurzweiligem Zeitvertreib sollte durch die Filmauswahl durchaus realisierbar sein – ist natürlich immer auch abhängig vom eigenen Interesse und bei mutigem Kinokartenkauf erfahrungsgemäß auch Glückssache. Von Unterhaltung im Sinne von verbaler Kommunikation ist bei laufender Vorführung hingegen dringend abzuraten – da verstehen Hardcore-Cineasten bei der Berlinale nämlich noch weniger Spaß als sonst.

V wie Veranstaltungen
Veranstaltungen jeglicher Art gibt es zu Berlinale-Zeiten zu Hauf. Das Problem ist nur: Um dabei zu sein, muss man über unverschämt gute Kontakte oder dreistes Auftreten verfügen, denn ansonsten wird man direkt am Eingang wieder nach Hause geschickt. Dennoch bieten sich bei den zahlreichen Berlinale-Partys einmalige Gelegenheiten, mit der kreativen Filmelite mal unverkrampft aufs „Du“ anzustoßen.

W wie WC
Ja, an und für sich sollte jedes Kino auch über Toilettenräume verfügen. Das sollten Kinogänger jedoch nicht als passive Aufforderung verstehen, diesen während des Films ständig einen Besuch abzustatten. Es gibt schließlich nichts Nervigeres, als durch den Harndrang der Sitznachbarn ständig vom Filmgenuss abgehalten zu werden. Und eine zwei Stunden anhaltende Pipipause sollte man von erwachsenen Menschen ohne Inkontinenzproblem doch wohl erwarten können.

X wie Xun, Zhou
Die chinesische Schauspielerin Zhou Xun ist in ihrem Land ein absoluter Superstar und wird auf der diesjährigen Berlinale im Martial-Arts-Film „Flying Swords Of Dragon Gate“ an der Seite von Jet Li zu sehen sein. Zhou ist aber nicht nur Schauspielerin: Sie hat auch bereits zwei Soloalben veröffentlicht und ist ein Modenarr. Karl Lagerfeld hat sie mal als „Synthese aus Coco Chanel und der Balletttänzerin Zizi Jeanmaire“ bezeichnet.

Y wie „Young Adult“
Ebenfalls als Berlinale Special läuft der neue Jason-Reitman-Film „Young Adult“ mit Charlize Theron, in der sie eine verzweifelte Single-Frau spielt, die der Vereinsamung in der Großstadt durch die Rückkehr in ihr Heimatdorf zu entgehen versucht, um sich dort an ihre einstige Jugendliebe heranzumachen. Ein schöner, leiser Film – auch wenn die gute Charlize ihren Berlin-Besuch leider kurzfristig abgesagt hat.

Z wie Zeit
Zeit ist bei so einer Berlinale ein äußerst rares Gut, und will gut eingeteilt sein. Es sind eben doch immer bloß zehn Tage, und in diesem Jahr werden wieder einmal knapp 400 verschiedene Filme gezeigt. Wohl dem, der weiß, was er will. Und nun: Viel Spaß!

Text: daniel-schieferdecker - Fotos: afp, dapd

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