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„Ruhm ist widerlich!“

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Lizzy, immer wenn ich an Lana Del Rey denke, denke ich an die amerikanische Flagge. Du benutzt sie in Videos und auf Fotos gerne als Stilmittel. Weil Du willst, dass man Dich damit verbindet?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe auch nicht bewusst versucht, die amerikanische Flagge als Stilmittel zu benutzen. Ich mag Flaggen einfach ganz allgemein sehr gerne, wenn sie da oben so im Wind flattern. Nicht nur die amerikanische.  

Fühlst Du Dich denn amerikanisch?
Nicht mehr. Ich habe in Europa so was wie ein zweites Zuhause gefunden. Die Europäer haben mich mit offenen Armen aufgenommen, und das in einer Zeit, in der die Amerikaner keine offenen Arme für mich hatten. 

Aber die Amerikaner sind doch stolz auf Dich, oder?
Ich bin mir nicht sicher. Die einen ja, die anderen nicht. Jedenfalls ist nicht alles gut, was sie über mich sagen und schreiben.  

Fühlst du dich eher als New Yorkerin?
Ich liebe New York!  

Du bist mit 18 nach New York gekommen. Wurde die Stadt schnell zum Spielplatz für Dich?
Ja! Aber ich habe eine andere Auffassung von einem Spielplatz, als die meisten Menschen. Ich gehe nicht wirklich viel aus und wüsste auch gar nicht, wo ich mit jemandem hin sollte, der mich in New York besucht. Die Stadt wurde deshalb schnell zum Spielplatz für mich, weil dort so viele verschiedene Menschen sind, und weil ich als Architektur-Fan voll auf meine Kosten komme. Ich mag es, im Dunkeln durch die Stadt zu laufen und mir einfach die Gebäude anzugucken.  

Eine Träumerin!
Ein bisschen. Aber noch mehr als träumen denke ich. Ich bin eine Denkerin.  

Was macht Dich als Denkerin aus?
Zum Beispiel, dass ich schreibe.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was Du schreibst, hast Du erstmals anderen Leuten bei einer Open-Mic-Show in Williamsburg vorgestellt, dem Hipster-Stadtteil von Brooklyn. Konntest Du Dich mit den Leuten dort identifizieren?
Ich hatte nicht wirklich viele Freunde in der Down-Town-Szene. Aber ich war eine gute Sängerin!  

Es heißt, bei Deinem ersten Auftritt hättest Du nur einen Song gesungen und wärst danach aus dem Club gerannt …
Raus gerannt bin ich nicht, und ich sollte auch nur einen Song singen. Die Leute waren danach sehr ruhig, es war einfach still. Ich habe den Laden ganz normal verlassen, und es kam mir jemand hinter her, der meinte: Ich will, dass du morgen meine Show eröffnest! Dann habe ich das gemacht, und danach kam wieder jemand, der sagte: Ich will, dass du morgen für mich spielst! So ging das immer weiter, so fing alles an.  

Hattest Du damals ein Gefühl dafür, wo das mal hinführen könnte?
Zumindest hatte ich immer dieselben Inspirationen. Textlich war ich immer autobiografisch. Auch mein Sound hat sich mit der Zeit nicht wirklich verändert.  



Dein Label wirbt derzeit für Dich mit der Aussage, Ruhm sei Deine Berufung …
Na super.  

Findest Du nicht?
Ich habe persönlich kein Interesse daran, ein Star zu sein. Ich teile mein Leben mit meiner Familie und meinen Freunden, und ich glaube, es ist nicht richtig, wenn jemand auch nur versucht, wichtiger als andere Menschen zu sein. Ehrlich gesagt: Ich finde, Ruhm ist widerlich!  

Warum denn?
Weil es falsch ist. Ich will nichts damit zu tun haben.  

Hast Du doch aber jetzt.
Ich fühle mich aber nach wie vor nicht toller, als irgendjemand anderes. Ich war sehr lange kein Star und weiß auch gar nicht, was ich jetzt gerade bin. Ich finde das gerade heraus.  

Wie meinst Du das?
Ich war so lange unterwegs, dass ich zum Beispiel gar nicht weiß, was die Leute von mir denken.  

Sie scheinen Dich zu lieben.
Meinst du das ernst?  

Sieh Dir mal die Charts an, die Cover der großen Magazine, die Blogs im Internet. Die Leute weinen zu Deinen Songs in ihre Kissen …
Ist das wirklich so?  

Ja.
Das ist viel!  

Fühlt sich das komisch an?
Hm, ich weiß nicht. (sieht lange still aus dem Fenster)  

Bist Du dem Internet eigentlich dankbar für deine momentane Situation? Oder hast Du jetzt eher Angst davor?
Ob die Leute nun Mist über mich im Internet schreiben oder nicht – das ist mir alles nicht wichtig. Wenn man seine Prioritäten richtig setzt, ist einem das egal. Durch das Internet sind wir alle miteinander verbunden, wir können Nachrichten schnell verbreiten und anderen helfen. Das Wichtigste am Internet ist in meinen Augen, dass es Leben rettet! Millionen Leben jedes Jahr!  

Ich erinnere mich, dass Du mal gesagt hast, Du wolltest mit deiner Musik gerne Leben zerstören.
Ich war wohl sehr aufgedreht, als ich das gesagt habe. Ich will natürlich keine Leben zerstören.  

Sprechen wir doch mal genauer über Deine Musik. Hört man sich die Songs auf Deinem neuen Album an, fällt auf: Immer wieder singst Du über ewige Liebe. Darüber, dass Du jemanden für immer lieben kannst, selbst wenn er Dir weh tut. Was muss man erlebt haben, um so was zu schreiben?
Ich sage es mal so: Als ich noch jünger war, habe ich mich entschieden, mein Leben auf eine bestimmte Art und Weise zu leben. Das hat dazu geführt, dass ich es mir oft selbst sehr schwer gemacht habe. Und als es dann dazu kam, dass ich mich verliebte...

...hast Du Dich verloren?
Nicht verloren. Als ich zum Beispiel mit der Person aus dem Song „Blue Jeans“ zusammen kam, haben wir beide sehr ähnlich gelebt. Sehr gesund, sehr sauber und so, wir waren beide sehr geradeaus. Aber irgendwann hat er sich verändert, kam in Schwierigkeiten, ich konnte nicht mehr mit ihm zusammen sein. Aber ich wollte ihn mit all seinen positiven Eigenschaften in Erinnerung behalten und mich nicht gleich in eine neue Beziehung stürzen.  

http://www.youtube.com/watch?v=UHjxMJyV7og

Keine Angst vorm Alleinsein? Die habe ich ja aus vielen Songs auf dem Album auch herausgehört.
Es ist gar nicht so, dass ich Angst vor dem Alleinsein habe. Es ist dieses Gefühl von Liebe, von dem ich schwärme, weil es mich so viel glücklicher gemacht hat, als ich es lange Zeit war. Lange hatte ich mich immer gleich gefühlt, und dann bekam ich plötzlich eine Ahnung davon, was es heißt, glücklich zu sein. Ich hatte neue Hoffnung.  

Du hast also vor nichts wirklich Angst?
Nicht mehr. 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


 „Born To Die“ von Lana Del Rey ist letzten Freitag auf Universal erschienen.

Text: erik-brandt-hoege - Foto: reuters

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