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Von Anonymous bis Zellengenossen

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Am Freitag wurden die Verantwortlichen der Plattform „Megaupload“ im Auftrag des FBI in Neuseeland festgenommen. Unter den Verhafteten sind drei Deutsche, darunter der Firmengründer Kim Schmitz. Die Hackergruppe Anonymous hat bereits Rache geschworen und für mehrere Stunden die Webseite des FBI lahmgelegt. 

Kim Schmitz hat unter anderem die Filehoster-Website "Megaupload" mitgegründet.

Anonymous
Das Hackerkollektiv Anonymous kämpft in erster Linie für die Unabhängigkeit des Internets.  Zu den Zielen ihrer Hackerangriffe gehörten unter anderem das Kreditkartenunternehmen Visa, der Elektronikkonzern Sony und die Sekte Scientology. Nach der Schließung von „Megaupload“ waren einige Webseiten, darunter der amerikanischen Bundespolizei FBI und des US-Justizministeriums, für mehrere Stunden nicht zu erreichen.  

Börse
2001 versprach Schmitz, dem Internethändler „Letsbuyit.com“ mit 50 Millionen Euro über seine Risikokapitalgesellschaft Kimvestor AG aus der Krise zu helfen, damit sorgte er für den größten Tagesumsatz in der Geschichte der Frankfurter Börse. Weil es nie zu dem Investment kam, wurde später wegen Insidergeschäften gegen ihn ermittelt.  

Coatesville
In dem Ort nördlich von Auckland (Neuseeland) leitete Kim Schmitz die Geschäfte von „Megaupload“. Am Freitag durchsuchten 70 Polizeibeamte im Auftrag des FBI sein Anwesen.  

Drohung
Auf dem Blog „AnonOps“ haben die Hacker von Anonymous als Reaktion auf die Schließung von „Megaupload“ bereits einige Websites als Ziele ihrer Rache erklärt. Unter anderem drohen sie dem FBI sowie den Plattenfirmen Universal und Warner Music.   

Engagement
Was er sich dabei gedacht hat, ist bis heute ein Rätsel. Nach dem 11. September 2001 äußerte sich Schmitz immer wieder politisch, unter anderem schrieb er offene Briefe, beispielsweise an „die Regierungen“. Daneben setzte er ein Kopfgeld auf Osama bin Laden aus.

FBI
Auf Anordnung der amerikanischen Bundespolizei FBI (Federal Bureau of Investigation) wurde Kim Schmitz in Neuseeland verhaftet. Kurz nach der Schließung des One-Click-Hosters „Megaupload“ war der Online-Auftritt der Behörde für mehrere Stunden durch eine Hacker-Attacke lahmgelegt.  


Die Website "Megaupload" ist mittlerweile stillgelegt.

Geschäftsmann
Neben „Megaupload“ und „Megavideo“ hat sich Schmitz schon mehrmals als Geschäftsmann versucht. Unter anderem gründete er die Risikokapitalgesellschaft Kimvestor AG, die wegen fehlender Rechtsfähigkeit aufgefallen ist. Die Firma Trendax Inc. sollte durch künstliche Intelligenz garantierte Börsengewinne erwirtschaften. Daneben soll Schmitz Geschäftsführer der Porno-Seite „Megarotic“ sein. Seine ehemalige IT-Firma „Data Protect“ hat er zum Großteil an den TÜV Rheinland verkauft, inzwischen ist sie pleite.

Hacker
Sich selbst bezeichnet Kim Schmitz als Hacker und Unternehmer. Als Computer-Knacker fiel Schmitz schon in den 90-er Jahren auf. Mit Betrugsfällen und Insidergeschäften machte er sich aber vor allem einen Ruf als Krimineller.  

Insidergeschäfte
2002 wurde Schmitz vom Amtsgericht München wegen Insiderhandels zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt. Durch Insidergeschäfte mit Aktien der Firma letsbuyit.com N.V. soll er sich etwa eine Million Euro erschlichen haben.  

„Kim Dotcom“
Kim Schmitz hat seinen Namen schon vor einiger Zeit abgegeben und verwendet mehrere Pseudonyme. Unter anderem als „Kim Dotcom“, „Kimble“ und „ Kim Tim Jim Vestor“ leitete er von Hongkong und Neuseeland aus die Geschäfte von „Megaupload“ und „Megavideo“.  

Lebensstil
Kim Schmitz ist bekannt dafür, dass er sich gern mit schönen Frauen und schnellen Autos abgibt. Die „Frankfurter Rundschau“ schrieb, dass der Multi-Millionär an illegalen Autorennen teilnahm, berüchtigte Partys feierte und bei einem Kurztrip zum Formel-1-Grand-Prix nach Monaco einen Hubschrauber mietete, der ihn und seine Freunde in insgesamt 15 Ferraris filmen konnte.  


2002 stand Schmitz in München wegen Insiderhandel vor Gericht.

Mega
„Megaupload“, „Megavideo“, „MegaPorn“, „MegaPix“. Bei Kim Schmitz ging nichts ohne die Vorsilbe Mega. Am bekanntesten unter seinen Internetplattformen ist der One-Click-Hoster „Megaupload“, der 2003 in Hongkong gegründet wurde. Kim Schmitz hat den Vertrag damals gleich zwei Mal unterzeichnet, einmal für die Firma „Kimvestor“ und das Unternehmen „Kimpire“. Mehr als 150 Millionen Nutzer haben sich bei „Megaupload“ registriert. Nach Medienberichten soll die Webseite täglich etwa 50 Millionen Mal aufgerufen worden sein.  

New Economy
Während der Boom-Phase durch den technischen Fortschritt in den 90-er Jahren fiel Schmitz mehrmals als Hacker auf. Seine gegründete Organisation „Young Intelligent Hackers Against Terrorism“ war nicht erfolgreich.  

Offline
Schmitz’ Websites „Megaupload“ und „Megavideo“ sind inzwischen stillgelegt und nicht mehr erreichbar.  

Protzen
Neben seiner Vorliebe für die Vorsilbe „Mega“ inszeniert sich Kim Schmitz allgemein gern selbst. Einmal soll er sogar gesagt haben: „Ich bin klüger als Bill Gates. Ich werde einer der reichsten Männer der Welt“.  

Rolls-Royce
Auf Schmitz’ Anwesen in Coatesville wurden Wertgegenstände und Geld im Gesamtwert von knapp vier Millionen Euro sichergestellt, darunter das Rolls-Royce-Modell Phantom und mehrere Gemälde.  

Selbstmord
Auf seiner Webseite kündigte Schmitz 2001 von einem Hotel in Bangkok aus seinen Selbstmord an. An seinem 28. Geburtstag, am 21. Januar 2002, wollte er live im Internet sterben. Die Polizei hat seine IP-Adresse zurückverfolgt und ihn nach seiner Nachricht verhaftet.  


In Neuseeland wurde Kim Schmitz auf Anweisung des FBI verhaftet.

Tauschbörse
Bei insgesamt 16 Online-Tauschbörsen soll Kim Schmitz mitmischen, nach eigenen Aussagen will er damit „den Unterhaltungsmarkt im Internet revolutionieren“.  

Urheberrecht
Schmitz’ Plattformen „Megaupload“ und „Megavideo“ wird Missbrauch des Urheberrechts vorgeworfen. Bei „Megaupload“ konnten alle möglichen Daten hochgeladen werden, darunter illegal kopierte Songs, Filme, Fernsehsendungen und digitale Bücher. Damit soll „Megaupload“ mehr als 175 Millionen Dollar illegalen Gewinn gemacht haben.  

Vorstrafenregister
Kim Schmitz musste sich bereits mehrmals vor Gericht verantworten. 1998 wurde er unter anderem wegen Betrugs und Missbrauchs von Titeln zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. 2002 brachten ihm Insiderhandel und Veruntreuung Bewährungs- und Geldstrafen ein.  

Youtube
Auf der Videoplattform „Youtube“ kursierte vor einiger Zeit ein Musikvideo namens „Mega Song“. Stars wie Alicia Keys und Kanye West rappen darin „I love Megaupload“. Im Video ist auch Kim Schmitz zu sehen. Der Clip ist inzwischen von der Plattform entfernt. Hier ist es noch zu sehen.  

Zellengenossen
In den USA drohen Schmitz und den Mitangeklagten Finn Batato, Mathias Ortmann und Bram van der Kolk langjährige Haftstrafen. Bis zu 20 Jahre ins Gefängnis gehen können sie allein wegen des Vorwurfs der Verschwörung zu organisierter Kriminalität. Zu den weiteren Anklagepunkten gehören Geldwäsche und Verletzung des Urheberrechts.

Text: kathrin-hollmer - Fotos: dapd, AFP, rtr

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