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Rap Rendezvous Spezial: Was war und was kommt im Hiphop?

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Stephan Szillus (Chefredakteur des Juice Magazins) 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


(Foto: Robert Winter)  

Auf seiner Homepage prangt der schlichte, aber bestimmte Satz: „I know rap.“ Und wer mal mit Stephan gesprochen oder von ihm gelesen hat, der weiß: Es stimmt. Stephan Szillus ist eine Koryphäe in Sachen journalistischer HipHop-Berichterstattung, und bekleidet (nach langen Jahren freiberuflichen Engagements) folgerichtig seit einigen Jahren das Amt des Chefredakteurs bei Europas größtem HipHop-Magazin – der Juice. Hier Stephans Blick zurück in die Zukunft.  

Stephans drei Alltime-Rap-Lieblingsalben 

A Tribe Called Quest - "Midnight Marauders"
Meine HipHop-Sozialisation in drei Akten? Geht nicht. Ich versuche es trotzdem. „Midnights Marauders“ ist meine Jugend, stellvertretend für den Eastcoast-HipHop der goldenen Ära. Kopierte VHS-Skatevideos, geklaute Sparvar-Sprühdosen aus dem Baumarkt, Dosenbier im Bundeswehrrucksack, billiges Haschisch auf Dampferanlegern – mein Flatbush hieß Kiel-Gaarden, der Soundtrack war der rumpelige Jazz-Hop von A Tribe Called Quest. 

Company Flow - "Funcrusher Plus"
Das epische Underground-Manifest von drei New Yorker B-Boys, die sich zwar in einer Traditionslinie und Wahlverwandtschaft mit Gang Starr, Mobb Deep und De La Soul sahen, jedoch auf der Linksaußen-Spur ihre ganz eigene Soundästhetik aus zerhackten Ambient-Samples, kaputten Drumbreaks und verspulten Offbeat-Battle-Raps erschufen. Der Höhepunkt einer Ära, in der White-Label-Vinyls, Tape-Kingz-Kassetten und On-The-Run-Marker regierten.

 

 

Jay-Z - "The Black Album"
Der beste MC aller Zeiten. Über sein bestes Album lässt sich vortrefflich an HipHop-Stammtischen streiten. Ich entscheide mich wegen der perfekten Inszenierung für sein schwarzes Album: Der vorläufige Rücktritt, die Messe im Madison Square Garden, der „Fade To Black“-Konzertfilm, das Aufgebot an Superproduzenten von Kanye West und Just Blaze bis Timbaland und Rick Rubin. Jeder verdammte Song auf dieser Platte ist ein gottverdammter Hit. 

Die drei diesjährigen Lieblingsalben von Stephan  

Kendrick Lamar - "Section 80 "
Ein junger MC aus Compton, einem der gefährlichsten Gang-Viertel von Los Angeles, der die Seele von Tupac Shakur mit der Technik von Biggie Smalls verbindet. Auf seinem Digitalalbum „Section 80“ bringt er das düstere Lebensgefühl der Tumblr-Generation auf den Punkt, die gleichgültig und eskapistisch durch eine Welt voller theoretischer Möglichkeiten taumelt. Entdeckung des Jahres.  

Drake – „Take Care“
Der kanadische Superstar thront wie ein einsamer Herrscher über versprengten Drumschlägen und molligen Keyboard-Linien seines Produktionspartners Noah „40“ Shebib. Sein Flow switcht dabei spielerisch zwischen melodiösem Rap und explizitem Räucherstäbchen-R&B, wie ihn R. Kelly und Jon B. zu ihren besten Zeiten nicht lässiger hinbekommen hätten.  

Casper – „XOXO“
Mit diesem Album hat Casper den Staffelstab übernommen, den Marteria im vorigen Jahr bereits an die Spitze des Feldes getragen hatte. Der Deutsch-Amerikaner verwurstete Elemente aus Drone Droom, Electronica und Indiepop zu einem einzigartigen Borderline-Manifest des HipHop-Mindstates, das deutschen Rap wieder mehrheitsfähig machte.

  


Das wird 2012 groß  

Marsimoto – „Grüner Samt“
Das erste Highlight eines prognostizierten Boom-Jahres für Krautrap. Marterias übellauniges Alter Ego mit der Heliumstimme schlägt zurück – ohne Pop-Melodien, dafür mit Dubstep-Basslines, Säure-Synthies und treffsicheren Texten für die Außenseiter und Ausgestoßenen. The freaks come out at night.

 


Megaloh - "tba"
Jeder etablierte Rapper zittert vor den Skills des Moabiter Hünen, doch bislang haben ihn die „Politics of the Business“ am Durchbruch gehindert. Mit neuem kreativen Umfeld im Rücken beansprucht er nun seinen rechtmäßigen Platz an der Spitze. Klassischer, glaubwürdiger HipHop von einem erwachsenen Mann mit Lebenserfahrung, Intellekt und Mut zur Wahrheit.  

Max Herre - "tba"
Max Herre rappt wieder. Nachdem der ehemalige Freundeskreis-Frontmann auf seinem letzten Werk „Ein geschenkter Tag“ seiner Vorliebe für den Folkrock von Neil Young und Bob Dylan freien Lauf ließ, knüpft der geschmackssichere Musiker, Produzent, Sänger und MC musikalisch nun an sein erstes, selbstbetiteltes Soloalbum von 2004 an. Schön, dass er wieder da ist.    




DJ Adlib

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Der Kölner DJ Adlib war langjähriges Mitglied der Turntablist-Crew Noisy Stylus, ist nun aber vorwiegend auf Solopfaden unterwegs. Er rockt mit seinen herausragenden DJ-Sets nicht nur jeden Club von hier bis dorthinaus, sondern hat auf seinem Label Melting Pot Music in diesem Jahr mit seinem „Haus & Garten“-Release den sechsten Teil der Producer-Serie „Hi-Hat Club“ veröffentlicht. Hier stellt er seine Lieblingsalben vor und die, die es im nächsten Jahr voraussichtlich werden.


DJ Adlibs drei bzw. vier Alltime-Rap-Lieblingsalben  

Mobb Deep - "The Infamous" & Nas - "Illmatic "
Die zwei besten HipHop-Alben der Welt.   

A Tribe Called Quest - "Midnight Marauders "
Das beste Tribe-Album mit den besten Samples und den besten Drums.  Nur bei "...went to carvel to get a milkshake..." muss ich immer noch skippen.  

Jay Dee - "Welcome to Detroit"
Grundlegend für alles, was ich an Beats gut finde.


Die drei diesjährigen Lieblingsalben von DJ Adlib  

Stalley - "Lincoln Way Nights"
Als alter Ohio-, The 3rd- und Rashad-Fan find ich super, dass der bei Rawse neue Musik macht – und Rap über Autos gibt es eh nie genug. 

Kendrick Lamar -  "Section 80"
Rundes Album. Interessanter Typ. 

 


Freddie Gibbs - "Cold Day in Hell"
Gangsta-Rap auf 70-80bpm mit Weichspüler-Loops. Sommer.  

Das wird 2012 groß:   

Jay Electronica - "tba"
Aus verlässlichen Quellen hört man des Öfteren, dass die Platte wohl so gut wie fertig ist und auch noch unglaublich toll sein soll. Ich glaube das und hoffe das Beste.  

Andre 3000 - "tba"
Seit 2009 waren jegliche Gast-Strophen besser als die Alben, auf denen sie gefeatured waren.  

Ta'raach - "tba"
Kann besser rappen und produzieren als alle Anderen. Wirklich.    




Oliver Marquart (Chefredakteur rap.de)  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Jeder, der sich hierzulande für Rap interessiert, ist irgendwann schon einmal über den Namen Oliver Marquart gestolpert – sei es in seiner Funktion als freiberuflicher Schreiber für die Juice, als Autor für die Backspin oder nun, in seiner aktuellen Position, als Chefredakteur von rap.de – „Deutschlands HipHop-Website Nummer 1“. Vor allem hinsichtlich hiesigen Raps und HipHop aus der Hauptstadt macht dem Berliner niemand etwas vor.

 Olivers drei Alltime-Rap-Lieblingsalben 

N.W.A. - "Niggaz 4 Life"
Eine Offenbarung, besonders musikalisch. Die rohen Texte boten einem rebellischen Teenager (mir) seinerzeit zudem die Möglichkeit, sich gegen alles und jeden abzugrenzen.

 


Dr. Dre - "The Chronic"
Noch bevor ich selbst die Freuden (und Sorgen) des Cannabis-Konsums kennenlernte, machte mich diese Platte damit bereits bestens vertraut. Die P-Funk-Samples taten ihr übriges.  

Ol’ Dirty Basstard - "Return to the 36 Chambers"
Nie wieder gab es ein Rap-Album, dass so wild, unfertig und überraschend daherkam. Jede Zeile, jeder Beat, jedes Kung-Fu-Film-Sample. Nicht übertreffbar, nicht wiederholbar.  

Die drei diesjährigen Lieblingsalben von Oliver  

Ahzumjot – "Monty"
Deutscher Rap hat sich musikalisch noch nie so weit rausgewagt: Dubstep-Bässe, Rockgitarren, Shoegaze – und das alles, ohne beliebig zu klingen. Dazu rappt Ahzumjot über das Kleine im Großen, mit Freude am Detail und in seiner ganzen Unentschlossenheit dennoch mit dem Herz am rechten Fleck.  

Tyler, the Creator – "Goblin"
Hier entlädt sich jede Menge Wut und Selbsthass, aber auch ein sympathischer Sarkasmus und eine bemerkenswerte psychologische Reife. Allein für seine tiefe Stimme muss man Tyler als Rapper lieben.  


Casper – "XOXO"
Ein Schlüsselalbum für deutschen Rap. Danach ging (fast) alles. Und selbst das Feuilleton, das Rap gerade noch für tot erklärt hatte, mochte uns plötzlich wieder. Wow.  

Das wird 2012 groß:  

Kraftklub - "Mit K"
Jaja, schon klar: Ist ja gar kein Rap, weil mit Gitarren. Und der Sänger rappt zwar, trägt aber enge Hosen. Wird aber trotzdem super, nach allem, was schon zu hören war. 

DCS – "Silber "
Die Silberrücken sind zurück; mit einem Sound, der nicht retro, sondern klassisch klingt und Reimen über Dinge, die nicht nur, aber auch Erwachsene interessieren. Ach ja: Nenn es bitte kein Comeback.  



Die Orsons – "tba"
Was haben die vier sympathischen Spinner da vor?  Vielleicht das nächste Schlüsselalbum für deutschen Rap. Oder Fahrstuhl-Pop mit Synthiebässen. Wer weiß...?!    




Busy (Produzent) 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Seit 1997 steht Busys legendäres TrueBusyness-Studio für hochwertiges Audio-Mastering. Busy hat als Produzent und Engineer erfolgreich bei mehr als 500 Veröffentlichungen mitgewirkt und mit dem Who is Who der deutschen HipHop-Szene (und darüber hinaus) zusammengearbeitet.  

Busys drei Alltime-Rap-Lieblingsalben  

Common – "Like Water For Chocolate"  
In Sachen Sound ist die Platte nicht zu toppen. Da stimmt alles: Die Produktion ist ultrafett, Common hat einen unglaublichen Flow und eine sehr gute Songauswahl. Ein Alltime-Classic, das bei mir seit Veröffentlichung auf Rotation läuft.  

The Roots – "Things Fall Apart" 
Eine der wegweisendsten Platten für Aufnahmetechnik und modernen Sound. Auf der Platte sind außergewöhnliche Sachen passiert – zumindest für HipHop. Unerreicht bisher, zumal mein Freund und Mentor Axel Niehaus die Platte zusammen mit Bob Power gemischt hat.  

Pete Rock & C.L. Smooth – "Mecca And The Soul Brother" 
Ich verbinde mit dieser Platte eine unheimlich tolle Zeit. Pete Rock gehört für mich nach wie vor unter die Top-3-HipHop-Produzenten ever, denn das ist ein Typ, der mit minimalsten Mitteln die krassesten Beats gemacht hat. Aber auch C.L. Smooth hat als Rapper seine Persönlichkeit eingebracht.

 

 

Marteria – "Zum Glück in die Zukunft" 
Ich weiß: Die Platte ist von 2010. Aber mit diesem Album hat er ein dermaßen jahresübergreifendes Album abgeliefert, das an dieser Stelle einfach noch mal erwähnt werden muss. Marteria ist der Peter Fox des Rap in Deutschland. Sehr erwachsen, mit einer ausgeklügelten Produktion, die zwar sehr minimalistisch, aber dennoch sehr auf den Punkt gebracht ist. Ein absoluter Volltreffer in Sachen Musikalität.  

Das wird 2012 groß:    

Marc Reis - "tba"  
Ich befinde mich mit Marc gerade in der Produktionsphase für die Platte. Marc und ich haben uns in Berlin wieder getroffen und uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Es hatte nichts mit Musik zu tun, wir waren einfach zwei Typen, die gerne ein Bierchen zusammen trinken. Irgendwann kamen wir auf die Idee, zusammen ein Album zu machen. Ein Album, das sehr reif und erwachsen werden soll. Sprachtot war gestern, Marc Reis ist heute. Und zwar mit ganz viel Soul und Funk im Arsch! HipHop fürs Herz.  

Megaloh - "tba"  
Megaloh höre ich schon seit Längerem und war immer schon von seinen Raps begeistert – selbst damals als Gastfeature bei Moabeat. Ich freue mich auf sein neues Album und bin sehr gespannt drauf.  

Marsimoto – "Grüner Samt"  
Ich bin sehr gespannt auf die Produktion. Marten wird mit seinem Produktionsteam auf der Platte wieder richtig was reißen, da bin ich mir sicher!

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