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Fast-Sommer

Text: stadtsolistin

Wir waren jung in jenem Sommer. Er hatte gerade den Führerschein und wir fuhren so oft wie möglich an den Strand. Alle Fenster auf, den Fahrtwind im Haar flogen wir zu zweit die Landstraßen entlang. Er hatte schwarze Haare und die blausten Augen, die ich je gesehen habe, blauer noch als das Wasser der Ostsee. Der Leberfleck unter seinem Auge sprang hin und her, wenn er lachte.



Es sollte unser Spätsommer werden. Aber "manchmal wenn [...] die Wolken brechen, dann denke ich daran, wie schnell alles vorbei sein kann."



Wir werden uns nie zum ersten Mal küssen und seine Finger werden nie wieder meine suchen, wenn wir am Strand liegen und schweigen. Wir werden nie wieder Kopfhörer teilen und sein Name wird nie mehr auf meinem Telefon leuchten, wenn es klingelt.



Vor ein paar Tagen hab ich seine Schwester auf der Straße gesehen. Wir haben seit jenem Telefonat nicht wieder miteinander gesprochen. Ich war nicht auf seiner Beerdigung und ich war in den Jahren noch nie an seinem Grab. Ich fahre an den Strand, wenn ich es nicht mehr aushalten kann.



Ab und zu verliere ich mich in Tagträumereien und denke an ihn. Er sorgt dafür, dass ich niemals vergesse, wie wichtig es ist, auch den kleinen Moment wahrzunehmen. Was sonst noch bleibt, ist die Erinnerung. Und der eine Satz in meinem Kopf.



Verdammt, komm zurück und küss mich endlich!

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