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Erinnerungen tun weh.

Text: petitcoeur

Und dann zieht sie ihren dicken Pulli an, selbst wenn es draußen viel zu warm dafür ist. Sie zieht die Kapuze über den Kopf und lächelt unmerklich. Es gibt Momente, in denen läuft sie so durch die Stadt, im Sommer. In diesem Kleidungsstück fühlt sie sich wahnsinnig wohl. Sie ist sie selbst. Kapuze auf und abtauchen. In ihre Welt. Die Geräusche der Menschen, der Stadt, der ganzen Welt sind plötzlich so weit weg. Es ist egal, was andere denken, was andere sagen, was andere machen. Nur sie ist jetzt wichtig und das fühlt sich verdammt gut an.



Manchmal denke ich noch an dich. Eigentlich waren wir doch gut. Aber eigentlich wollte ich Gefühle und du nur Sex. Eigentlich war ich dir zu ehrlich und eigentlich warst du mir zu erwachsen. Eigentlich hätte ich viel zu viel für dich gegeben, wenn du das nur gewollt hättest. Doch du wolltest nicht.



Und dann zieht sie diesen Pulli an, einfach um zu wissen, wer sie ist. Er hält sie warm. Niemand kommt ihr zu nah, wenn sie ihn trägt. Dann steckt sie die Hände in die Taschen und spürt die Wärme auf ihrem Bauch. Der weiche Stoff streichelt ihren Nacken und lässt sie träumen. Weit weg.



Du hast mich verletzt. Und irgendwie habe ich dir dabei geholfen. Schritte, die dich von mir weg trugen, missverstand ich als  Aufforderungen dir zu folgen. Erinnerungen tun weh.



Und dann zieht sie ihren dicken Pulli an, einfach um im hier und jetzt zu leben. Denn diesen Pulli kennst du nicht. Du weißt nicht, wie wundervoll warm er ist. Wärme, die du schon lange nicht mehr gibst. Ein Sicherheitsgefühl, welches du nie garantieren konntest. Das Versprechen da zu sein, welches du nie aussprechen wolltest.



Sie zieht ihn an, setzt die Kapuze auf und schaut nur noch nach vorne.



Nicht mehr zurück.

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