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Mein Danebenjob im Spaßbad

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Ich bin immer schon eine gute Schwimmerin gewesen und habe dann während meiner Schulzeit und auch danach, während meiner Ausbildung zur Rettungsassistentin, in einem Freizeitbad gearbeitet. Das war toll, denn so konnte ich vor oder nach der Schicht noch schwimmen gehen, hatte tolle Kollegen um mich herum und war immer von den unterschiedlichsten Menschen umgeben. Klar, dass da immer etwas passiert ist: Kleine Kinder, die ihre Eltern verloren haben; Verletzungen jeglicher Art, die es zu versorgen galt.

Eine der abgefahrensten Geschichten war allerdings die, als ich gerade aus den Duschräumen kam und plötzlich Frauengeschrei hörte. Ich bin sofort losgerannt, weil ich befürchtete, es sei etwas Schlimmes passiert. Als ich dann am Ort des Geschehens ankam, staunte ich nicht schlecht: Da schwamm tatsächlich ein riesiger Bernhardiner im Becken!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Zeigebild hat nichts mit dem Ereignis in dieser Danebenjob-Folge zu tun. Es zeigt Rettungshund "Bootsmann", einen Bernhardiner, bei einer Demonstration anläßlich der Messe "Boot" in Düsseldorf.

Kein Wunder, dass sich da einige Badegäste erschrocken haben. Wer rechnet schon mit einem Hund im Hallenbad?! Hinter ihm her schwamm ein hagerer, älterer Herr, der sich auf Nachfrage als sein Besitzer herausstellte. Ich habe ihn und seinen Hund natürlich sofort aus dem Wasser herauszitiert - was gar nicht so einfach war, denn der Hund konnte natürlich nicht den üblichen Weg über die Leiter nehmen. So mussten ich und ein Kollege, der in der Zwischenzeit dazugekommen waren, das Tier vom Beckenrand aus dem Wasser ziehen, während sein Herrchen von unten geschoben hat. Der Hund wog bestimmt 70 Kilo. Wir haben uns echt einen abgewuchtet und wussten auch nicht, ob der Hund uns am Ende nicht noch beißt. Das hat er glücklicherweise bleiben lassen. Stattdessen hat er sich nach erfolgreicher Wasserrettung dermaßen geschüttelt, dass mein Kollege und ich fast so nass waren, als wären wir soeben selbst dem Becken entstiegen. Wir waren aufgebracht und verdutzt und haben den Herren gefragt, wie er mit dem Hund reingekommen sei und was das sollte? Doch von ihm kam keine Reaktion. Er wirkte irgendwie abwesend.

Wir haben Hund und Herr Richtung Büro mitgenommen, wo allerdings abgeschlossen war. Mein Kollege besorgte den Schlüssel, ich wollte Handtücher für mich und den Herren holen. Ich bat ihn, vor dem Büro einen Moment auf mich zu warten. Ich war höchstens eine Minute weg. Als ich zurück kam, waren der Typ und sein Hund verschwunden.

Ich bin natürlich sofort Richtung Ausgang gelaufen und habe sämtliche Kollegen, die ich unterwegs traf, um Hilfe beim Suchen gebeten. Aber Hund und Herr waren wie vom Erdboden verschluckt. Selbst bei meinen Kollegen am Ausgang sind die nicht vorbei gekommen. Ich weiß bis heute weder, wie die rein-, noch wie die rausgekommen sind. Und da der Typ während unseres kurzen Aufeinandertreffens kein Sterbenswörtchen gesagt hat, wird sich das wohl auch nicht mehr aufklären lassen. Lediglich ein paar Badegäste haben nachher noch berichtet, dass die beiden zu Beginn urplötzlich aus den Umkleideräumen gerannt kamen und schnurstracks ins Wasser gesprungen sind. Diese Story wird auf ewig das Rätsel meiner Nebenjobkarriere bleiben. Seinem Ruf als „Erlebnisbad“ ist die Therme in jeder Hinsicht gerecht geworden.

Text: daniel-schieferdecker - Foto: ap

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