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Mein Danebenjob als Barkeeperin

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Wenn man hinter der Bar arbeitet, passiert einem ja immer mal wieder etwas, von dem man erzählen kann. So sind nach mir schon Gläser und Flaschen geworfen worden und Prügeleien kommen natürlich auch immer mal vor. Und den furchtbar unoriginellen Satz „Du hast so schöne Augen" bekomme ich so häufig gesagt, dass ich ihn mittlerweile wirklich nicht mehr hören kann.

Eine der schönsten Geschichten aus meinem Berufsalltag ist mir allerdings vor vier Jahren passiert. Ich habe zusammen mit zwei anderen Kollegen in einer Kneipe gearbeitet und mich an diesem Abend extrem über die Zusammensetzung der Leute gewundert – einige Gäste kamen im Schlabber-Look mit Jogginghose und Turnschuhen; andere waren grell geschminkt und aufgetakelt bis zum Gehtnichtmehr; wieder Andere hatten Lack und Leder an. Der Laden war für eine Privatparty gemietet worden, sodass wir irgendwann überlegt haben, ob es sich vielleicht um eine Bad-Taste-Party handelt. Aber die Anwesenden haben ihre Outfits allesamt ernst gemeint. Es waren auch wirklich viele Leute da, es wurde ordentlich getrunken, sodass wir hinter der Bar gut zu tun hatten. Mein Chef kam irgendwann ebenfalls in den Laden, sodass wir ihn im Laufe des Abends immer mal wieder gefragt haben, was das denn nun für komische Leute seien – aber er ist uns permanent ausgewichen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Auf einmal kam der Kollege, der die Gläser eingesammelt hat, zu uns und meinte, dass zwei Männer hinten im Laden ganz heftig mit einer Frau herummachen würden – und ein weiterer Mann würde wohl filmen. In dem Moment hat uns unser Chef dann endlich gestanden, dass der Partyveranstalter ein Pornodarsteller war, der sämtliche Kollegen eingeladen hat – da hat uns dann natürlich gar nichts mehr verwundert. Wir meinten dann bloß: „Chef, wenn die da hinten zugange sind, dann ist es deine Aufgabe, zu denen zu gehen und sie daran zu hindern." Das hat er auch sofort eingesehen und meinte sogar selbst noch, dass der Laden schließlich ein öffentlicher Raum sei und sexuelle Handlungen deshalb strafbar wären. Zu den Leuten hinzugehen hat er sich aber trotzdem nicht getraut. Das ist ihm echt unangenehm gewesen. Am Ende ist dann eine Kollegin, die privat da war, zu den Leuten gegangen und hat dem Spektakel ein Ende bereitet.

Die am Dreier beteiligte Frau kam danach noch mehrmals zu uns und hat sich aufrichtig entschuldigt. Das war ihr peinlich – allerdings nicht, dass sie beim Sex mit den zwei Typen von uns „erwischt" wurde, sondern dass sie nicht wusste, dass das verboten ist. Ich selbst habe das Schauspiel leider nicht gesehen, aber es muss wirklich heiß hergegangen sein – die Frau hat zumindest ganz schön nach Schweiß gerochen. Und wir wissen bis heute nicht, ob nicht irgendwo irgendwelche Pornofilmchen mit Sexszenen aus unserem Laden kursieren. 

Text: daniel-schieferdecker - Illustration: Katharina Bitzl

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