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An den Kurbeln der Stadt

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Wenn Lena Schmidbauer einen fragt, ob man um einen Drink kickern will, sollte man auf jeden Fall Geld dabei haben. Sie war im Badminton schon Spitze: Mit 14 spielte sie zweite Bundesliga, mit 16 musste sie wegen Knochenmarkentzündungen in beiden Beinen den Sport wechseln. Heute ist sie 23 und hält am Kicker mit den besten Frauen in Europa mit. 2010 hat sie zuletzt ein internationales Turnier in der Schweiz gewonnen. Uns hat sie die Tische der Stadt gezeigt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


 
Netzer und Overath, Baaderstr. 33
Hier spielt man: Nirgendwo sonst ist der Weg von der Tanzfläche zum Kicker kürzer als im Netzer. Gut, die Stangen sind alt, schwer und klebrig und die Wahl der Spielseite kann entscheiden, ob der Ball noch ins Tor rollt oder nicht – aber wo sonst hat man zu ganz später Stunde noch Chancen auf einen Sieg?
Das sagt die Expertin: „Vollstangen gibt es an Profitischen seit Jahren nicht mehr. Die sind schwerer, weil sie mit Metall gefüllt sind. Auch sonst ist der Tisch am Ende. Musik und Leute sind dagegen toll, Bolzen kann ja auch mal Spaß machen.“
Spielniveau: Einsteiger

Die Bank, Müllerstraße 42
Hier spielt man: Kickerspieler in der Bank gehören zur Upper Class. Im Obergeschoss gibt es einen Raum für die Cracks. Am Mittwoch (20 Uhr, 3 Euro Einsatz) stehen hier auch mal Bundesligaspieler am Tisch. Wem das Niveau oben zu hoch ist, der kann im Erdgeschoss üben – da stehen zwei Geräte fürs gemeine Volk.
Das sagt die Expertin: „Abgesehen vom Happy Billard der beste Laden in der Stadt. Mittwochs vor allem, aber auch am Wochenende sind erfahrene Spieler da. Ansonsten: Gepflegte Tische, Ventilatoren, super Spieler.“
Spielniveau: Profi
 
Türkenhof, Türkenstraße 78
Hier spielt man: An eine Schiefertafel hat jemand die Teesorten des Hauses geschrieben: „Sonne Asiens“ und „Kräutergarten“. Der Flachbildfernseher wirkt schon modernistisch im Altschwabinger Ambiente – und erst recht die Top-Kickertische im Hinterzimmer. Nationalspieler Nico Voigt gibt an ihnen jeden Donnerstag um 19 Uhr eine gratis Anleitung im Dribbeln, Schießen und Blocken.
Das sagt die Expertin: „Ideal für Leute, die schon ein bisschen was können und jetzt besser werden möchten. Das Turnier am Donnerstag, im Anschluss an das Training, hat sich mit rund 20 Besuchern schnell etabliert.“
Spielniveau: Einsteiger bis Semiprofi

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Es gibt unzählige Kickerkneipen in der Stadt. Aber wo kann man sich an den Tisch wagen, ohne sich zu blamieren? Hier im Substanz geht das, aber die Tische dort haben ihre Eigenheiten.
 
Happy Billard, Fraunhoferstraße 6, Martinsried
Hier spielt man: Wie man ja weiß, achtet der Profi eher auf Funktionalität als auf den besonders coolen Stil. Im Happy Billard ist Kickern keine Nebenbeschäftigung des Kneipenbesuchs. Im Gegenteil: Das Spiel ist der eigentliche Grund für diesen Besuch. Radler-Handschuhe sind hier also genau so drin wie Sportklamotten. Das Blinken der Spielcomputer gibt einen Hauch von Italien-Familien-Urlaub-Feeling der 90er Jahre. Der Wirt ist selbst Kicker-Fan und legt noch was in den Jackpot.
Das sagt die Expertin: „Ich empfehle das Doppel-Turnier am Montag (20 Uhr, Einsatz 5 Euro). Einsteiger werden dabei den besten Leuten zugelost. Beim Einzelturnier am Donnerstag (20 Uhr, 5 Euro Einsatz) bekommt man Bonuspunkte gegen starke Spieler. Auch gut. Da kann man theoretisch erfahrene Turnierspieler schlagen.“
Spielniveau: Profi
 
Flex, Ringseisstraße 11a
Hier spielt man: Das Flex ist die Schwabinger Sieben des Münchner Südens. Mit einem Unterschied: Die Wände sind schon seit Jahren nur noch teilweise schwarz – inzwischen gibt es auch Orange und Rot und Gelb. Aber nichts anderes ist so weiß wie der Kicker von Lettner – und nichts wird hier liebevoller gepflegt.
Das sagt die Expertin: „Das Flex find ich toll. Es steht eigentlich immer jemand am Tisch. Am besten sind Dienstag, Donnerstag und Freitag. Das Niveau ist ordentlich. Wem das zu hart ist, der hat immer die Möglichkeit, an einem der anderen Tische zu spielen, die alle in einem guten Zustand sind.“
Spielniveau: Einsteiger bis Profi – alles dabei.
 
Substanz, Ruppertstraße 28
Hier spielt man: Kickern und Skaten haben etwas gemeinsam: In der Regel geht es darum, dass Jungs sich gegenseitig etwas beweisen. Die Locals, die an den Tischen auf der Bühne im Substanz spielen, beobachten die Neuen deshalb genau, vor allem, wenn sie gut sind.
Das sagt die Expertin: „Erinnert mich an die Südstadt in der Thalkirchner Straße oder den X-Club. Eingeschworene Szene. Gehobenes Kneipenniveau. Allerdings ist die Tischfläche zu glatt, um hier technisch fein zu spielen.“
Spielniveau: Semiprofi



Text: fabian-mader - Fotos: fabian-mader

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