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intensiver Augenkontakt Tag

Text: BenUtzBar






Es gibt so Tage, die wählen sich ihre Überschrift selbst.
Ganz ohne großes Mitwirken der eigenen Person.

Gestern gab zum größten Teil der Hass den Ton an.
Ob der Busfahrer auf dem Weg zum Flughafen, der sich auf einer dreispurigen Straße neben einem LKW wohl etwas schlanker einschätzte und mit seinem linken Außenspiegel den rechten Außenspiegel des LKWs tuschierte.
Oder die ältere Dame im Kleidungsladen, die Minuten lang auf die Verkäuferin einredete wie unzufrieden sie mit dem kürzlich gekauften Produkt doch sei und wieso es niemand anderen zum anbrüllen gäbe außer die Verkäuferin, die ja die Sachen nur verkauft und nicht selber strickt und das auch immer wieder versuchte der Dame deutlich zu machen.
Bis hin zum scheinbar tief frustrierten Straßenbahnfahrer, der über vier Stationen hinweg immer wieder seinen rechten Arm leicht nach oben springen ließ, die Hand bis auf den Mittelfinger, zu einer Faust geballt.
Oder erneut der Busfahrer der über das viel zu laut eingestellte Mikrofon, die Passagiere im hinteren Teil darauf aufmerksam machte, dass „wir hier nich weita komm wenn se nich bald von der scheiß Tür weg jen!“

So wie dieser vergangene Sonntag zeigte dann auch der heutige Montag seinen ganz eigenen Charakter.
Und der war manchmal langhaarig blond oder wellig brünett, mit grünen Augen oder blauen, in einem engen Rock oder einer noch engeren Jeans.
Er war vielseitig und doch einfach nur schön.
Denn heute stolperte ich nichts ahnend in einen wunderschönen Tag voller wunderschöner Frauen.
Überall.
Ob beim Supermarkt zwei Positionen vor mir in der Schlange vor der Kasse.
Ob die Kassiererin selbst.
In der U-Bahn auf dem Weg zum Mittagessen, auf dem Weg vom Mittagessen zurück.
Bezaubernde Frauen wo hin das Auge sah.
Und als sei dies nicht schon Grund genug einen Tag als gelungen zu betrachten, bekam ich von der so attraktiven Frauenwelt um mich herum kontinuierlich Blicke geschenkt.
Doch es waren keine normalen Blicke, die nur sicherstellen sollen das man nicht lgiech gegeneinander rennt, nein, ich wurde mit intensivem Augenkontakt beschenkt.
Frauen flirteten mit mir nur durch den Kontakt unserer Blicke.
Zu Beginn fühlte ich mich unsicher und weichte eben diesem Augenkontakt meist schüchtern aus, dann hielt ich immer länger die Spannung aufrecht und schaffte am Ende sogar die flüchtigen Treffen mit einem kurzen Lächeln zu pointieren kurz bevor man dann aneinander vorbei lief.
Der Tag neigte sich seinem Ende doch Berlin wusste noch einmal mit einem gelb stichigen Sonnenuntergang aufzuwarten.
Selbstbewusst durch die vergangenen Stunden nahm ich mir ein Herz und fragte eine attraktive Kollegin ob ich sie zum Abendessen ausführen dürfte.
Sie willigte ein und wir verbrachten einen amüsanten Abend miteinander, erst in einem kleinen griechischen Lokal direkt an der Spree, später schlendernd über die Museumsinsel.
Auf dem Heimweg passierten wir eine längere, etwas verlassen wirkende Nebenstraße.
Fast in der Mitte dieser Straße kam uns ein Mann mit schwarzer Kapuzenjacke entgegen.
Einige Meter vor uns beobachtete ich meine Begleitung auf einmal einen intensiven Augenkontakt beginnend. Allerdings nicht mit mir sondern eben mit diesem entgegen kommenden Typen.
Der Mann erwiderte den Blick und einige Sekunden lang schien ich vergessen und die Wahl auf ihn gefallen.
Am Ende der Straße fragte ich sie dann ob sie den Mann denn kannte.
„Oh nein,“ antwortete sie kopfschüttelnd „Ich forciere den Blickkontakt damit solche Typen nicht denken ich sei leichte Beute und das es mich in Wirklichkeit vor ihnen gruselt, verstehst du?“

Ich verstand und wünschte mir, es wäre wieder Sonntag.

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