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Abschied in Teilen

Text: Zwischenruf
Du wirst für mich zur Qual.

Wie ein dünnes Tuch, das über der Haut liegt, verberge ich etwas vor Dir. Die Gedanken sind frei und so denke ich tagelang nur an Dein Lächeln. Aber das kann ich Dir nicht zeigen. Eine hauchzarte Schicht aus Selbstschutz steht dazwischen, die Dir ein verschwommenes Bild präsentiert, von einem Mädchen voller Widersprüche.

Dich am Montag neben mir zu haben, war ein Geschenk und Folter. Wie ein Faustschlag trifft mich die Erkenntnis, dass ich mich nach Dir sehne, aber das darfst Du nicht wissen.
Dir ins Ohr zu flüstern, mit Dir zu lachen und zu scherzen, das sind kleine Privilegien, die ich nicht missen kann.

Dein Winken schneidet mir ins Herz, weil ich weiß, dass eben diese Hand gerade noch neben meiner lag. Wenn Du in meinen Augen lesen kannst, hast Du das Bild gesehen, das ich versuche, vor Dir zu verbergen.

Einen Tag später hättest Du die Tränen gesehen, die Dich nur verwirrt hätten, denn das spöttische Lächeln will einfach nicht dazu passen. Unsere privaten zehn Minuten vergehen wie zwei Herzschläge, Deiner und meiner. Deine Hand, die meine umfasst, einmal eine Winzigkeit Förmlichkeit, mit der Du etwas sagst, das ich nicht verstehe.

Wahrheiten sind wichtig, das sagen alle. Aber sie verschweigen, dass man den Mut braucht, um sie auch auszusprechen. Und ich kann Dir einfach nicht in die Augen, die viel zu wachen, viel zu aufmerksamen, viel zu schönen, schauen, wenn ich ehrlich bin. Du könntest viel zu viel erkennen. Und ich kann Dich nicht ansehen, als Du Deine Einladung aussprichst, aber mein Herz trommelt die Worte: "Ich [Schlag] bin [Schlag] ja [Schlag] hier [Schlag]. Kommen [Schlag Schlag] Sie [Schlag] vorbei [Schlag Schlag] - - [Aussetzer]" - wie gut, dass wir alle keine Mediziner sind. Herztöne gehen viel zu oft unter in der Welt und manchmal ist das auch gut so.

Deine Wünsche sind fromm und gut und liebenswert launig, denn wer weiß schon, was passiert, wenn alle Wünsche in Erfüllung gehen? Aber Du wünschst einfach alles erdenklich Gute und ich bin dankbar, dass ich nur eine von vielen bin und Dich nicht ansehen muss, denn es gibt nichts mehr, hinter dem ich mich verstecken könnte. Mein Selbstschutz hat sich schon verabschiedet von Dir und lässt mich alleine und nackt zurück.

Dein "Tschüß!" [SchlagSchlagSchlag] ist nicht mehr als ein vertrautes Murmeln und ich bete für ein weiteres Wort, aber es kommt nur ein lächelndes Winken. Ich kann nicht mehr verbergen, was Du nicht sehen sollst. Ich kann einfach nicht mehr. Mit Dir. Ohne Dich.

Ich habe Angst vor morgen [SCHLAG SCHLAG SCHLAG].

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