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Würdest du dein Kind mit auf ein Festival nehmen?

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Es ist Mitte Juli, gerade ist das Melt!-Festival vorüber gegangen und wir befinden uns in so etwas wie einer Halbzeit der Festivalsaison - ein guter Zeitpunkt, mal über ein paar Dinge zu reden.

Was mir ja in diesem Jahr besonders im Kopf hin- und herschießt, ist die Sache mit Kindern auf Festivals. Entweder, ich entwickele mit der Zeit empfindlichere Antennen für kleinere und größere Babys, oder aber der Kinderanteil auf Festivals nimmt tatsächlich rapide zu. Wo man auch hinschaut, irgendwo zwischen Matsch, Kippen und jeder Menge angetrunkenen Musik- und Fashionmenschen findet man immer ein auf seinen Speckbeinchen umherirrendes Kind. Ganz allein stolpert es da natürlich nicht herum, meistens steht nicht weit entfernt ein Elternteil in der Nähe, wirft mit den Beinen wippend einen hippie-coolen Blick auf seinen Nachwuchs und repräsentiert einen Typus Eltern, von dem ich einfach nicht weiß, was ich von ihm halten soll.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Bin ich spießig, wenn ich über sein Verhalten die Nase rümpfe? Sollte ich ihn vielleicht einfach nur saucool finden dafür, dass er sein Kind dem Leben aussetzt, sich keinen Spaß verderben lässt und ganz laissez-faire darauf vertraut, dass das Kind stärker macht, was es nicht umbringt? Aber tut es das? Kann es gut sein für ein Kind, drei Tage am Stück von Alkohol- und Drogenleichen umgeben zu sein und währenddessen auch noch einen Beat aufs zarte Ohr gedrückt zu bekommen, den selbst ein Erwachsener kaum ohne Taschentuch in der Hörmuschel verkraftet? Ist das nicht alles ein bisschen wie Krieg für so ein junges Wesen? Sicher, die meisten Kleinkinder tragen Ohrenschützer, wenn sie auf den Schultern ihrer jungen Eltern mitraven – aber, wenn man sie mal eine Zeit lang beobachtet, tun sie das erstens längst nicht alle und zweitens nicht rund um die Uhr.

Was ich mich auch frage: Wie läuft das eigentlich nachts beim Campen? Wer geht wann mit dem Kind ins Bett und wer hält Zeltwache? Ist ein Festival mit Kindern nicht nur moralisch fragwürdig sondern auch einfach unglaublich unbequem für die Eltern? Es kann ja durchaus schon nervenaufreibend genug sein, drei Tage am Stück zwischen Bier, Scherben, Urin und mangelhaften Sanitäranlagen auf sich selbst aufzupassen. Muss da nicht ein Besuch mit Kind die reine Hölle sein? Oder sehe ich das total verquer und so ein Elterncampingplatz auf dem Festival ist in Wahrheit eine völlig unterschätzte Area voller Freiheit, Liebe, Frieden und Blümchen?

Wie siehst du das? Würdest du dein Kind mit auf Festivals nehmen? Ist das verantwortungslos? Oder ist es als frühkindliche Erfahrung das Beste, was man einem Kind mitgeben kann? Und wenn ja, wie funktioniert so ein Eltern-Kind-Urlaub auf dem Festival eigentlich im Detail? Kann man da vielleicht sogar tatsächlich eine Bombenzeit erleben, wenn man gewisse Geheimtipps beachtet?

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