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Ich will eine WG gründen – was muss ich beachten?

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Vor etwas mehr als sechs Jahren habe ich mit einer Freundin eine WG gegründet. Damals wusste ich wenig über Mietverträge, wer für was haftet, was passiert, wen jemand auszieht und wer denn eigentlich am Schluss die Renovierung zahlt. Das regelt sich schon, dachte ich.  

Prinzipiell gibt es für solche WG-Mietverträge drei Möglichkeiten: Ein Hauptmieter, der an seine Mitbewohner untervermietet. „Das ist viel Verantwortung“, sagt Hermann-Josef Wüstenfeld vom Deutschen Mieterbund e.V., „der Hauptmieter haftet für die Miete und Schäden. Und es gibt noch einen Nachteil: Der Mietvertrag gilt nur so lange, wie der Hauptmieter auch in der Wohnung wohnt“.  

Die zweite Möglichkeit sind verschiedene Mietverträge, das heißt: Der Vermieter vermietet jedes Zimmer einzeln. Jeder haftet für sich, allerdings kann der Vermieter theoretisch auch eine x-beliebige Person in das Nachbarzimmer setzen, egal wie gut man sich mit der versteht.  

Die dritte Möglichkeit ist ein Mietvertrag, den alle unterschreiben – und genau das haben wir bei unserer WG gemacht. Und schon hatten wir ein Problem, denn jedes Mal, wenn einer der Mitbewohner auszieht, muss ein neuer Vertrag gemacht werden. Manche Vermieter – inklusive unserem - lassen sich das bezahlen, oder sie erhöhen bei der Gelegenheit gleich die Miete. Und es gibt noch ein Problem:„Wer zusammen einen Vertrag unterschreibt, der haftet auch zusammen“, sagt Hermann Josef Wüstenfeld. Das gilt für die Miete, genauso wie für Brandflecken im Parkett – selbst wenn man für die gar nicht verantwortlich ist.  

Der Böller war noch übrig von Sylvester. Kein kleiner Kracher, sondern ein daumendicker, dunkelroter Sprengsatz. Klar, wir hätten ihn verstecken sollen, aber wer zündet so was schon in einer Wohnung an? Heute weiß ich: Betrunkene. Und von denen gab es genug auf unserer WG-Party, die mir zeigte: Brandflecken entstehen schneller als man denkt.   Als wir die WG auflösten, musste der Boden renoviert werden. Die 500 Euro Reparaturkosten mussten die zahlen, die zuletzt in der Wohnung gewohnt hatten – obwohl sie selbst gar nicht verantwortlich waren für viele der Schäden. Die Brandflecken im Gang zum Beispiel, mussten Leute zahlen, die überhaupt nichts damit zu tun hatten, die nicht einmal selbst auf der Party waren.

Hermann-Josef Wüstenfeld rät deshalb, schon beim Einzug daran zu denken, dass man auch wieder auszieht. Eine Möglichkeit, sagt er, wäre es eine Kasse zu bilden, in die jeder pro Monat ein paar Euro zahlt. Am Schluss wird mit dem Geld renoviert. „So richtig durchsetzbar“, glaubt er, „ist das aber auch nicht“. Eine andere Möglichkeit ist deshalb, gleich in den Vertrag zu schreiben, dass beim Auszug keine Schönheitsreparaturen gemacht werden müssen. „Dann zahlt man zwar ein bisschen mehr Miete, aber dafür hat man weniger Ärger“, sagt Wüstenfeld.

Will das der Vermieter nicht, bleibt noch die interne Abmachung: Wenn wir ausziehen, zahlen alle dafür. Das, sagt Wüstenfeld, soll man aber auf jeden Fall schriftlich festhalten. „Sonst kommt der berühmte Mülleimer, wegen dem man sich streitet - und danach kommen dann die Erinnerungslücken“.  

Christoph Gurk, 30, wohnt heute mit seiner Freundin zusammen und praktiziert dort Brot statt Böller: Gemütliche Abendessen statt ausgelassener Partys  


Fünf Tipps für WG-Mietverträge:  

1. Bei Mietverträgen darauf achten, dass der Vertrag auch noch weiter gilt, wenn ein Mitbewohner auszieht. „Dafür kann man in einen Vertrag schreiben, dass die verbliebenen Bewohner das Recht haben, einen Mitbewohner auszutauschen“, erklärt Hermann-Josef Wüstenfeld vom Deutschen Mieterschutzbund e.V. Ansonsten droht bei jedem Auszug eine Mieterhöhung oder das Ende der WG.   

2. Vertrauen ist gut, Verträge sind besser. Je mehr Unklarheiten man beseitigt, desto weniger Stoff zum Streiten gibt es – und den gibt es in einer WG ohnehin schon genug.  

3. Wenn man in eine bereits bestehende WG kommt, unbedingt ein Übernahmeprotokoll machen. Ansonsten kommt man auch für die Schäden auf, die der Vormieter einem hinterlassen hat.   

4. Von Anfang an darum kümmern, wer am Schluss die Reparaturen zahlt. Dafür kann man ein Kasse anlegen, in die jeder pro Monat ein paar Euro einzahlt. So bleibt die Endrenovierung nicht an den letzten hängen.   

5. Aufpassen, dass man nicht zu viel repariert. Verantwortlich ist man erstmal nur für die Schäden, die man selber auch verursacht hat. Abnutzungsspuren gehören nicht dazu. Von Fall zu Fall und je nach Vertrag kann das aber variieren. Deshalb lohnt es sich auch schon als WG Bewohner dem Mieterschutzbund beizutreten. Die helfen bei allen Fragen und Problemen

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