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Wie kann ich mit dem Rauchen aufhören?

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Rauchen ist schlecht, rauchen macht hässlich, Lungenkrebs, Zungenkrebs, Falten, impotent, ach, und noch viel mehr. Und trotzdem machen es gar nicht so wenige. 35 Prozent der Männer und 22 Prozent der Frauen in Deutschland rauchen regelmäßig.

Und: Die Zahl der jugendlichen Raucher, vor allem der Mädchen, die rauchen, hat in den letzten Jahren wieder zugenommen. Momentan rauchen 15,4 Prozent der Jugendlichen regelmäßig. Das sind die Zahlen und Fakten. Und was ist jetzt mit der Frage? Sagen wir mal so: Eigentlich ist immer ein guter Zeitpunkt, mit dem Rauchen aufzuhören. Aber vielleicht ist jetzt gerade, also gerade eben in diesem gesellschaftlichen Klima ein wirklich guter Zeitpunkt, damit aufzuhören.  

Meine Rauchergeschichte ist relativ gewöhnlich: mit 15 probierte ich die erste Zigarette auf einer Party, dann fing ich ganz schnell an, regelmäßig zu rauchen, legte mir bald die passende nihilistische Garderobe und Geisteshaltung zur französischen Marke zu und habe einfach nicht mehr aufgehört damit. Ich habe immer gerne geraucht und nur äußert selten ein schlechtes Gewissen dabei empfunden, im Nachhinein denke ich, dass mich vor allem meine Ignoranz davor bewahrte, mich damit auseinanderzusetzen, wie mein Tabakkonsum andere Leute beeinträchtigte. Aber während ich mich von Aschenbecher zu Aschenbecher bewegte, änderte sich die Welt um mich herum dann doch. Erst ganz langsam, dann immer schneller wurden meine Raucher-Freiräume eingeschränkt: Es fing damit an, dass in der Bahn erst die Raucher-Abteile abgeschafft wurden und später auch im Bistro Rauchverbot herrschte. Dann wurden an der Uni sämtliche Aschenbecher abgeschraubt und irgendwann kam ein erstes Rauchverbot für Kneipen und Discos. Ich versuchte, mich davon nicht weiter beeindrucken zu lassen und zog mich dahin zurück, wo Rauchen erlaubt war. Da stand ich dann in den gelb abgezirkelten Rauchergehegen an Bahnhöfen, auf den Altbaubalkonen meiner Freunde und im designierten Raucherraum in der Arbeit und versuchte vergeblich, wenigstens ansatzweise die Lässigkeit und Weltläufigkeit auszustrahlen, die ich mit Rauchen immer verbunden hatte.  

Es war in einem dieser Momente, in dem ich beschloss, es sein zu lassen. Aufzuhören. Zum ersten Mal in meinem Leben. Weil ich nicht wusste, ob ich das schaffen würde, habe ich niemandem davon erzählt. Die Idee war simpel: einfach nicht mehr zu rauchen. Hilfsmittel wollte ich so wenig wie möglich verwenden, ich habe mir nur in einer Apotheke Kräuterzigaretten gekauft für die Abende in der Gesellschaft von Rauchern.

Und es hat tatsächlich geklappt – bisher: Seit ziemlich genau einem Jahr rauche ich nicht mehr. Um mit dem Rauchen aufzuhören, ist laut Julia Jakob, Referentin der Bundeszentrale zur gesundheitlichen Aufklärung (BZGA) eine Methode besonders wirksam: „Die sogenannte Schlusspunktmethode empfehlen wir Erwachsenen genauso wie Jugendlichen. Dafür setzt man sich einen Termin, zu dem man seine letzte Zigarette rauchen möchte. Und dann bereitet man sich auf diesen Tag sehr gut vor: Man sollte sich bewusst machen, in welchen Situationen man besonders gefährdet sein könnte. Dafür könnte man zum Beispiel einige Tage lang Tagebuch führen und sich beim Rauchen beobachten. Außerdem ist es wichtig, ganz bewusst die Entscheidung zum Aufhören zu treffen und den Willen dazu zu haben. Dann sollte man sich Strategien überlegen, wie man sich in Risikosituationen verhalten könnte, um nicht zur Zigarette zu greifen: Ob man dann vielleicht zehn Mal tief durchatmet, einen Kaugummi kaut oder Spazieren geht.
Wenn man sich intensiv auf diesen Tag vorbereitet und es dann auch wirklich durchzieht, dann kann das auch auf jeden Fall funktionieren. Auf dieser Website unterstützen wir diesen Prozess mit einem Programm, das junge Raucher beim Ausstieg begleitet.“

Meine ganz subjektiven Erfahrungen nach einem Jahr ohne Kippen: Ich rieche oder schmecke nicht besser als früher, aber ich kriege mehr Luft. Ein Kater ohne Zigaretten ist im Vergleich zu einem mit Zigaretten quasi nicht vorhanden. Mein Leben ist definitiv nicht aufregender geworden durchs Nichtrauchen, eher im Gegenteil. Ich mag den Geruch von Tabak immer noch gerne. Aber ich bin sehr froh, dass ich mich nicht mehr in die Raucherkabuffs zurückziehen muss.

Und: wenn ich es kann, dann kann es eigentlich jeder. Zumindest mal versuchen.  

Die Antwort von Christina Waechter, 33 Jahre, die zur Überraschung ihrer näheren und ferneren Umwelt vor ziemlich genau einem Jahr mit dem Rauchen aufgehört hat. EInfach so. Deren Leben aber zugegebenermaßen durch den Kippenverzicht nicht unbedingt spannender geworden ist. 
Fünf Tipps für das Nichtraucher- Werden:  

1. Es heißt, es gäbe kaum eine Sucht, die schwieriger loszuwerden sei, als das Rauchen. 70 bis 80 Prozent aller Raucher können laut WHO als abhängig bezeichnet werden. Und: je jünger ein Raucher, desto höher die Wahrscheinlichkeit der körperlichen Abhängigkeit.    

2. Wenn du mit dem Rauchen aufhören willst, dann mach dich schlau im Internet – zum Beispiel auf den Websites rauchfrei-info.de, anbieter-raucherberatung.de oder aktionsbuendnis-nichtrauchen.de. Die geben Tipps und verlinken auch auf Angebote und Initiativen in deiner Nähe.

3. Wenn du es trotz gutem Vorsatz nicht geschafft hast, die Zigaretten loszuwerden, dann sei nicht verzweifelt, du bist in bester Gesellschaft: nur fünf Prozent der Menschen, die ohne fremde Hilfe mit dem Rauchen aufzuhören, sind beim ersten Versuch erfolgreich. Es kann also sein, dass du es öfter versuchen oder professionelle Hilfe annehmen musst. Die gute Nachricht: fast alle Raucher schaffen es nach mehreren Anläufen, zu Nichtrauchern zu werden.

4. Das Gemeine am Aufhören ist, dass man mit dem Rauchen in der Regel viele gute Erinnerungen verbindet. Die Entspannung der Zigarette nach einer anstrengenden Prüfung, die geteilte Zigarette mit der besten Freundin an einem Strand zum Sonnenuntergang – all diese positiven Erinnerungen werden mit dem Rauchen gleichgesetzt und, dem selektiven Gehirn sei dank, all die schlimmen Zigaretten vergessen, die man währenddessen ja auch geraucht hat.

5. Und: So cool, wie die Jazzer und Schauspieler in den Schwarz-Weiß-Fotografien der1950er Jahren waren wir nie und werden wir auch niemals sein, ob nun mit oder ohne Kippe im Mundwinkel.        

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