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Ab welcher Menge ist Alkohol wirklich schädlich?

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Die übliche Floskel, der ich mich bediene, wenn ich mich mit einem Freund verabreden will, sagt eigentlich schon alles. „Lass uns mal wieder ein Bier trinken gehen“. Ein Bier. Nicht: ein Wasser, eine Traubensaftschorle, eine Buttermilch. In den vergangenen zwei Wochen habe ich an genau vier Tagen keinen Alkohol getrunken. Manchmal war es nur ein Glas Wein zum Essen, vor allem an den Wochenenden aber deutlich mehr. Alkohol gehört zu meinem Alltag, bei den meisten meiner Freunde und Bekannten ist das nicht anders. Keiner von uns würde sich deshalb als Trinker oder Alkoholiker bezeichnen. Ein oder zwei Bier am Abend, das kann ja nicht so schlimm sein, denkt man sich.

Doch, kann es. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hat Grenzwerte für die Menge Alkohol ermittelt, die ein gesunder Erwachsener pro Tag zu sich nehmen kann, ohne dass es ihm erheblich schadet. Bei Männern liegt diese Grenze bei 20 bis 24 Gramm Alkohol am Tag – das entspricht in etwa einem halber Liter Bier oder 0,25 Liter Wein. Bei Frauen liegt der Wert um die Hälfte niedriger: 10 bis 12 Gramm Alkohol, beziehungsweise 0,25 Liter Bier oder etwa 0,12 Liter Wein, ein ziemlich kleines Glas also. Und auch bei diesen Werten rät die DHS zu zwei alkoholfreien Tagen pro Woche. Christa Merfert-Diete, Sprecherin der DHS, betont außerdem, dass selbst diese Mengen nur einen „risikoarmen“ Alkoholkonsum darstellen. „Komplett risikofrei ist der Genuss von Alkohol nie.“

Dennoch seien die Werte der DHS eine gute Orientierung, sagt Helmut Seitz, Vorsitzender der Europäischen Gesellschaft für Alkoholforschung. „Um eine Leberzirrhose zu bekommen, müsste man schon mehr trinken.“ Das Feierabend-Bier oder das Glas Wein sind also in Ordnung, solange man sich nicht nachschenkt. Und solange man es nicht jeden Tag braucht. Das wäre ein Zeichen für Abhängigkeit, sagt Seitz: „Man sollte das tägliche Bier auch ohne Probleme mal eine Woche lang weglassen können.“

Vor allem junge Leute müssen sich in Acht nehmen. Denn je jünger jemand zu trinken beginnt, desto höher ist das Risiko einer Abhängigkeit. Das Gewohnheits-Bier beim Treffen mit Freunden wegzulassen habe ich auch schon mal versucht. Zwar hatte ich nicht unbedingt Angst vor Abhängigkeit, sondern eher vor der mangelnden Sommertauglichkeit meines (Bier-)Bauches.

Trotzdem galt die Regel: Alkohol nur am Wochenende, sonst nur Spezi und Schorlen. Keine schlechte Taktik, findet Seitz, vorausgesetzt, dass man es am Wochenende nicht übertreibt und all die Biere, die man sich vorher nicht gegönnt hat, an einem Abend herunterstürzt. Denn der Vollrausch ist der Gehirnzellenkiller, sagt Seitz: „Das Hirn reagiert erst auf größere Mengen Alkohol. Dafür aber umso heftiger, das löst schwere Veränderungen im Gehirn aus.“

Nun hat Alkohol aber nicht nur direkte Folgen wie eine kaputte Leber oder zerstörte Nervenbahnen im Gehirn. Er beeinflusst auch das Risiko für andere Krankheiten, und das bereits in Mengen, die nur knapp über den von der DHS empfohlenen Maximalwerten liegen. „An den sogenannten Alkohol-Folgekrankheiten sterben jährlich 20.000 bis 25.000 Menschen“, sagt Seitz – so viele Menschen, wie in einer Kleinstadt leben. Die häufigsten Folgekrankheiten sind verschiedene Formen von Krebs: Mund-, Speiseröhre, Leber- und Darmkrebs. Frauen laufen zusätzlich Gefahr, das Brustkrebsrisiko zu erhöhen.

Christian Helten, 29, ist nach der Recherche zu diesem Text in den Supermarkt gefahren und hat ein paar Kartons mit Säften gekauft. Das letzte Mal beim Italiener hat er eine Apfelschorle bestellt

Fünf Tipps zum richtigen Umgang mit Alkohol:

1. Immer im Hinterkopf behalten: Alkohol ist ein Nervengift. Trinken ist also prinzipiell nie ganz risikofrei.

2. Das regelmäßige Bier mit Freunden wird von der DHS als „risikoarm“ eingestuft. Die Grenze dieses risikoarmen Konsums liegt bei 20 bis 24 Gramm Alkohol bei Männern und 10 bis 12 Gramm bei Frauen.

3. Bei Jugendlichen, deren Körper noch nicht ausgereift ist, richtet Alkohol deutlich höhere Schäden an, sagt Christa Merfert-Diete von der DHS.

4. Je früher im Leben man beginnt, regelmäßig Alkohol zu trinken, desto größer ist die Gefahr, süchtig zu werden.

5. Zur Kontrolle kann man überprüfen, ob das eigene Trinkverhalten Merkmale Suchtmerkmale aufweist. Muss ich die Dosis erhöhen, um die gleiche Wirkung zu erzielen? Trinke ich maßlos, ohne aufhören zu können? Fällt es mir schwer, das Trinken von Alkohol einfach mal eine Weile sein zu lassen?

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