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IC 2310

Text: freiwild

16:30 – Hamburg-Damtor



In 7 Minuten kommt der Zug- Pünktlich. Wagenstandsanzeiger gecheckt und auf die Seite mit dem Fahrradabteil gestellt. Die Klappsitze sind eine gute Möglichkeit für Reservierungs-Geizkragen oder Kurzfristigbucher, um in den teils übervollen Wochenendzügen doch noch einen Sitzplatz zu ergattern.



16:37 – In 15 Minuten kommt der Zug.



16:47 – „Sehr geehrte Damen und Herren. IC 2315 zur Fahrt nach Frankfurt Hauptbahnhof über Bremen Hauptbahnhof, Dortmund Hauptbahnhof, Köln Hauptbahnhof, wird heute etwa 25 Minuten später eintreffen.



17:05 – Hamburg-Damtor – Abfahrt. Immerhin stimmte die Wagenreihung heute, und ich muss nicht mit 2 Reisetaschen über den Bahnsteig sprinten, um an die andere Seite des Kolonnenhaften Zuges zu gelangen.



17:10 – Ich habe den einzigen Notsitz, an dem die Steckdose kaputt ist – aber immerhin hätte ich eine haben können. Mir ist es seltsam peinlich das zuzugeben und ich weigere mich, mein Notebooknetzteil wieder einzupacken. Jetzt hängt es nutzlos in der Luft rum.



17:17 – Hamburg Hauptbahnhof



Der Bahnsteig sieht aus wie ein Personenhochregallager. Gut die Hälfte der diffusen Menschenmasse drängt sich in den Zug. In meinem Wagen fällt das Licht aus. Die nette junge Mutter mit Kind, die mich die letzten zwei Wochen zufällig begleitet hat, ist dieses Mal nicht mehr da.



17:20 – Hamburg-Hauptbahnhof - Abfahrt.



17:33 – Hamburg-Harburg



Letzte Woche haben sie hier die Weiterfahrt unterbrochen, weil der Zug Augenscheinlich überfüllt war. Dann haben sie festgestellt, dass der gemeine Bahnfahrer lediglich eine Vorliebe für die vordere Zughälfte teilt, weshalb die Fahrgäste ein bisschen verteilt werden mussten. Heute kommt es mir bedeutend voller vor.



17:35 – Hamburg-Harburg – Abfahrt.



17:37 – In Wagen 11 wird ein Arzt gebraucht. Bei mir am Zugende, in Wagen 5, machen sich 4 Powerranger auf den Weg. Das finde ich beruhigend.



17:40 – Es wird kein Arzt mehr gebraucht.



17:44 – Die Powerranger kehren geschlagen zurück. Sie verkünden der mitfahrenden Allgemeinheit, es hätte nur gereicht, um bis Wagen 9 vorzudringen.



17:46 – Wir werden alle herzlich an Bord begrüßt. Leider sei es heute nicht gelungen, das Reservierungssystem zur Anzeige zu überreden. Reservierungen behielten aber ihre Gültigkeit, man bitte die Fahrgäste daher reservierte Plätze im Zweifelsfall Freizugeben. Das ist für mich fast wöchentliche Gewohnheit. Neu ist die Beileidserklärung für die reservierenden Fahrgäste des Wagens 6. Man bemühe sich um Ersatz. Ach ja, außerdem fährt das Bordrestaurant heute leider ausschließlich aus Ballastgründen mit. Die nette Frau neben mir lacht, und liest weiter in der verlorenen Ehre der Katharina Blum. Ein Herr mit randloser Brille verkündet, dass heute wohl „nicht so viel klappt.“ Ein Schmunzeln geht durch die Reihen. Irgendwie sind alle versöhnt. Ein bisschen frustriert sind die beiden, die zwei Stunden auf ihren nächsten Zug warten werden. Die Zugbegleiterin versucht gefduldig eine Lösung zu finden, bleibt aber erfolglos. So viel hätten sie nicht im Stau gestanden. Für mich wäre das jedenfalls gar nicht so unwahrscheinlich gewesen. Eigentlich bin ich entspannt.



 



18:09 - Nächster Halt: Bremen Hauptbahnhof. „Take care and take goodbye.“

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