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Terror mit Happy End

Text: BenUtzBar





Irgendwie ist es ja schon niedlich mit anzuschauen.
Vergleichbar mit einem 6 jährigen Jungen den man dabei beobachtet, wie er seinen ersten wackeligen Zahn endlich aus seinem Mund zieht.
Und dann grinst er, weil er denkt er hat es überstanden.
Hier könnte man nun versuchen seine Aufmerksamkeit auf die 20 anderen weißen Stulpen in seiner Gusche zu lenken und fragen was er denn glaube was mit denen bald passieren würde.
Stattdessen schaut man ihm mit einer Mischung aus Mitleid und Neid dabei zu, wie er allen beiwohnenden Bekannten und auch Unbekannten voller Stolz und Naivität seinen frisch ausgerissenen Milchzahn präsentiert.
Der kleine Junge sind die freudig jubelnden U.S.Amerikaner und der tote Zahn trägt eigentlich einen langen Bart und Pluderhosen.

Selbst wer in der hintersten Reihe des Geschichtsunterrichts auf seinem Tisch ein paar Stunden Schlaf nachholte, kann sich wenigstens noch dunkel an einen bestimmten Satz erinnern.
Die Moral der Geschichte sozusagen:

"le roi est mort, vive le roi!" (Der König ist tot, es lebe der König)
Eine Weisheit die ihren Ursprung in der französischen Monarchie findet, jedoch auch gut bei Terroristen, Päpsten, Fussballtrainern und Supermarktketten angewendet werden kann. ("Plus ist tot es lebe Netto"...zum Beispiel)

Doch die Amerikaner langweilt und frustriert der Kampf gegen den Angst-Gegner Terror und er möchte dem endlich ein Ende setzen und ein amerikanisches Ende ist immer ein Happy End.
Was in dem "Twist"-reichen Drama "Terrorismus" eben der Tod des Überbösewichts bin Laden darstellen soll.

Mit einer 79 köpfigen Navy-Spezial-Einheit und 1nem Hund, kamen die Amerikaner endlich bis zu bin Laden durch.
Zugegeben, wie genau das jetzt passiert sein soll, weiß ich nicht und will ich auch eigentlich gar nicht wissen.
Bestimmt irgendwas mit Helikoptern und Nachteinsatz.
Langweilig.

Die Hauptrolle in meiner Strategie hat eher der Hund.
Es ist früher Morgen in Pakistan.
"O-bi" sitzt noch sehr müde auf der Kante seines Bettes und zieht sich langsam seine lieblings "Haushose" über, um dann die Treppen, in seinen Tigerpfoten-Hausschuhen, hinunter zu schlürfen, die Haustür zu öffnen, seine Tageszeitung zu greifen um final an seinen Küchentich zu fallen.
Doch heute entdeckt er beim packen der Tageszeitung etwas Ungewöhnliches.
Mitten in seinem Vorgarten hockt ein kleiner Zwergpinscher.
Hilflos und etwas verängstigt sitzt er da und sieht suchend hin und her.
O-bi hat eine Schwäche für kleine Hündchen und ruft, mit etwas erhöhter Stimme, den Kleinen zu sich auf die Terrasse.
Der Zwergpinscher zögert erst, tapst dann jedoch, immer schneller werdend, in Richtung der, nun weit geöffneten, Arme des Terroristenanführers.
Schneller als das Hündchen ist dann nur noch der erste, aufs Schienbein gezielte, Warnschuss der, hinter dem Zaun hockenden, 79 Navy-Soldaten, welcher den knienden Osama genau in die Stirn trifft.
Nach kurzer Stille auf allen Seiten, fällt O-bi um, der Hund bleibt stehen und die Soldaten springen freudig auf und stimmen die Nationalhymne an.

Ja so war das wohl.
Und jetzt, da bin Laden tot und der Terror damit logischer Weise besiegt, bejubeln wir uns alle, ignorieren noch schnell das beinahe ein britisches Atomkraftwerk in die Luft gesprengt worden wäre, und freuen uns endlich wieder sicher und friedlich leben zu können!


the end

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