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Die erfolgreichste Grüne Nordamerikas

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Was sind das für Schuhe?
Optisch keine sonderlich auffälligen - Schuhwerk, das Politiker so tragen. Dem ausgeprägten Ökologiebewusstsein von Frau May nach zu urteilen trägt sie zu Hause vermutlich auch Birkenstockartige Sandalen. Eines jedoch ist sicher: Für ihre Nachfolger im Amt der Parteivorsitzenden der kanadischen Grünen werden Elizabeth Mays Schuhe ziemlich große Fußstapfen hinterlassen. Denn May hat zwar noch nicht geschafft, was sie 2006 kurz nach ihrer Wahl zur Parteivorsitzenden gesagt hat: Ihre Partei zu einer Macht ausbauen. Aber sie hat einen entscheidenden Schritt dahin genommen: Sie gewann bei den Wahlen am 2. Mai ihren Wahlkreis in Saanich-Gulf Islands in British Columbia gegen den kanadischen Sportminister Gary Lunn, der den Wahlkreis bei den vergangenen fünf Wahlen dominiert hatte. Damit hat sie einen Sitz im Parlament sicher.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Elizabeth May im Moment, als die ersten Wahlergebnisse eintrudeln

Wo kommen diese Schuhe her?
May hat einen Aktivisten-Bilderbuch-Lebenslauf. Schon ihre Mutter war eine prominente Figur der Anti-Atomkraftbewegung und Mitgründerin einer Friedensorganisation. Elizabeth gründete schon mit 25 Jahren ihre eigene Partei: „The Small Party“, die sich in Umweltfragen einmischte und gegen Atomkraft eintrat. Sie war Mitgründerin und von 1989 bis 2006 Geschäftsführerin der kanadischen Umweltorganisation „Sierra Club Canada“, 2001 trat sie aus Protest in einen 17 Tage währenden Hungerstreik. Sie erreichte damit die Umsiedlung von Familien, die in der Nähe einer der größten Giftmülldeponien Kanadas wohnen.

Wo gehen diese Schuhe hin?
In die Geschichtsbücher. Denn May ist die erste Grüne überhaupt, die es ins kanadische Unterhaus geschafft hat – und damit auch die erste grüne Abgeordnete auf Bundesebene in ganz Nordamerika. Ihr Erfolg ist umso höher zu bewerten, als die Ausgangssituation keine einfache war. In Nordamerika hat der grüne Gesanke politisch noch nicht wirklich Fuß gefasst. Zwar wurde in Kanada vor ziemlich genau 40 Jahren Greenpeace gegründet. Aber die Grünen erreichten dort nie großartige Wahlergebnisse. In Kanada ist nach dem Unfall in Fukushima die Zukunft der Atomkraft weit weniger heiß diskutiert worden als in Deutschland. Es sind sogar Investitionen in einen fast 30 Jahre alten Atomreaktor in Quebec geplant – einer Region, die auch immer wieder von Erdbeben erschüttert wird. In Deutschland wären vergleichbare Pläne in einem Bundestagswahlkampf wohl ein Topthema gewesen. In Kanada sprach kaum jemand darüber. Und bei der Fernsehdebatte vor den Wahlen standen sich die Chefs der großen Parteien ohne May gegenüber, die Vorsitzende der Grünen hatte man nicht eingeladen. „Atemberaubend antidemokratische“ nannte May diese Entscheidung.

Text: christian-helten - Foto: Reuters

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