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einmal Welt ohne alles

Text: BenUtzBar





Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einem befreundeten Paar beim Umzug geholfen.
Ohne es hier groß zu erwähnen, aber ich habe diesem Paar schon vor guten 6 Monaten beim Umzug geholfen und davor waren es nur 3 Monate.
Wie Zigeuner hält es die Beiden nie länger als ein paar Monate in ihrer momentanen Unterkunft.
Und dann wird eben umgezogen und im Freundeskreis gefragt wer mithilft.
Nun, gefragt ist vielleicht das falsche Wort. Es wird mitgeteilt. Ein Datum und eine Uhrzeit, obwohl man sich doch bitte lieber den ganzen Tag nichts vornehmen solle.
Das Helfen ist impliziert, in der Freundschaft.
Natürlich sage ich auch artig zu, melde mich aber zum ersten Mal nur in der neuen Wohnung an, sprich trage nur alles raus aus dem, so günstig wie möglich, gemieteten Transporter.
Umzüge sind ja grundsätzlich eine unangenehme Sache.
Man schleppt Kram von A nach B, nur um beim Auspacken festzustellen, dass von A zu B so Einiges in Mitleidenschaft gezogen wurde und doch lieber was Neues gekauft wird.
Manche Gegenstände passen auch eigentlich gar nicht in die neue Wohnung oder fand man eh nie so wirklich schön.
Dieser letzte Gedanke scheint bei dem Zigeuner-Paar allerdings nie durch die Köpfe gegangen zu sein. Die Beiden besitzen, trotz ihres noch recht jungen Alters, soviele Möbel, Kissen, Kleidung, Dekorationsgegenstände und Küchengeräte, dass sie ihrem Kind das Alphabet einfach durch Kochutensilien beibringen könnten (autom. Apfelschäler, Brotschneidemaschine, Crepes-Pfanne usw.).
Und genau hier mache ich den Punkt, welchen ich schon vor sieben Absätzen machen wollte, mir aber eben durch die letzen Absätze die nötige Wut in Erinnerung bringen konnte.
Mein Gott haben wir viel Scheiße!
Wirklich unsinnigen Schwachsinn, den niemand wirklich braucht!
Die Frage: Was ist Ihnen im Leben wichtig? beantworten alle mit "Gesundheit/Familie&Freunde/Liebe".
Keiner würde den neuen Sony-Fernseher, das Auto von Opel oder die Bench Jacke erwähnen, und wenn dann doch nur mit einem ängstlichen Schmunzeln auf dem Gesicht, da selbst jene wissen, dass es eigentlich peinlich ist so was als wichtig zu etikettieren.

(Hier ein erneuter Exkurs weg vom eigentlichen Thema:
Ich wurde mit dem Glauben erzogen, niemals einen Menschen nach seiner Kleidung zu beurteilen. Das "Geschenk nach seiner Verpackung" wie es so schön heißt. Ich glaube nicht das ein Mensch im Versace-Anzug interessanter, intelligenter oder gar einfach nur besser ist als Andere.
Doch gleichzeitig werde ich immer deutlicher in meiner Theorie bestärkt, dass Menschen die Bench-Klamotten tragen, sich eigentlich auch gleich ein riesiges VOLLHORST ,in arial black, auf die Stirn tättowieren könnten! Liege ich da falsch? ich hoffe...) 

90% der Dinge mit denen wir uns im Alltag beschäftigen sind komplette Zeitverschwendung.
Vom Mobiltelefon, dass man eine Woche nach dem Kauf eigentlich lieber wieder gegen ein altes, kleines Nokia eingetauscht hätte, ohne MMS, Flash-Spiele und Kamera ( die man nie benutzt weil die Bilder ja doch schlecht werden und der Akku zu schnell runter geht), dafür mit schwarz-grünem Display und nur einem einzigen Spiel auf dem Gerät: Snake!, bis zum billigeren Cola-Ersatz, der ohne Kohlensäure eh scheiße schmeckt und bei dem man sich am Ende denkt: "Eigentlich hätte auch Leitungswasser gereicht..."
Wir müllen uns selbst so mit Schwachsinn zu, dass wir das Wichtige nicht mehr erkennen, vergessen, verdrängen.
Und da wir, wie Zoo-Tiere, zu träge geworden sind etwas daran zu ändern, kommt immer Neues! Neuer Scheiß!
Nur weil wir Angst vor echten, wichtigen Aufgaben haben, oder gar noch mehr davor, keine zu finden. 

Ein wenig dick aufgetragen am Ende, aber wenigstens ist die Umzugs-Helfer-Wut weg!

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