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"Wieso geht das nicht alles viel einfacher?"

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Es ist nicht leicht, mit Christian Schmid ins Gespräch zu kommen. Er mag die Öffentlichkeit nicht besonders, deshalb gibt er nur selten Interviews und möchte sich hier auch nicht im Bild zeigen. Vor fünf Jahren hat der heute 30-Jährige den so genannten One-Click-Hoster Rapidshare gegründet. Ein Webangebot, mit dessen Hilfe man große Dateien (auch gegen Bezahlung) durchs Netz bewegen kann. Da auch Filme und Musik über Rapidshare verbreitet werden, gibt es immer wieder juristische Auseinandersetzungen. Der Beliebtheit tut das keinen Abbruch, die Seite zählt zu den bekanntesten im Netz.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


 
  jetzt.de: Es gibt viele Gerüchte um die Gründung von Rapidshare: Haben Sie die Seite tatsächlich im sprichwörtlichen Kinderzimmer erfunden?
  Christian Schmid: So alt ist Rapidshare ja nun auch wieder nicht. Allerdings sehen die Räumlichkeiten aktiver Erfinder wohl selten sonderlich aufgeräumt aus. Ich lebe gerne in einer technischen Bastelumgebung.

  jetzt.de: Wie entstand dort die Idee für die Seite?
  Schmid: Im Grunde  ist Rapidshare eher im Rahmen einer Erholungsphase entstanden. Damals war ich eigentlich durchgehend mit RapidForum, Deutschlands größtem Forenhoster, beschäftigt, welcher auch zu meinen Erfindungen zählt, oder besser zählte. Da man aber nicht immer nur am gleichen Projekt arbeiten kann, verwirkliche ich in meiner freien Zeit ab und zu Ideen in Form von Testballons. Meist ist der Anlass eine Fragestellung von der Art „wieso geht das nicht alles viel einfacher und schneller?“ So ist RapidShare, damals noch unter dem Namen ezShare, in nur einer langen Nacht entstanden.
 
  jetzt.de: In Amerika legt man großen Wert auf die Innovationskraft, lobt Gründer, die sich solche Fragen stellen und stellt sie positiv heraus. Ist Ihnen etwas Vergleichbares in Deutschland passiert?  
Schmid: Ich glaube, einmal habe ich von der Gemeinde Kenzingen eine Flasche Wein zugeschickt bekommen. Das kann aber auch am Steuerbescheid gelegen haben.
 
  jetzt.de: Was würden Sie sagen, wenn jemand auf die Idee käme, die Gründung von Rapidshare wie in „The Social Network“ zu verfilmen?
  Schmid: Ich habe den Film zwar nicht gesehen und kann deswegen die Frage nicht kompetent beantworten. Wenn es aber darum geht, generell die Story zu verfilmen . . . tja. Es gäbe aber sicher einiges zu erzählen, was es locker in einen Hollywoodstreifen schaffen würde – so wie wohl in jeder oberen Etage, ganz gleich ob in der Politik oder in der Marktwirtschaft. Ich wage gar nicht einzuschätzen, wie viele Menschen in Positionen sitzen, die nur ach zu gerne aus dem Nähkästchen plaudern würden, es aber einfach nicht dürfen.  

  jetzt.de: Wer sollte Sie spielen?
  Schmid: Da ich seit fünf Jahren kein Fernsehen mehr schaue (seitdem gehts mir wirklich viel besser und die Welt dreht sich wunderlicherweise immer noch) sind mir die aktuellen Schauspieler nicht bekannt. Am besten jemand, der nie wirklich mit dem technischen Stand der Dinge zufrieden ist und deswegen deren Leistung genau wie sich selbst immer noch weiter verbessern möchte.
 
  jetzt.de: Haben Sie eigentlich mal überlegt, RapidShare zu verkaufen?
  Schmid: Den Gedanken hatte ich schon mal. Schließlich hätte ich dann mehr Zeit, um Hobbys nachzugehen, ein neues Projekt anzufangen oder vielleicht mal etwas Entspannendes zu tun. Aber eilig habe ich es damit nicht. Dafür ist es doch noch zu sehr mein Baby, bei dem ich mich persönlich dafür verantwortlich fühle, dass es ihm gut geht.
 
  jetzt.de: Rapidshare hat seinen Sitz heute in der Schweiz. Warum?
  Schmid: Dazu gibt es jede Menge Gerüchte, die größtenteils Unsinn sind – beispielsweise, dass man sich in der Schweiz rechtlichen Schwierigkeiten mit deutschen Institutionen einfach entziehen könne. Das stimmt natürlich nicht. Tatsache ist allerdings, dass Deutschland wirklich nicht grade das innovationsfreundlichste Land ist, gerade, was das Internet angeht.
 
  jetzt.de: Mittlerweile gibt es sehr viele vergleichbare Angebote zu Rapdishare. Ärgert Sie das?
  Schmid: Oh ja, das gebe ich unumwunden zu. Nicht so sehr die Tatsache, dass es Nachahmer gibt, sondern die Tatsache, dass wirklich alles kopiert wurde. Sogar die Sachen, die wirklich schlecht umgesetzt wurden. Wenn es jemand besser macht, habe ich damit kein Problem.
 
  jetzt.de: Wie wird es weitergehen mit dem One-Click-Hosting?
  Schmid: Da bin ich selber gespannt. Die Idee damals war simpel: Es ist alles viel zu kompliziert! Es muss einfach sein! Das ist es nun ja auch. Wenn man sich heute aber mal anschaut, auf was die sogenannten Mitbewerber den Schwerpunkt setzen, gehe ich davon aus, dass es bald eine gewisse Bereinigung gibt. Im Internet ist es leicht, groß zu werden. Das Schwierige ist jedoch, groß zu bleiben. Ich bin sehr optimistisch, dass wir dies auch weiterhin schaffen.
 
  jetzt.de: Wie kriegt man das hin? Haben Sie einen Rat für junge Gründer?
  Schmid: Es gibt kein Patent-Rezept, wie man alles richtig macht. Wie schon vorhin erwähnt: Es ist leicht, groß zu werden, wenn man die richtige Idee zur richtigen Zeit hat und sie dann auch noch gut umsetzt. Am Anfang ist die Frage nur, ob es klappt oder nicht. Kompliziert wird es erst später, und dann ist die Frage, ob man lern- und anpassungsfähig genug ist.
 
  jetzt.de: Stimmt es eigentlich, dass die Site Megaupload ebenfalls von einem Deutschen betrieben wird - nämlich von dem legendären Internet-Gründer Kim „Kimble“ Schmitz?
  Schmid: Diese Katze ist ja schon längst aus dem Sack.

Mehr zum Thema auf jetzt.de:
>>> ein Besuch bei Rapidshare in der Schweiz
>>> ein Interview mit einer Gema-Sprecherin über deren Kritik an dem Sharehoster
>>> eine Umfrage mit unterschiedlichen Einschätzungen zum One-Click-Hoster
>>> ein Gespräch mit dem ehemaligen TV-Moderator Mola Adebissi über seinen Job bei Rapidshare



Text: dirk-vongehlen - Foto: luxuz::/photocase.com

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