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Am siebten Tag sollst du Bilder machen!

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Everyday I wake up and it’s sunday
whatever is in my head won’t go away   the radio is playing all the usual
and what’s a wonderwall anyway
(Travis)
  
An einem Sonntag im Winter vergangenen Jahres habe ich den Dokumentarfilm „Mädchen am Sonntag“ (Regie RP Kahl, 2005) gesehen. Vier junge Schauspielerinnen werden begleitet, es gibt keine Handlung, sie erzählen. Es ist allein der Augenblick, der zählt. Diese Erzählweise hat mich fasziniert. Fotografieren hat auch für mich mit Festhalten zu tun. Das ist vielleicht der Anstoß gewesen für mein erstes Sonntagsfoto. Insgesamt gibt es inzwischen ungefähr 200 davon.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Ein schönes Sonntagsfoto aus petersiles Serie

Der Sonntag ist immer noch ein besonderer Tag in der Woche, man nimmt sich Zeit für Dinge, die sonst liegen bleiben, bleibt vielleicht selbst länger liegen, liest Zeitung, hört dieses neue Album in Endlosschleife, schaut raus und stellt fest, dass man in einer Straße wohnt, in der sich drei Kaugummiautomaten befinden. Man trifft sich mit Lieblingsmenschen auf Kaffee und Kuchen, sieht sich eine Ausstellung an, geht spazieren. Soweit nichts weltbewegendes, klar, und trotzdem entsteht aus all diesen kleinen Ritualen das Sonntagsgefühl, diese Enthobenheit gegenüber allen anderen Tagen. Diesem Gefühl wollte ich einen Platz geben.

Eigentlich dachte ich, ich würde das Projekt nach einem Jahr beenden. Nun ist mir aber das Fotomachen selbst zum Sonntagsritual geworden und das Material dafür ist bis jetzt nicht ausgegangen. Weil: Wir leben in einer Welt, die bestimmt ist von Konsum und Kultur. Wir sitzen ja nicht mehr im Wald. Selbst unsere (Liebes)Beziehungen definieren sich über Dinge.

2010 ist ein Buch von Leanne Shapton erschienen. Es heißt „Bedeutende Objekte und persönliche Besitzstücke aus der Sammlung von Leonore Doolan und Harold Morris, darunter Bücher, Mode und Schmuck.“ (Berlin Verlag) Es kommt daher wie ein Auktionskatalog und erzählt über Fotografien die Geschichte einer zu Ende gegangenen Liebe. Was am Ende übrig bleibt, sind Postkarten, Mixtapes oder auch uneingelöste Kinokarten. Etwa in der Mitte des Buchs sind zwei Kulturbeutel abgebildet. Drum herum aufgereiht sieht man den Inhalt der beiden Beutel. Diese beiden Fotos haben mich, das weiß ich heute, dazu gebracht, die Sonntagsfotos so zu gestalten, wie sie sind: als Stillleben von Dingen, meistens von oben fotografiert.

Fotos ermöglichen uns ein Draufgucken auf das Ding, in dem wir normalerweise drinstecken: Alltag.

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