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Von Pier zu Pier

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Angestrichen:
PirateBox is a self-contained mobile collaboration and file sharing device. Simply turn it on to transform any space into a free and open file sharing network. (...) No logins are required and no user data is logged. Users remain completely anonymous - the system is purposely not connected to the Internet in order to subvert tracking and preserve user privacy.

Wo steht das denn?
Im Wiki des New Yorker Kunstprofessors David Darts.

Darts ist Erfinder der "PirateBox". Die schaut aus wie eine Lunchdose (schon einmal gesehen in U.S.-amerikanischen Vorabendserien), auf der ein Totenkopf prangt (bekannt aus dem Hamburger Millerntor-Stadion). Als wäre dieser Eklektizismus nicht Affront genug, hat die PirateBox dann auch noch nicht einmal etwas mit der Mittagspause zu tun: Sie ist ein tragbares Filesharing-Modul. In der Brotbüchse befindet sich nämlich ein Webserver mit WLAN-Router, der überall einen Austausch von Daten gewährleistet. Ist die Box eingeschaltet, stellt sie ein freies Netz bereit, auf das jeder in der Umgebung zugreifen kann. Verbindet sich ein User mit dem Piratennetz, loggt der Server dabei keine Nutzerdaten mit. Um sicherzustellen, dass die User anonym bleiben können, gibt es außerdem keine Verbindung zum Internet.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


"Einen Latte macchiato und deine Mp3-Sammlung, bitte. Beides to go."

Der Professor sagt, sein Werk sei inspiriert von Piratensendern und dem Free Culture Movement, das sich den Kampf gegen enge Copyright-Bestimmungen auf die Fahne (nebst Schädel und gekreuzten Knochen) geschrieben hat. Damit ist die PirateBox ein Stück Design und Stellungnahme zur Copyright-Debatte zugleich; sie vereinfacht den Datenaustausch im öffentlichen Raum und spricht sich gegen eine zu harsche Kontrolle der Nutzer aus. Was die Frage aufwirft: Ist Anonymität beim Datenaustausch tatsächlich so wünschenswert oder manchmal nicht sogar gefährlich?

Peer-to-Peer, offline, anonym und das im öffentlichen Raum – ganz neu ist Darts’ Idee nicht. Im Oktober vergangenen Jahres hatte Aram Bartholl sogenannte „Dead Drops“ in New York installiert: USB-Sticks, die aus Mauerritzen ragen. Beide New Yorker, Bartholl wie Darts, wollen gerne imitiert werden: Eine PirateBox-Bauanleitung hat der Erfinder bereits online gestellt. Knapp 100 Euro sollen demnach alle Bauteile kosten. Wie viel Zeit das Basteln in Anspruch nimmt, wird nicht verraten. Die erste Box hat Darts zu Lehrzwecken eingesetzt – damit seine Studenten ihre Kursmaterialien besser untereinander austauschen können. Wofür die nächsten Dosen genutzt werden, ist fraglich. Wie wär’s, wenn zumindest noch Platz darin bliebe für ein Butterbrot, einen Apfel und eine Capri-Sonne?

http://www.youtube.com/watch?v=XeIiFKnKPjE&feature=player_embedded


Text: jurek-skrobala - Bild: David Darts

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