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J wie Jahresrückblick oder: WTF is HMU?

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Die alljährliche "Wie schnell doch die Zeit vergeht!"- Bestürzung macht derzeit wieder überall die Runde. Gut zu beobachten ist das auch am Verhalten der eigenen Facebookfreunde: Nicht wenige greifen zur gesichtsbuchinternen "My year in status-updates"-App, die alle, von einem selbst über das Jahr hinweg in die Statuszeile eingetippten Sätze bündelt und auf einem weihnachtlich dekorierten Blatt der Freundesschar präsentiert. Das gibt der eigenen Selbstdarstellungsucht heimeliges Adventsfeuer unter dem Hintern und lässt viele der längst vergessene Erinnerungen noch einmal richtig hoch auflodern. Dass es dabei kaum jemanden außer einen selbst interessiert, ist zwar ein bisschen schade, aber nicht weiter tragisch.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Schon spannender ist es hingegen, wie Facebook-intern auf das Statuszeilenjahr zurückgeblickt wird. Bei der Auswertung der weltweit geposteten Statusupdates 2010 hat man dieses Jahr nicht schlecht gestaunt: Nicht etwa weltpolitische Topthemen wie das Schicksal der chilenischen Minenarbeiter, die Erdbebenkatastrophe in Haiti, die Fußball WM in Afrika, Teeniestar Justin Bieber oder etwa das iPad reißen sich um den ersten Platz in der Liste. Das meistverwendete Statuszeilenwort des Jahres sind drei simple Buchstaben: HMU. Als neues Geschwisterchen der allbekannten Kürzel für Gefühlsausdrücke WTF oder LOL, steht HMU für Hit Me Up. Das bedeutet so viel wie: Ruf mich an, melde dich bei mir, unternimm' etwas mit mir, denn ich habe frei, Langeweile oder keine Lust, alleine zu sein! Noch im Jahr 2009 war HMU mit weltweit etwa 1.600 Erwähnungen am Tag (wovon die Hälfte vermutlich simple Verschreiber waren) noch so gut wie unbekannt. In diesem Jahr erlebte es dann unerwarteterweise seinen Durchbruch. Vor allem in englischsprachigen Ländern und während der amerikanischen summer breaks im September, ist es so häufig gefallen, dass man mittlerweile von im Schnitt 80.000 Erwähnungen pro Tag sprechen kann. Tendenz steigend. Wann das Kürzel für den kleinen Hilfeschrei aus dem Grau des Alltags auch merklich in Deutschland ankommt, ist ungewiss. Aber lang kann es ja eigentlich nicht mehr dauern.

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