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Facebook ABC: D wie Detektive

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Die Zeiten haben sich geändert. Das hat jetzt auch die Polizei erkannt. Zumindest die britische Polizei, denn die ergänzt ihr Lehrprogramm derzeit durch einen Fortbildungszweig, in dem die Ordnungshüter lernen sollen, wie soziale Netzwerke für ihre Arbeit von Vorteil sein können. Dem Guardian erklärte Deputy Chief Constable Nick Gargan, ein Verantwortlicher der National Policing Improvement Agency, warum ein neues Trainingsprogramm in Sachen Web 2.0 zeitgemäß und sinnvoll sei. Wo man früher nur im Dunklen tappte, könne man durch die Möglichkeiten von Internetseiten wie Facebook und Twitter Verbrechen effektiv wie nie zuvor auf- und überhaupt erst entdecken. Gut 3.500 junge Polizisten jährlich können sich fortan in dem neu aufgestellten Kurs weiterbilden lassen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So sollen zum Beispiel Fälle wie jener des vor gut einem Jahr aus dem Gefängnis geflohenen Verbrecher Craig Lynch besser nachgegangen werden können. Lynch hatte damals auf Facebook immer wieder zynische und irreführende Kommentare über seinen derzeitigen Aufenthaltsort abgegeben, um so die Polizei zu ärgern. Solche Irrwitzigkeiten sollen nun besser und vor allem strategischer untersucht werden können. Zur Zeit wird das neue Vorgehen schon in dem am vergangenen Mittwoch geschehenen Mordfall um den 17-jährigen Marvin Henry in London versucht. Als medienaffiner junger Einwohner des Web 2.0 mag man sich bei dem Lesen solcher Meldungen kopfschüttelnd fragen, wieso besagte Programme jetzt erst eingeführt werden. Doch wirft man einen Blick zurück nach Deutschland, sollte man von dieser Arroganz schnell Abstand nehmen. Hierzulande sind einige Polizeistationen nicht nur noch „etwas unfirm“ mit sozialen Netzwerken und ihrem vielseitigen Recherchenutzen – einige Stationen verfügen noch nicht einmal über einen zeitgemäßen Internetzugang. Diese interessante Sendung des NDR beispielsweise erzählt von den Schwierigkeiten der Kriminalpolizei Kiel, die es mitunter auch zu ihren Aufgaben zählt, Internetkriminalität zu bekämpfen. Ihr größtes Problem allerdings ist es dabei nicht, den Umgang mit sozialen Netzwerken effektiver zu gestalten. Vielmehr mangelt es noch am reibungslosen Zugang zum Internet im Allgemeinen: Für 150 Mitarbeiter gibt es gerade einmal zwei Internetzugänge. Und dann wären da auch noch die Probleme mit dem Browser. Das gibt zu denken. Und vor allem gibt es Anlass, sich doch über die technischen Erkenntnisse der Briten zu freuen. Auf dass ihr Mut zum Fortschritt bald auch zu uns herüberschwappt!

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