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Das Schweigen zwischen uns.

Text: paulscousine
Bald ist es zwei Jahre her, dass wir uns trafen.

Und ich kann dir immer noch sagen, wie du deine Hemdsärmel hochgekrempelt hattest und welches Bein du über das andere schlugst auf deinem Balkon in der Kälte. Ich kann dir sagen, welche Worte über deine Lippen kamen und über deine Lippen, ach, über die kann ich dir einiges erzählen. Ich kann dir sagen, wo im Flur du saßt und mit welcher Hand du gewunken hast, als ich gegangen bin. Und dass du nicht wusstest, was da eigentlich passiert war. Ich kann dir sagen wie jung ich war. Und wie viel älter ich jetzt bin.

Aber was bringt es denn?

Ich könnte dir sagen, dass du der Eine warst, den ich nicht vergessen habe. Dass ich durch dich fühlte, was es heißt zu begehren, mit allen Sinnen. Dass ich durch dich fühlte, was es heißt Macht zu haben und machtlos zu sein. Ich könnte dir sagen, dass ich jetzt weiß, wie es ist, berührt zu werden. Und dass ich dankbar dafür bin, dich getroffen zu haben.

Aber was bringt es denn?

Ich könnte dir sagen, dass ich so viel besser bin als du.
Dass ich vielmehr mich aus deinem Leben geschnitten habe, als andersherum. Dass ich vergelte, indem ich dir kein noch so winziges Detail aus meinem Leben gestatte. Dass ich nicht möchte, dass du mich siehst mit ihm und wie glücklich ich bin. Denn mein Glück ist nicht deine Absolution. Ich kann dir sagen, dass ich nicht vergessen, nicht verziehen habe. Und ich wünschte, ich hätte dich niemals getroffen. Denn keiner traf mich wie du mit dem, was du getan was du getan was du getan hast.

Aber was, sag mir, was bringt es denn?

Gestern habe ich meine Haare hochgesteckt und mir ein hübsches Kleid angezogen. Ich habe in den Spiegel gesehen und mir vorgestellt, wie es wäre dir so zu begegnen. Weil ich dir nämlich bald begegnen muss. Genau zwei Jahre nachdem wir uns trafen.

Und ich glaube zu wissen, dass ich dir gar nichts sagen will.
Weil es nichts mehr zu sagen gibt. Ich werde unserem Schweigen eine neue Chance geben sich endgültig zwischen uns zu stellen.

Was bringt das denn, könntest du fragen.
Es bringt dich fort von mir.







Bild: Annette Pehrsson

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