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Das kannst du niemandem erzählen.

Text: paulscousine
Wenn ich versuche von dir zu erzählen,
scheinen sich die Worte einfach aufzulösen.
Sie schmelzen schon in meinem Mund.
Das kannst du nicht, sagt etwas in mir.
Das kannst du niemandem erzählen.

Wenn ich versuche die Wahrheit zu finden,
komme ich nicht weiter, als bis zu deinem Schweigen.
Bis zu den geflüsterten Lügen und den abgebrochenen Sätzen,
die irgendwohin geführt hätten, hättest du sie zu Ende gebracht.
Alles was ich vermuten muss, spielt keine Rolle.
Denn meine Wahrheit ist ohne deine nichts wert.

Dass ich dich verwirre, hast du einmal gesagt, vollkommen verwirre. Und ich glaube so weit bist du selten gegangen.
Aber es war Nacht, es war kalt und wir hatten getrunken.
Einen Tag vor Weihnachten war das.
Die Ampeln blinzelten ihre ungebrauchten Signale in den Regen,
als ich mitten auf der Kreuzung stehen blieb und mich weigerte weiterzugehen. Ich warf meine Tasche auf den Boden,
heftete meinen Blick an deinen und verlangte eine Antwort.
Was wir sind, hab ich dich gefragt, immer wieder.
Bis ich es schreien musste. Bis ich es rausschreien musste.
Weil ich es nicht länger ertragen konnte.
Du hast mich von der Straße gezerrt,
aber eine Antwort habe ich nicht bekommen.

Dass ich dich verwirre, hast du später gesagt
und den Rauch deiner letzten Zigarette an mir vorbeigeblasen.
Wahrscheinlich war das das Ehrlichste,
das ich je von dir gehört habe.
Das Einzige, das du ernst gemeint hast.
Wahrscheinlich ist es das,
was diese ganze verdammte Geschichte am ehesten erklärt.

Ich dachte es wäre genug Zeit vergangen
und wir hätten all das hinter uns gelassen.
Aber du musst immer noch testen, wie weit du gehen kannst.
Wie viel ich mitmache. Nicht mehr besonders viel, wie du siehst.

Ich werde dir fehlen. Du willst, dass ich bleibe.
Das ist mir schon klar. Du willst überhaupt, dass alles bleibt.
So wie es ist. So wie es war. Aber weißt du was?
Wir waren doch nie etwas. Wir waren nichts.

Und sagen wirst du es nie. Aber ich will es hören.







Bild von der wunderbaren M.

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