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Geständnis über die Fassungslosigkeit

Text: boden_los_geloest
Was nach zwei Jahren übrig geblieben ist, ist eine Schatztruhe mit einer säuberlich geordneten Ansammlung von Erinnerungen. Und doch entdecke ich immer wieder einmal etwas darin, das ich fast vergessen hatte. Wenn ich sie öffne und darin herumstöbere, zieht sich mein Herz oft zusammen, und so schön es sich anhört mit dieser Schatztruhe, gefüllt mit Bildern und kurzen Szenen, die mir so viel bedeuten, so löst es in mir auch einen tiefen Schmerz aus, der lange anhält, und dessen Gegenmittel ich nach all der Zeit noch nicht gefunden habe.



Was nach zwei Jahren übrig geblieben ist, sind keine Bilder von dem Tag, als deine Mutter vor unseren Augen von dieser Welt ging, oder von uns in der Schule, oder von unserem guten Sex. Es sind vielmehr Bilder, die es so nie gab. Sie drücken aus, wie wir zusammengeschweißt so manches gemeinsam überstanden. Wie wir uns trösteten, ermutigten, in dem anderen den Halt fanden. Oder wie wir uns einander näherten, in langen Gesprächen, in unseren Gedanken, und uns gegenseitig auf neues Land schickten.



Vor allem blieb diese herzenswarme, unglaublich intensive Nähe.



Die Szene, als ich neben dir lag, eines Nachts, circa ein halbes Jahr zusammen, und langsam einschlief. Ich öffnete nochmals die Augen, und da lagst du und hast mich angesehen mit einem Blick, den nur du so wunderschön hinbekommst, und der irgendwas in mir ganz hilflos macht vor lauter Liebe und stillem Glück. Du hast gesagt: „Ich liebe dich.“ Einfach so. Einfach so auf tiefstem, ehrlichstem Herzen. Dieser Moment in all seiner Überraschungskraft, hat sich mir aufs Herz gelegt. Er wird da wohl für immer bleiben, glaube ich.



Tausend Augenblicke, ins unendliche, zeitvergessende Egal ausgedehnt, in denen wir beieinander waren. In denen sich unsere Herzen trafen um sich zu umarmen, um sich zu wärmen. In denen du mit den Haaren in den Sternen hingst. Und ich, deine Zauberfee, dich zum Lachen brachte, uns Schokobananen machte, oder in deinen Augen schwimmen ging und abtauchte.

Augenblicke, in denen ich deiner bislang unübertroffenen Gitarrenmusik lauschte und dabei alles vergessen konnte. Ich vermisse das so sehr. Hab ich dir das jemals gesagt? Darum höre ich das Prelude Nummer Eins ständig.



Manchmal schaffe ich es und bin einfach dankbar für diesen am Ende einzigen Moment, den wir drei Jahre lang teilen durften. Als Hauptdarsteller in den schönsten Rollen, im Tanz um den anderen.



Wir haben uns von einander wegbewegt. Oder waren von Anfang an zu verschieden. Und doch so unvorstellbar nah. Und ich habe Angst, dass solche Momente für Immer vorbei sind.



Damals war ich anders; so könnte ich heute nie wieder sein. Du kennst mich nicht mehr, und kanntest doch mein Innerstes in- und auswendig. Und doch hat es uns nichts genützt.



Ein halbes Jahr nach unserer Trennung haben wir eine Woche vor meinen Prüfungen nachts bis um fünf Uhr früh miteinander telefoniert und dabei irgendwann beide in den Hörer gerufen: „Du fehlst mir so sehr!“, und doch wussten wir beide, dass es nie wieder funktionieren würde.



Ich kann das einfach immer noch nicht fassen. Und je mehr ich versuche, das alles als selbstverständlich hinzunehmen, dass Menschen kommen und gehen, und dass ich so viel positives mitgenommen habe, desto mehr denke ich selbstverständlich an dich, schließlich warst du lange Zeit der wichtigste Teil meines Lebens. Und dann weiß ich meistens einfach nicht, wie das weitergehen soll, wenn du in meinem Kopf und in meinem Herzen umher spukst. Ich habe beschlossen, das alles aufzuschreiben, und ich weiß nicht mal das Warum. Ich will einfach nur, dass es aufhört wehzutun.

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