Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Denk darüber nach, welches Rädchen du sein willst, sagt Patrick, 26, (fast fertiger) Arzt aus Hamburg

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Was hast du gelernt oder studiert? Ich habe Humanmedizin studiert. Wie oder warum hast du dich damals für den Weg entschieden? Ich wollte schon immer wissenschaftlich arbeiten und hatte früher immer die Vorstellung, Biologe werden zu wollen. Als ich dann mit 19 meinen Zivildienst auf der kardiologischen Station eines kleinen Krankenhauses absolviert hatte, fiel mir plötzlich auf, dass ich als Biologe eher wenig mit Menschen zu tun haben würde. Ich erkannte in mir eine Begabung im Umgang mit Menschen, die mir sehr nützlich war bei der Arbeit im Krankenhaus und mir einen sehr intensiven, empathischen Umgang mit meinen Patienten ermöglichte. Ich erkannte auch, dass ein Leben als „Heiler“ mir eine Form von Sinnhaftigkeit versprach, die ich mir immer mehr zu wünschen begann. Zusätzlich erkannte ich, dass ich als Arzt auf der ganzen Welt arbeiten kann, was meiner Reiselust sehr gelegen kam. Medizin erwies sich für mich als Wissenschaft am Menschen, mit der ich ein Leben ohne geographische Gebundenheit führen und dabei Gutes tun kann. Was machst du heute beruflich? Ich bin zurzeit in den letzten Zügen meines Medizinstudiums und habe auch vor als Arzt zu arbeiten. Nebenher arbeite ich am Hamburger Tropeninstitut und als Koch in einem Restaurant. Nach dem Studium werde ich zwei Jahre Berufserfahrung sammeln und anschließend als Inselarzt auf den Malediven arbeiten, wo ich vor einiger Zeit ein Praktikum gemacht habe. Würdest du dich aus heutiger Sicht wieder so entscheiden? Die Medizin deckt bei weitem nicht alle Gebiete ab, die mich interessieren, aber ich kann mir bis heute nicht vorstellen, dass es für mich einen Beruf geben könnte, in dem ich mehr aufgehen könnte. Inzwischen habe ich auch oft genug erleben dürfen, dass ich gut bin in dem was ich tue, was mich in meinem Wunsch ein guter Arzt zu werden bestätigt. Ich habe allerdings die Sorge, dass die Voraussetzungen in Deutschland als Arzt zu praktizieren eher schlecht sind und einen Menschen, der mit Elan, einem guten Herz und einer Portion Idealismus diesen Weg einschlägt, recht schnell desillusionieren können, weil einen die Bürokratie zermürbt. Trotz all dieser Widrigkeiten würde ich wieder diesen Weg einschlagen. Welchen Rat würdest du Schülern mitgeben, die 2010 die Schule abschließen? Egal ob ihr studiert oder eine Ausbildung macht, schaut euch an was eure Arbeit für Auswirkungen hat auf euch, die Gesellschaft, die Umwelt. Jeder von uns ist ein Rädchen in einer großen Maschine und wir sollten uns bewusst sein, woran wir mitwirken. Wir können mit der Wahl unseres Berufes einen Teil dazu beitragen, eine bessere, intelligentere und gerechtere Welt zu gestalten. Das Gegenteil ist leider auch der Fall. Deshalb möchte ich euch anregen, euch Gedanken darüber zu machen, welches Rädchen in der Maschine ihr sein wollt.

  • teilen
  • schließen