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Bloß nicht gleich studieren, sagt Lars, 34, Lehrer aus Lübeck

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Was hast du gelernt oder studiert? Studiert habe ich Biologie und Deutsch fürs Lehramt an Gymnasien Wie oder warum hast du dich damals für den Weg entschieden? Nach den Bemühungen, Architekt und Grafikdesigner zu werden (von beidem nahm ich aus unterschiedlichen Gründen vor Studienantritt Abstand), bewarb ich mich noch auf ein Lehramtsstudium in Freiburg. Die Ortswahl beruhte darauf, dass insgesamt vier Freiburger Studenten, die ich innerhalb von zwei Jahren getroffen hatte den Ort ganz toll fanden. Studenten anderer Städte kamen nie derart ins schwärmen ... Meine lange Zeit als Pfadfinder machte mir außerdem Hoffnung, dass ich meinen Spaß an der Jugendleitung auch als Beruf würde ausführen können. Und schließlich kannte ich den Beruf von meinen Eltern. Was machst du heute beruflich? Das bin ich dann auch geworden. Neben dem Fachunterricht bin ich noch der Netzwerkadministrator der Schule - das hab ich schon an der Uni nebenher gemacht Würdest du dich aus heutiger Sicht wieder so entscheiden? Eine ganz schwierige Frage. Damals hab ich die Entscheidung aus einem ganzen Knäuel von Möglichkeiten herausgesucht. Ich finde das vor dem damaligen Hintergrund immer noch folgerichtig, wenn auch nicht zwangsläufig. Ich hab's dann einfach gemacht, ohne mir sicher zu sein. Das ging bestimmt zehn Jahre, diese Unsicherheit. Erst, seit ich so richtig Lehrer bin, weiß ich, dass es geht. Deswegen hab ich die ganze Zeit über auch immer nach möglichen Alternativen Ausschau gehalten und viel rumprobiert - und jetzt finde ich meinen Beruf wunderbar. Sollte ich mich jetzt für einen Beruf entscheiden, würde ich wohl wieder Lehrer werden wollen, aber mit anderen Fächern. Welchen Rat würdest du Schülern mitgeben, die 2010 die Schule abschließen? Bloß nicht gleich studieren. Mindestens ein Jahr Zeit vertun - Zivi, FÖJ, andere Kontinente für mehrere Monate besuchen. Ich habe ein halbes Jahr Praktikum auf einem Biobauernhof gemacht und einen siebenmonatigen Mitarbeiterschulungskurs der Kirche. Das kann man natürlich auch noch ausdehnen während des Studiums und ein Auslandsstudium machen oder danach noch ein Jahr aussteigen. Aber es wird immer schwerer. Die berühmten Sachzwänge nehmen tatsächlich zu. Und sei es nur, dass man plötzlich ne Familie hat. Während dieser selbstbestimmten freien Zeit entwickelt man meiner Erfahrung nach das, was nachher positiv auffällt: Lebenserfahrung, Selbstbewusstsein, Führungsqualitäten, Souveränität.

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