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Wanna be

Text: Postemo
Hey Leute,

als Mittelklassekid am Anfang der 20er hat mich eine besondere Identitätskrise gepackt. Konnte ich mich bisher gut integriert mit meinem Freundeskreis in die Gefilde des Punk und Ska begeben, ohne großartig über die Art und Weise meines Wesens nachdenken zu müssen, bin ich heutzutage nach einem Abstecher in die Clubs mit ihrem ewigen Nachtleben und dem unerträglichen Minimal völlig gebeutelt. Das geisteswissenschaftliche Studium ist unerträglich, die Freizeit ebenso. Der Freundeskreis auseinandergebrochen, die Noten unterdurchschnittlich. Mein Sarkasmus verträgt sich nicht mit meinem zurückhaltenden Wesen - es fällt mir schwer mich bemerkbar zu machen, geschweige denn beliebt. Ich fühle mich keiner Szene mehr zugehörig, verkauze, hänge den ganzen Tag am PC, pflege eine ausgeprägte soziale Phobie, nehme Medikamente. Schaffe es nicht endlich auszuziehen aus der Vorstadt. Es ist unerträglich. Und im Sommer wird es schlimmer. Je größer der Kontrast zwischen meinem depressiven Wesen und der ausgelassenen Stimmung, die sich in meinem Umfeld breit macht, desto mehr werde ich mich selbst ausgrenzen. Ich bin wohl bisher immer ein Mitläufer gewesen und jetzt ein Einzelgänger. Ich beneide unsere Testosterongeladene Migrantenjugend aus den Szenebezirken der Stadt. Denen ist ein Durchsetzungsvermögen ansozialisiert worden, welches ich heutzutage liebend gerne ausspielen würde. Meine Verehrung dieser Jugendkultur reicht an die von Norman Mailers in "The White Negro" beschriebene hipstergeneration oder an die nachfolgende Modkultur heran, die die Rauhheit und Authentizität der afrikanisch-amerikanischen R&B Musik und das streetwise "savoir faire" der schwarzen Kultur der jamaikanischen Rudeboys schätzte.

Nur wie kann man sich das Selbstbewusstsein dieser Schicht als Schablone für seine eigene Entwicklung zu Nutze machen, ohne in die hirnlose Aggroecke gestellt zu werden?

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