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So war's unterwegs! Zwei Reiseberichte aus Irland und Kroatien

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Katja, 20, studiert European Studies in Passau

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Strecke: Germering-Memmingen-Dublin-Memmingen Treffpunkt: Allgäu Airport Memmingen - Dienstag, 12:45h Mitbringsel: eine Shamrock-Pflanze zum Selbstziehen das Beste an der Heimkehr: mein eigenes Bett, nach tagelangem Schlafen auf dem Boden letztes Essen vor der Ankunft in der Heimat: Cheeseburger bei Mc Donalds am Dublin Airport „Mit 16 Jahren habe ich ein High School Jahr in Amerika verbracht - als mich meine amerikanische Bekannten kürzlich anriefen um mir zu sagen, dass sie ein paar Wochen in Dublin verbrächten, wollte ich sie natürlich treffen. Und da ich sowieso gerade Semesterferien habe, bin ich kurzerhand für zehn Tage nach Irland geflogen. Wir haben uns an der Ostküste in Dungarvan getroffen und haben dort ein paar Tage in einem Apartment gewohnt. Ich habe die ganze Zeit auf dem Boden schlafen müssen, weil es nicht genug Betten gab. Das war aber eigentlich ganz lustig. Wir sind dann noch zusammen nach Cork gereist. Südirland ist sehr faszinierend, weil es dort so viele Burgen gibt. Und zwar nicht so Neuschwansteinschlösser, wie wir sie gewohnt sind - nein, richtige Burgen! Genau so, wie man sie als Kind immer gemalt hat, mit eckigen Türmen und Zacken und allem. Das war toll! Das Interessanteste der Reise war aber eigentlich, dass ich die ganze Zeit mit dem amerikanischen Blick auf die irische Kultur konfrontiert wurde. Für sie war vieles neu und unerwartet - ich glaube, dahinter steckt die Annahme, dass, wenn in einem Land dieselbe Sprache gesprochen wird wie in der eigenen Heimat, auch der Lebensstil nicht so fremd sein kann. Aber es fing ja schon bei der fremden Währung an. Ständig suchten sie in ihren Geldbeutel herum und konnten die passenden Münzen kaum finden. Dann die irischen, doch recht ausgelassenen Trinkgewohnheiten und der legere Umgangston unter den Einheimischen. Ich finde aber zum Beispiel gar nicht, dass die Iren so außergewöhnlich viel trinken. Es mag vielleicht auf den ersten Blick so rüberkommen, weil die vielen Pubs eben einen großen Teil der Landeskultur ausmachen- zum Schluss aber ist es genau wie in Deutschland: man geht halt mal ein Bier trinken. Und mal bleibt es dabei, mal wird es eines mehr. Was mich sehr beeindruckt hat, ist die große Gastfreundschaft der Iren. Wenn du beispielsweise im Bus unterwegs bist und weißt, dein Ziel liegt zwar auf der Strecke, aber abseits der planmäßigen Bushaltestellen, kannst du das dem Busfahrer einfach mitteilen. Er hält dann für dich an genau dieser Stelle. Super ist auch, dass es Irland soviele Second Hand Buchläden gibt. Das letzte Wochenende habe ich dann noch allein Dublin verbracht. Es war das erste Mal, dass ich so richtig allein unterwegs war und es hat erstaunlich gut geklappt. Schön ist, dass man als Alleinreisender so unabhängig und kompromisslos unterwegs ist. Aber nach länger als zwei Tagen wird das dann auch wieder langweilig. Ich habe in einem Hostel geschlafen, und da lernt man glücklicherweise sofort Leute kennen. Die kommen mich vielleicht sogar bald besuchen, darauf freue ich mich!“


Daniel, 23, Ingenieur der seemännischen Elektrotechnik

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Strecke: Split-München Treffpunkt: Busbahnhof Hackerbrücke, München - Mittwoch, 01:28h Mitbringsel: kroatisches Olivenöl und Kulen, das ist eine Rohwurstspezialität der Region Slawonien nützlichstes Gepäckstück: Handy letztes Essen vor der Ankunft in München: ein scharfes Fleisch-Sandwich in Sibenik „Ich komme gerade aus Split, das liegt an der Ostküste Kroatiens. Dort bin ich geboren und dort habe ich studiert. Ich bin gerade mit dem Studium fertig geworden. Jetzt bin ich arbeitssuchend und verbringe meine Zeit erst einmal damit, zu reisen. Ich wollte meine Heimat richtig kennenlernen, bevor ich mich international bewege -und habe daher gerade eine Reise durch Kroatien hinter mir. Von dem südlichen gelegenen Split bin ich, mit meiner Freundin, nach Zagreb und an die westliche Grenze Kroatiens gefahren. Dann durch den Norden wieder an die Ostküste und auf die Inseln Krk und Zirje. Wir haben die ganze Zeit über nur gemacht, worauf wir Lust hatten. Meistens haben wir in Hostels und Gästezimmern geschlafen, die wir uns immer ganz spontan über das Internet gesucht haben. Wir hätten natürlich auch Couchsurfing machen können - ich habe in meiner Studienzeit oft selbst Leute bei mir zuhause übernachten lassen. Aber irgendwie war das mit den Hostels dann doch etwas unkomplizierter. Ich könnte nicht sagen, was mir am besten an Kroatien gefällt. Ich fühle mich dem ganzen Land jetzt sehr verbunden, wo ich doch beinahe überall einmal war. Obwohl die Küstenorte ja sicherlich doch am schönsten sind! Die großen Städte sind alle ähnlich und daher etwas langweilig - wie überall anders vermutlich auch. Am liebsten war ich also in den kleineren Orten unterwegs. Dort ist alles günstiger und die Menschen sind richtig gastfreundlich und authentisch. Große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen sind mir nicht aufgefallen. Es ist auch in keiner Region gefährlicher als in einer anderen. Ich habe Kroatien überhaupt an keiner Stelle als gefährlich empfunden. Man trifft ja auch immer viele andere Reisende und ist nie wirklich allein. Auf einem Technofestival in Zrce ist mir allerdings mein Portemonnaie abhanden gekommen- ob es mir geklaut wurde oder nicht, weiß ich nicht. Plötzlich hatte ich überhaupt nichts mehr, kein Geld, keine Dokumente. Aber ich schätze so etwas passiert, damit muss man leben. Den mit Abstand komischsten Typen, den ich auf meiner Reise getroffen habe, lag eines Tages in meiner Hängematte am Strand in der Nähe von Split. Er hatte sich nicht nur in meine Hängematte gelegt, sondern auch noch in mein Handtuch gewickelt. Zwischen seinen Knien lag ein Diabolo. Ich sagte: „Was zur Hölle machst du in meiner Hängematte?“ Er wachte daraufhin auf, guckte mich an und sagte: „Helloooo Sunshine!“. Ich glaube nicht, dass er auf Drogen war oder betrunken. Er war einfach nur ein bisschen verrückt. Er stand auf und spielte eine Runde Diablo für mich. Wir unterhielten uns schließlich und freundeten uns richtig an. Er war ein 26-jähriger Feuerwehrmann aus Frankreich. Irgendwann reiste er weiter und ich habe den Kontakt zu ihm verloren. Das war bestimmt die seltsamste Begegnung meines Lebens. Obwohl auf der 14-stündigen Busfahrt, die jetzt hinter mir liegt, auch seltsame Menschen unterwegs waren. Kaum jüngere Menschen. Viele haben ununterbrochen geschnarcht, und wenn sie nicht geschnarcht haben, haben sie mit sich selbst geredet. Aber Busfahren ist praktisch, weil es günstig ist. Und eigentlich gar nicht mal so unkomfortabel. Ich hoffe aber, dass ich Reisen und Arbeiten bald verbinden kann. Toll wäre ein Job auf einem Passagierschiff. Am liebsten möchte ich nämlich einmal ganz weit weg. Nach Australien.“

Text: mercedes-lauenstein - Fotos:Juri Gottschall

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