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Berlinale-Blog. Heute: Banksy und „Der Räuber“

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Der Streetartist Banksy ist ein Phänomen. Keiner kennt ihn, keiner sieht ihn, aber wenn er etwas macht, wollen alle dabei sein. So auch bei der gestrigen Vorführung seines Dokufeatures „Exit Through The Gift Shop“. Ursprünglich sollte das Ganze ein Film über Banksy werden, doch Banksy hat kurzerhand den Spieß umgedreht und einen Film über denjenigen gemacht, der einen Film über Banksy machen wollte. Ob der Film wirklich dokumentiert oder doch bloß Inszeniertes nachstellt, das bleibt vorerst ein Geheimnis wie Banksy selbst. Aber „Exit Through The Gift Shop“ liefert einen aufschlussreichen, lustigen und sehenswerten Einblick über die Kunst der Kunst. Und eines belegt der Film einmal mehr: Dass man sich vor dem Künstler Banksy verbeugen muss – so oder so. Ob man Film und/oder Künstler nun mag oder nicht. „Exit Through The Gift Shop“-Trailer

Als deutscher Film im Wettbewerb wird „Der Räuber“ von Benjamin Heisenberg bereits hoch gehandelt. Darin geht es um einen erfolgreichen Marathonläufer, der parallel reihenweise Banken überfällt. Um einen Einzelgänger, der permanent seiner Todessehnsucht entgegenläuft und selbst hinter der Maske noch eine Maske trägt. Auch Franziska Weisz als Erika schafft es im Film nicht, einen Blick auf den Menschen dahinter zu werfen. Wir haben Franziska kurz vor der Premiere getroffen und über Entscheidungen, Glücksmomente und das böse B-Wort gesprochen. jetzt.de: In „Der Räuber“ geht es viel um Entscheidungen. Bist du selbst jemand, der offensiv Entscheidungen trifft oder drückst du dich auch gerne mal davor? Franziska: Ich treffe meine Entscheidungen immer sehr bewusst – oft auch aus dem Bauch heraus. Und das ist jedes Mal wieder eine neue Herausforderung. Allerdings hatte ich auf viele einschneidende Erlebnisse in meinem Leben gar keinen Einfluss. Mein erster Film „Hundstage“ ist mir beispielsweise in den Schoß gefallen. Eine relativ kleine Entscheidung, die für mich jedoch sehr wichtig war, war die, mich nach meinem abgeschlossenen Studium eine Schauspielerin zu nennen – schließlich habe ich das nie offiziell gelernt. Aber anzuerkennen, dass die Schauspielerei fortan mein Weg ist, das war eine sehr wichtige Entscheidung für mich. „Der Räuber“-Trailer

Der Regisseur Benjamin Heisenberg hat über die Rolle des Räubers gesagt, dass dessen permanente Anspannung ein Teil seines Glücksmomentes sei. Kannst du das nachempfinden? Nein, eigentlich nicht. Hirschhausen hat mal geschrieben, dass Glücksgefühle aus der Überraschung kommen. Wenn man also zum ersten Mal Schokolade isst oder einen tollen Film sieht, dann treten Glücksgefühle ein. Ein zweites Mal gelingt das jedoch nicht. Weil mein Leben aber total bunt und kein Tag wie der vorherige ist, habe ich eigentlich ständig Glücksgefühle. Kannst du dir ansatzweise vorstellen, wie so ein Glücksmoment aussähe, wenn ihr mit dem Film den Goldenen Bären gewinnt? Die Tatsache, bei der Berlinale im Wettbewerb laufen zu dürfen, macht uns schon glücklich genug. Wir haben daher untereinander abgemacht, weder über das Goldene B-Wort noch über haarige Tiere zu sprechen. Auch wenn es ein bisschen blöd klingt, aber ums Gewinnen geht es uns nicht. Es freut mich hingegen wahnsinnig, wie gut der Film bereits aufgenommen wird und wie viele Schulterklopfer ich bekomme. Damit bin ich bereits vollkommen zufrieden. Auf eine Frage in der Pressekonferenz hat der Räuber-Darsteller Andreas Lust gesagt, dass er das Gefühl habe, diese Welt würde immer mehr aus einsamen jungen Männern bestehen. Teilst du diesen Eindruck? Nicht nur aus einsamen jungen Männern, sondern aus einsamen jungen Menschen. Die Jugendlichen von heute haben eben keinen Widerstand mehr, müssen gegen nichts mehr gemeinsam rebellieren und dadurch wird das Leben immer einzelgängerischer. Seit alle Leute Handys haben, muss man niemandem mehr verbindlich zusagen. Das Internet verbindet einen ständig mit allen Menschen auf der Welt. Aber dieser Luxus von heute nimmt einem auch sehr viel. Das Mehr an Kommunikationsmöglichkeiten sorgt für ein Mehr an Oberflächlichkeit und ein Weniger an sozialer Qualität. Und wenn man sich in einem Supermarkt mal die Masse an Singlemenüs anschaut, dann ist das bereits wahnsinnig bezeichnend.

Text: daniel-schieferdecker - Foto: Reuters

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