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"Wir wollen sonnentanzen"

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Fatima Geza Abdollahyan hat etwas geschafft, das bislang nur sehr wenigen gelungen ist: Die 32-jährige Studentin der Hochschule für Fernsehen und Film München zeigt ihren Abschlussfilm „Kick in Iran“ beim renommierten Sundance-Filmfestival in Amerika. Ihr Film über die iranische Taekwondo-Kämpferin Sara Khoshjamal‐Fekri ist in der Kategorie „Bester internationaler Dokumentarfilm“ als einer von zwölf Wettbewerbsbeiträgen nominiert. jetzt.de hat einen Tag vor ihrem Abflug nach Utah, USA, mit der Regisseurin gesprochen. jetzt.de: Fatima, wie hast du es geschafft, zum Sundance-Filmfestival eingeladen zu werden? Fatima: Ich habe eben einen guten Film gedreht. Natürlich muss man aber auch ehrlich sagen, dass der Iran zur Zeit ein sehr aktuelles Thema ist, für das sich viele Menschen interessieren. Vielleicht ging es der Sundance-Jury ähnlich. Welche Geschichte erzählst du denn in deinem Dokumentarfilm „Kick in Iran“? Ich habe über ein Jahr lang die iranische Taekwondo-Athletin Sara Khoshjamal‐Fekri auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen in Peking begleitet. Sie ist die erste und damit einzige iranische Sportlerin, die jemals an olympischen Spielen teilnehmen durfte. Sie und ihre Trainerin mussten einen langen Weg gehen, um dieses Ziel zu erreichen. Vor allem geht es aber darum, was für einen hohen Preis die zwei bereit sind, zu bezahlen. In einer von strengen religiösen Gesetzen geprägten Gesellschaft wie der iranischen ist es für eine Frau ja ein sehr großes Wagnis, Selbstverwirklichung anzustreben und dafür auch Anerkennung erfahren zu wollen. Wie hast du Sara denn überhaupt kennengelernt? Ich habe 2005 für ein halbes Jahr im Iran gelebt und bei einem Fernsehstudio gearbeitet. Zu der Zeit fanden dort die „Muslim Women Games“ statt, die - ähnlich wie die Olympischen Spiele - alle vier Jahre ausgetragen werden. Darüber habe ich berichtet und mir anschließend vorgenommen, einen längeren Film über Leistungsport im Iran zu drehen. Anfangs wollte ich gleich mehrere iranische Sportlerinnen portraitieren, habe dann aber gemerkt, dass es viel spannender ist, sich auf eine einzige Person zu konzentrieren und ihr näher zu kommen. Ich wollte auch mit sehr reduzierten Bildern und einer klaren Bildsprache arbeiten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Filmemacherin Fatima Geza Abdollahyan. „Kick in Iran“ ist dein erster langer Dokumentarfilm. Passiert das an der HFF öfters, dass Abschlussfilme gleich für das Sundance-Filmfestival nominiert werden? Es ist wirklich selten, dass so etwas passiert. Ich glaube, es gab in der Vergangenheit, wenn auch über die Jahre verstreut, ein paar Kurzfilme, die es geschafft haben, aber ein langer Dokumentarfilm von der HFF war bislang noch nicht unter den Nominierungen. Maren Ade ist noch eine der Ausnahmen beim langen Spielfilm. Sie war allerdings mit ihrem Abschluss-Film „Der Wald vor lauter Bäumen“ in der Kategorie „Bester internationaler Spielfilm“ nomminiert. 2005 erhielt sie damals sogar den Sonderpreis der Jury. Welche Erwartungen hast du denn so kurz vor Abflug? Ich will vor allem Spaß haben. Das ist bestimmt ein total verrückter Filmzirkus, der mich dort erwartet. Während der zehn Festivaltage werde ich zu fünfzehn verschiedenen Empfängen gehen, ich muss meinen Film vier Mal persönlich präsentieren, außerdem stehen Dutzende Interviews an. Ich hoffe, ich finde ein paar Minuten, in denen ich das Festival auch ruhig auf mich wirken lassen kann. Die Sundance-Nominierung ist wie ein Geschenk für mich. Ich will das auch irgendwie genießen können. Wie hast du dich auf das Festival denn vorbereitet? Die letzten zwei Monate habe ich Tag und Nacht durchgearbeitet. Ende September war der Film erst fertig geschnitten und im November kam dann gleich die Zusage fürs Sundance. Gemeinsam habe ich dann mit Hilfe von vielen Freunden alles unternommen, möglichst schnell einen Trailer, eine Homepage, Pressematerial, ein Plakat und Bilder vom Dreh zusammenzustellen.

Denkst du nicht zumindest insgeheim an die Möglichkeit, eine Auszeichnung zu gewinnen? Gar nicht. Es wäre fast wahnwitzig, sich auf dem Sundance irgendwelche Chancen auszurechnen. Ich habe mir auf der Festival-Homepage die Trailer der anderen Dokumentarfilme angesehen und kann nur feststellen, dass da ein Beitrag besser als der andere zu sein scheint. Allein die Teilnahme ist für mich schon ein Sechser im Lotto. Der olympische Gedanke „Dabeisein ist alles“ gilt in dieser Hinsicht auch für mich. Was wäre denn das Beste, das in den kommenden zehn Tagen passieren könnte? Ein Auftrag und viel Sonnenschein. Natürlich wäre es toll, wenn ich in Amerika Kontakte zu Sponsoren und Förderern für mein nächstes Filmprojekt knüpfen könnte. So eine Sundance-Nominierung öffnet natürlich auch viele Türen. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt ist, dass ich zur Zeit ständig auf Reisen sein kann, weil plötzlich ganz viele Nominierungen für Festivals in Europa folgen. Kann man denn deinen Film auch bald in München sehen? Klar. Auf dem Münchner Filmfestival Ende Juni in der Sektion „Neues deutsches Kino.“ Angenommen, „Kick in Iran“ kommt gut an und du kannst Fördermittel für einen nächsten Dokumentarfilm auftun. Wo würde dich dein nächstes Projekt hinführen? Wieder zurück in den Iran. Ich würde dieses Mal aber ganz gerne einen dezidiert politischen Film drehen. Wobei: Genaugenommen ist eigentlich alles, was man momentan im Iran macht, immer auch politisch. Und dein Plan für die nächsten paar Tage? Mein Team und ich haben uns fest vorgenommen, sonnentanzen zu gehen. Das ist eigentlich alles. Wer wissen will, wie es ausgeht: Fatima Geza Abdollahyan wird auf ihrem Blog kickiniran.com von ihren Erlebnissen auf dem Sundance-Filmfestival berichten.

Text: anna-kistner - Foto: Silvia Egger

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