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Coco Chanel

Text: yvanovich
Ich besitze zwei Sonnenbrillen. Die eine ist von meiner Oma, wenn man sie aufsetzt hat man buschige rote Augenbrauen. Die andere ist von Coco Chanel, ich erwarb sie in Montreal für 400 Canadian Dollar.



Ich werde das Gefühl nicht los, über den Tisch gezogen worden zu sein. Liegt das an dem Preis? Trage ich sie deshalb so ungern? Na nee, eher wegen diesem verknotet-CC-zeichen, das da so fett auf dem Rahmen prahlt. Und die andere will ich auch nicht aufsetzen, weil dann alle wieder blöd schaun und lachen und weil ich zu alt für die schöne Augenbrauenbrille bin. Man muss doch zeigen was man kann und was man hat und wer man ist. Dass man, bzw. die Eltern sich Marken für die Kids leisten können.



Aber wenn man Augenbrauenbrillen trägt, dann stellt man nichts dar, man wird belächelt. So eine Freundin wollen meine Freunde nicht, meine Eltern wollen auch nicht so eine Tochter. Also merke: "keine Lumpenklamotten und keine lächerlichen Brillen, auch wenn sie noch so viel Spaß machen". Aber eigentlich lass ich mich gar nicht so sehr von den anderen da beeinflussen, irgendwie weiß ich einfach selber nicht was ich will. Schwarz oder weiß? Vorne oder hinten? Ja oder nein? Dauernd diese Fragen die entschieden werden wollen. Geld ausgeben oder sparen? Anderen gefallen oder sich selbst gefallen? Kann das nicht eins sein? Es liegt irgendwie so nah zusammen sagt mein Gefühl. Aber dann ist es doch tatsächlich das Gegenteil.



Am Bahnhofsplatz dringen Flötentöne aus dem Grundschulgebäude. Das ist der Musikunterricht für die kleinen Kintis. "So einen haben Emmi und Franz nun auch", wie mir ihre Mutter erzählte. Das ist doch gut wenn sie nun Flötenunterricht nehmen. Das perfekte Alter. Warum eigentlich Flöte? Die Töne da klingen unglaublich schief und so doof.

Wissen alle Menschen dass sie alles richtig machen? Sie sind sich doch immer so sicher. Was gibt einem so viel Sicherheit?

Erfolg bedeutet das man Gemachtes gut gemacht hat, deswegen ist es ratenswert es genau wieder so zu tun. Ich will auch mal sicher sein. Etwas entscheiden und das dann gut finden.



In der Bahnhofsunterführung kommt mir Julia F. entgegen. Die ist sich sicher. Sicher dass ihre leuchtgelben Schuhe mit ihrem strahlend blauen Shirt harmonieren. Dazu ihr Gang, eine Mischung aus rennen und trödeln, das ist eine Begabung. Hat sie es irgendwie eilig? Die Füße schmeißt sie, in sich wackelnd, zu den Seiten. Die Arme schlabbern wie Gummiseile mit.


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