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Bloggen heute. Eine Bestandsaufnahme

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Deutsche Blogger gelten im Ausland als untalentiert… Es ist freilich eine subjektive Meinung, doch hat der erfolgreiche US-Blogger Felix Salmon im Mai 2009 (Quelle: blogs.reuters.com) aufgezählt, warum die deutschen Blogger außerhalb deutscher Grenzen für eher untalentiert gehalten werden. So seien deutsche Blogger zu gründlich, hätten große Angst davor, etwas Falsches zu schreiben und seien einfach zu langweilig. …und unprofessionell Laut einer Studie der Berliner Humboldt-Universität (2008) ist der Reifegrad der deutschen Blogosphäre eher gering. Der Reifegrad lässt sich am Ausmaß der Professionalisierung des Bloggens gegenüber der Freizeittätigkeit ablesen. So nutzen die meisten Blogger ihr Weblog als Online-Tagebuch, insbesondere im Vergleich zur USA nutzen es jedoch nur wenige als Haupterwerbsquelle. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Der russische Blogger Alexander Podrabinek ist nach einem Beitrag über einen Kneipennamen untergetaucht. Der Streit dreht sich um eine Schaschlik-Stube mit dem Namen „Antisowjetisch ”. Kriegsveteranen hatten eine Umbenennung gefordert, weil sie das Andenken an den Zweiten Weltkrieg beleidigt sahen. Podrabinek hatte dies kritisiert: Die Veteranen „privatisieren den Patriotismus und die Liebe zu Russland”, hatte er geschrieben und ihnen vorgeworfen, wahrscheinlich seien sie selbst damals Gulag-Aufseher gewesen. Mitglieder der nationalistischen Kreml-Jugend „Naschi”, „die Unseren”, protestieren seit Tagen vor Podrabineks Haus. Dieser fürchtet, man wolle mit ihm „ abrechnen ”. Die Kneipe ist auf einen Erlass des zuständigen Moskauer Präfekten Oleg Mitwol inzwischen umbenannt in „Sowjetisch”. (aus der SZ) +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Hollywood-Star Ben Affleck, 36, hasst Blogger. "Eine völlig polarisierte, verbitterte und hässliche Welt aus Blogs als Primärquelle könnte den Platz des Journalismus einnehmen. Und keiner weiß dann mehr, was wahr oder frei erfunden ist." (aus BUNTE) +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Die am häufigsten verlinkten Blogs Deutschlands Laut aktueller Rangliste (39/2009) der deutschen Blogcharts ist netzpolitik.org das am häufigsten verlinkte Blog der Republik (1709 Blogs). Auf den Plätzen folgen spreeblick (986) und nerdcore (953). Hier die vollständigen Top Ten: 1.netzpolitik.org 2.spreeblick.com 3.nerdcore.de 4.law blog 5.StyleSpion 6.Basic Thinking Blog 7. Fefes Blog 8.Stefan Niggemeier 9.Indiskretion Ehrensache 10.netzwertig.com +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Die Amerikanerin Heather B. Armstrong fing 2001 an zu bloggen – und wurde ein Jahr später gefeuert, weil sie satirisch über ihre Arbeit berichtet hatte. Doch nicht nur ihr Job, auch ihr Privatleben ist Thema ihres Blogs: Sie schrieb über ihre Depression und die anschließende therapeutische Behandlung, über ihre Schwangerschaften und ihren Hautkrebs. Besonders auffällig sind die vielen Fotos ihrer älteren Tochter, deren Kindheit sich so scheinbar komplett nachvollziehen lässt. Dank zahlreicher Anzeigen auf ihrem Weblog konnte Armstrongs Mann 2005 seinen Job kündigen. Seitdem lebt die Familie von dooce.com und zahlreichen Nebenprojekten der Bloggerin. Jüngst startete sie „Monetizing The Hate“, eine Website, auf der sie alle Hassmails und –kommentare sammelt und mit zahlreichen Anzeigen garniert. So lässt sich sogar aus den unschönen Seiten des Bloggens Geld machen. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Web|log [auch: wblg], das, auch: der; -s, -s [engl. weblog, zusgez. aus web (siehe →Web) ... Quelle: Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6., überarbeitete Auflage. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 2007. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Anruf bei Rechtsanwalt Dr. Alexander Wachs , Leuchturm für abgemahnte Blogger

Sind Sie auf verzweifelte Blogger spezialisiert? Dr. Alexander Wachs:Das hat sich irgendwie so ergeben. Erstmal bin ziemlich netzaffin, habe auch früher bei dem ein oder anderen Netzprojekt mitgearbeitet und jetzt kümmere ich mich eben hauptsächlich um die Themen Urheberrecht und markenrechtliche Auseinandersetzungen - und irgendwie bin ich dabei immer auf der Seite der Kleinen. Ich fühle mich da ganz wohl, auch wenn es nicht ganz so lukrativ ist wie andere Sachen, aber es macht Spaß, ich bekomme viel positives Feedback. In welchen Situationen kommen die Blogger zu ihnen? Vor zwei Jahren war es noch ein bisschen extremer, da haben viele weinend angerufen, weil sie eine Wahnsinnabmahnung ins Haus bekommen haben. Oft waren das Mütter, deren Kinder sich unbesorgt Sachen runtergeladen haben. Heute ist das meist schon gefasster, weil viele Informationen ins Netz getragen wurden, die Menschen dann schon von ähnlichen Fällen gelesen haben und ungefähr wissen, was zu tun ist. Ich telefoniere aber immer noch sehr viel und gebe sehr viel Auskunft. Wo gibt’s denn besonders viel Ärger in der Blogosphäre? Kontinuierlich viel Ärger haben nach wie vor DJs, die eigene Remixe auf ihrer Homepage oder ihrem Blog veröffentlichen. Und dann merke ich jetzt gerade, dass wieder eine Abmahnwelle durchs Land geht, dass also einige wenige Kanzleien sehr viele Musikblogs abmahnen. Wer beauftragt denn diese Abmahnungsanwälte? Das geht meist über die Verbände der Musikindustrie oder auch direkt von den Majorlabels aus, Sony oder Universal machen das auf jeden Fall. Und wie sehen die angemahnten Fälle aus? Relativ oft kommt es vor, dass der Blogger zum Beispiel einen Deeplink auf die Seite einer Band setzt, die einen ihrer Songs zum Download anbietet. Die Band darf das natürlich und man darf auch auf die Seite der Band verlinken. Aber schon durch den direkten Link auf das Lied, macht der Blogger sich das Lied zueigen, so sieht es zumindest die abmahnende Seite. Dann gibt es andere Fälle, in denen etwa auf einen legal downloadbaren Song in den USA verlinkt wird, der aber hierzulande von der Plattenfirma nicht freigegeben ist. Komische Sache, oder? Letztlich ist das doch nur freiwillige Promo für die Musik des Labels? Damit wir uns richtig verstehen, die Abmahnung ist in vielen Fällen schon berechtigt und steht nun mal im Einklang mit dem Urheberrechtsgesetz. Aber die große Frage ist, ob diese Abmahnungen verhältnismäßig sind. Früher wurden da zum Teil gleich sehr abschreckende Summen genannt, in der aktuellen Abmahnwelle beobachten wir, dass immerhin oft der Paragraph 97a Abs. 2 UrhG angewandt wird. Das bedeutet, der Blogger muss 100 Euro für die Abmahnung bezahlen und eine Unterlassungserklärung abgeben. Die ist in meinen Augen aber sehr problematisch, denn damit verpflichtet er sich über die nächsten 30 Jahre, etwa den gesamten Katalog von Universal nicht mehr zu tangieren. Falls er in dieser Zeit noch mal damit in Zusammenhang gebracht wird oder der angemahnte Link über andere Wege im Netz noch auf ihn zurückzuführen ist, knallt es gleich, dann werden 5000 Euro fällig. Also vor der Unterlassungserklärung zum Anwalt – was macht der? Die Unterlassungserklärung eng formulieren und auf die Sache beschränken. Sie kriegen ja auch nicht in allen Kaufhäusern Deutschlands ein Hausverbot, nur weil sie einmal einen Lippenstift geklaut haben. Die 100 Euro müssen wohl in jedem Fall gezahlt werden, billiger wird’s nicht. Lebt man als Blogger gefährlicher als, sagen wir, als Journalist? Auf jeden Fall, das liegt auch in der Natur der Sache weil sie ein einfacheres und schwächeres Ziel sind. Die Industrie verfolgt eine Strategie der Abschreckung. Und für die Kanzleien ist es deutlich bequemer 1000 mal 500 Euro Abmahngebühren zu bekommen, als gegen große Verlage oder Firmen wie Rapidshare vorzugehen, weil die gleich mit mehr Anwälten zurückschießen. Die wenigsten Blogger können sich eine Kanzlei leisten, die 250 Euro die Stunde kostet. Was war Ihr härtester Blogfall? Na, das kommt auf die persönliche Situation an. Ich vertrete viele Mandanten die Künstler sind und manche davon sind strenggenommen arbeitslos und beziehen HartzIV. Wenn die eine Forderung von 800 Euro für eine Handvoll fauler Links kriegen, tut das richtig weh. Interview: max-scharnigg

Weil es keine offizielle Registrierstelle für deutsche Blogs gibt, existieren auch keine wissenschaftlich abgesicherten Zahlen. Die Organisatoren der Blogger-Messe re:publica schätze die Zahl der Blogs in Deutschland im März 2009 auf rund 500.000. Allerdings sind dabei auch alle inaktiven Blogs einberechnet. Auch für die Steigerungsrate der Blog-Zahlen gibt es keine offizielle Statistik. Legt man die oben genannte Zahl von 500.000 Blogs zugrunde und vergleicht sie mit dem Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2004 (Berlecon Research: 60.000 bis 70.000 Blogs), so läge die Zuwachsrate bei etwa 700 Prozent innerhalb der vergangenen fünf Jahre. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

Im April vergangenen Jahres berichtete die New York Times von zwei Technologie-Bloggern, die an Herzinfarkten gestorben sind. Die unbestätigte Diagnose ihrer Familien und Kollegen: Die beiden haben sich zu Tode gebloggt. Gegenteiliges Beispiel: Laut dem Magazin „Scientific American“ wollen Forscher herausgefunden haben, dass Bloggen gut für die Gesundheit sein kann. Sie sprechen von positiven Effekten auf die Gedächtnisleistung und den Schlaf. Bei AIDS-Patienten soll Bloggen die Bildung von Immunzellen fördern und die Virenverbreitung hemmen. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

Liste der neuen Befindlichkeitszustände, in die uns Blogs versetzen 1. schlechtes Gewissen dank Google Reader Wer den Reader benutzt, kennt das Gefühl womöglich: Jeden Morgen warten dreißig bis fünfzig neue Blogeinträge. Einer schöner als der andere. Doch spätestens nach der Lektüre des fünften Blogeintrags – egal, ob es um neu entdeckte Flohmarktschätze, selbst genähte Klamotten oder wieder entdeckte Platten geht – ist die gute Leser-Laune verflogen und hat einem dumpfen Gefühl der Niedergeschlagenheit und Unzulänglichkeit Platz gemacht. Man vergisst nach all diesen schönen Fotos, Geschichten und Erzählungen aus dem Leben der Fremden sehr schnell, dass man ja gerade nur einen winzig kleinen Ausschnitt aus deren Leben gesehen hat – einen, den sie auf Hochglanz poliert, arrangiert und mit Weichzeichnerlicht eingefangen haben. 2. Abendliche Verzettelung Blogs sind großartige Angelplätze für fast alle Bereiche des Lebens, die neben der Arbeit stattfinden. Und nicht selten kommt man abends mit Ausdrucken beladen nach Hause – tolle Rezepte zum Nachkochen, Adressen für Schnäppchen-Shopping in der näheren Umgebung, feine Schnittmuster, die alte T-Shirts in gewagte Negliges umwandeln, einfache Tipps zum Recyceln. All das will man also ausprobieren, nachkochen und besuchen und endet dann doch nach dem gescheiterten Kochversuch mit einer Tiefkühlpizza vor dem Fernseher. Und das schlechte Gewissen lauert währenddessen im wachsenden Papierstapel neben dem Sofa. 3. Schlechtes Blogger-Gewissen Als Blogger selber ist man fast ununterbrochen von schlechtem Gewissen geplagt. Die selbst gesteckten Ziele, die Öffentlichkeit mindestens täglich mit neuen Einträgen zu erfreuen, dabei sowohl originell, als auch optisch ansprechend zu sein und die Leser nicht zu langweilen – all das funktioniert ein bis zwei Wochen lang und dann wird man entweder krank vor lauter Stress, hat anderweitig zu tun, oder kurzfristig die Motivation verlegt. Und dann kommt das schlechte Gewissen: „Die Leser erwarten das, die Internetnutzer haben die allergeringste Aufmerksamkeitsspanne, denen muss man sich täglich aufs Neue ins Gedächtnis schreiben.“ Und dann muss man weitermachen. 4. Einsamkeit im Orbit Die ersten paar Wochen oder Monate mit Blog fühlen sich oft so einsam an, als würde man ins All senden in der Hoffnung, Antwort von Marsmännchen zu bekommen. Wie besessen schaut man jeden Tag die Blogstatistik an, nur um wieder enttäuscht zu werden: abgesehen von ein paar verirrten Spaziergängern hat mal wieder kein Schwein vorbeigeschaut. Und kommentiert schon gar nicht. Schnell stellt sich die Frage nach dem Sinn der Bloggerei und wird dann ganz schnell abgelöst durch finstere Pläne, den Traffic dank Gewinnspielen, Rumgeschleime in der angrenzenden Blogosphäre, und Google-Tricks nach oben zu treiben. 5. Enttäuschte Leser Täglich werden tausende Blogs geboren und täglich gehen ganz heimlich, still und leise bestimmt ebenso viele Blogprojekte zu ende. Vielleicht ist dem Blogger die Lust abhanden gekommen, vielleicht hat sich etwas in seinem echten Leben getan, vielleicht hat er einfach ein paar Tage zu lang gewartet, um den nächsten Eintrag zu posten. Für den Leser kommt die Erkenntnis vom Ende meist erst nach einigen Wochen. Und auch wenn man nie direkt mit dem Blogger kommuniziert hat, nichts weiter von ihm wusste außer dem, was er veröffentlichte, fühlt es sich trotzdem immer wieder so an, als hätte der mit einem Schluss gemacht, einfach so – ohne ein letztes, klärendes Gespräch. Nicht mal verabschieden konnte man sich ordentlich..

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Die verfügbaren Zahlen lassen vermuten, dass die deutsche Blogger-Szene im internationalen Vergleich nur Mittelmaß ist. Laut einer Studie (Quelle: tecnocrati; 2005), gibt es weltweit 133 Millionen Blogs (Vergleich: geschätzte 500.000 in Deutschland). Allein die Anzahl US-amerikanischer Blogs liegt inzwischen bei weit über 10 Millionen. Gemessen an der Anfangseuphorie scheint sich die deutsche Blogger-Szene auch selbst in einem kleinen Tief zu sehen. Zwar verzeichnen Blogs in Deutschland nach wie vor Zuwachsraten, jedoch lägen diese, laut Stefan Niggemeier, deutlich unter den Zahlen der vorhergehenden Jahre. Auf der re:publica im April 2009 sagte Niggemeier: „Die ganz große Aufregung um Blogs ist verschwunden“, das Potenzial von Weblogs liege ziemlich brach (Quelle: Spindoctor). Zwischenzeitlich war noch die Rede davon gewesen, dass Blogs mittelfristig den Journalismus ersetzen würden. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

Blogs, die zu Büchern wurden: The Sartorialist von Scott Schuman Delicious Days von Nicole Stich Stephanie Klein’s Greek Tragedy von Stephanie Klein The Julie/Julia Project von Julie Powell Tagebücher von Else Buschheuer Overheard in New York von S. Morgan Friedman und Michael Malice The Long Tail von Chris Anderson Belle de Jour – Diary of a London Call Girl von Anonymus +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

Während Blogs und konventionelle Medien in den USA kooperieren oder zumindest einen fruchtbaren Austausch pflegen, stehen sich Blogs und klassische Medien in Deutschland nach wie vor eher skeptisch gegenüber. Mit ihrem Bezahlblog-Ansatz gescheitert ist allerdings die "New York Times". Selbst prominente Blogger wie Wirtschafts-Nobel-Preisträger Paul Krugman konnten nicht genug zahlende Leser in den Abo-Bereich holen. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

Deutsche Blogger sind unpolitisch Laut einer themenorientierten Studie der Berliner Humboldt-Universität (2008) gilt die deutsche Blogger-Szene als relativ unpolitisch. In Beziehung gesetzt wurde die deutsche Blogosphäre einerseits zur US-amerikanischen, die als stark politisiert wahrgenommen wird, und andererseits zu deutschsprachigen Nachrichtenmedien. Überprüft wurde durch eine Stichwortanalyse die Häufigkeit von Begriffen wie „Irak“, „George Bush“, „Angela Merkel“ oder „Terror“. Das Ergebnis: Keines der zahlreichen geprüften politischen Themen findet sich in mehr als einem halben Prozent der deutschsprachigen Blog-Einträge. In US-Blogs liegt die Quote zehnmal höher. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

Marcel Wichmann, 20, präsentiert neben allerlei anderen Sachen regelmäßig selbst erstellte Grafiken und Illustrationen in seinem Blog UARRR.org. Vor einem Jahr spendeten ihm seine Leser 700 Euro, damit er sich ein neues Grafiktablett kaufen konnte. Marcel, wie bist du auf die Idee gekommen, deine Leser für dein neues Grafiktablett spenden zu lassen? Dieses Teil ist zwar unheimlich toll, liegt aber außerhalb des Budgets von jedem normal verdienenden Menschen. Ich hätte es mir wahrscheinlich nie selbst gekauft, aber da andere Blogger auch schon erfolgreich Spenden für alles Mögliche gesammelt hatten, dachte ich, ich versuche es mal. Wie bist du das angegangen? Ich habe einen „Spenden“-Button in meinem Weblog eingerichtet, über den die Leute per PayPal Geld an mich überweisen konnten. Außerdem war auf der Startseite ein „Bettelbalken“ zu sehen, an dem man ablesen konnte, wie viel Geld schon eingegangen war. Wie lange hat es gedauert, bis du das nötige Geld beisammen hattest? Nach ungefähr sechs Wochen hatte ich genug zusammen, um mir das neue Tablett kaufen zu können. Es kostete etwa 1200 Euro. Da steckten aber auch noch der Erlös vom Verkauf meines alten Grafiktabletts und die Einnahmen von Google-Anzeigen, die ich geschaltet habe, drin. Insgesamt haben etwa 50 Leute gespendet. Der größte Betrag waren 100 Euro. Was, glaubst du, hat die Leute dazu bewogen zu spenden? Ich habe keinen blassen Schimmer, warum man jemandem, den man gar nicht kennt, Geld spenden sollte. Ich hatte geschrieben, dass ich für alle Spenden ab fünf Euro oder höher „eventuell unter Umständen vielleicht“ eine Zeichnung für den jeweiligen Spender anfertigen würde. Ich glaube, für die meisten war das der Anreiz. Ein paar Leute haben ihre Zeichnung auch schon bekommen, die anderen liegen noch unvollendet bei mir herum und werden hoffentlich bald fertig. Hast du selbst eigentlich schon mal einem Blogger etwas gespendet? Nein. Aber falls es mal einen gibt, der es nötig hat und der mir sympathisch ist, könnte ich mir das schon vorstellen. Interview: eva-schulz

 

In einem Spot der Firma Vodafone war Sascha Lobo zu sehen, ein ehemals erfolgloser Werbefachmann, der heute das Vorzeigegesicht der deutschen Blogszene ist. In dem Werbespot fährt er im grauen Anzug im Bus deklamiert Liedzeilen von David Bowie. Das Auftreten Lobos in dieser Werbung führte zu großem Theater unter seinen Netzanhängern. Nicht nur wegen der alten Neid und Missgunst-Sache, sondern weil sich Lobo stets als Kämpfer gegen die von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) initiierten Internetsperren positionierte. Vodafone aber gilt als Unterstützer des Gesetzesvorhabens. Moralischer Ausverkauf Lobos? Er selber erklärt dazu in seinem Blog: „Verhärtete Fronten ganz ohne Gespräche verschlechtern mit Sicherheit alle Ergebnisse der Zukunft.” Angeblich hat der Blogger von dem Konzern auch noch einen Beratervertrag bekommen. (Foto: Jan Bölsche)

 

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Was auch mal thematisiert werden sollte: Das schlechte Gewissen der Freunde von Bloggern. Blogs sind ja heute das, was früher nur diese fünfseitigen Auslandsaufenthalts-Rundmails waren - mit den Verweisen auf Online-Fotoalben mit jeweils 80 Bildern. Weil man den Globetrotter-Freund ja mochte, rang man sich durch, die erste Mail zumindest zu überfliegen. Aber dann kam schon die nächste. Und die übernächste. Das demotivierte ungemein und irgendwann gab man klammheimlich auf. Blogs sind wie ewige Auslandsaufenthalte von Freunden. Sie schüren stetig die Angst, mit einer unbedarften Frage könnte auffliegen, dass man etwas nicht weiß, was man doch eigentlich wissen sollte. Stand ja schließlich im Blog. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 Fotograf Scott Schuman, 41, zeigt auf seinem Blog The Sartorialist seit Jahren Momentaufnahmen von Menschen, die ihm auf der Straße aufgefallen sind. Er hat die Streetstyle-Bloggerei salonfähig gemacht, fotografiert mittlerweile ganze Kampagnen, modelt selber und wurde vom "Time Magazine" in die Top 100 der einflussreichsten Menschen der Modeindustrie gewählt. Schuman sagt im Gespräch mit der BUNTEN: „Ich lese kaum Blogs. Ich bin überhaupt selten online, eigentlich nur um meine Bilder hoch zu laden. Ich bewege mich lieber in der realen als in der virtuellen Welt.“

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Deutsche A-List-Blogs verlinken am häufigsten zu Spiegel Online. Es folgen Die Welt, sueddeutsche.de und heise.de. Dieses Ergebnis stammt aus einer Studie des Blogsuchmaschinenbetreibers twingly, der zwischen Juni und August 2008 in 127 000 spamfreien deutschsprachigen Blogs die Verweise auf deutsche Online-Medien zählte. Im Vergleich mit US-amerikanischen Blogs sind die deutschen aber relativ schwach verlinkt (Studie: Humboldt-Universität).

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Es ist jetzt bald zwei Jahre her, da sah der 21-jährige New Yorker Illustrator Patrick Moberg das Mädchen seiner Träume in der U-Bahn – und traute sich nicht, es anzusprechen. Zuhause bereute er das zutiefst, setzte sich hin und zeichnete seine Traumfrau. Das Bild setzte er samt seiner Telefonnummer und E-Mailadresse ins Netz, in der Hoffnung, dass jemand sie wiedererkennen würde. Binnen weniger Stunden verbreitete sich sein Aufruf über zahlreiche Weblogs. So dauerte es keine vier Tage, bis ein Freund des Mädchens sich bei Patrick meldete und die beiden zusammen brachte. Jetzt tauchten sie als glückliches Internetpaar in verschiedenen Sendungen und Magazinen auf, sogar verfilmt werden sollte ihre ungewöhnliche Liebesgeschichte. Doch nach gar nicht so langer Zeit trennten sich die beiden wieder, wie Patrick Moberg schließlich in seinem eigenen Blog erklärte.

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Blogs und Laienbeiträge haben sich stellenweise zu einer wichtigen Informationsquelle entwickelt, etwa wenn die Arbeit von Journalisten eingeschränkt wird. So verbot die iranische Regierung im Sommer ausländischen Reportern, über Demonstrationen der Regierungskritiker zu berichten. E-Mail-Adressen wurden blockiert. Teils wurden Journalisten unter eine Art Hausarrest gestellt und in ihren Büros festgehalten. Die Zahl an Bildern aus dem Iran nahm dadurch drastisch ab. Augenzeugen stellen Fotos und Videos aber nach wie vor ins Internet. Das Onlineportal Twitter entwickelte sich zu einem zentralen Kommunikationskanal.

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Eine populäre Stammtischfrage ist, wie viel sich mit der Bloggerei verdienen lässt. Zumindest im Falle des seinerzeit populären Web-Tagebuchführers Robert Basic ist es bekannt. Der selbstständige IT-Berater, der über seine Fachgebiet, sowie über das Internet und Privates schrieb, versteigerte sein Blog im Januar bei Ebay (Erlös: 46.902 Euro). Er veröffentlichte auch die jährlichen Werbeeinnahmen: 37.000 Euro, wobei er mehrmals angab, sich nicht konzentriert um die Vermarktung gekümmert zu haben. 

"Es gibt kein Geschäftsmodell für Blogger", glaubt dagegen der britische Autor Andrew Keen, der in seinem Buch "Die Stunde der Stümper" vor der Verdrängung der klassischen Medien durch Laienautoren warnt.

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Die Selbstvermarktung hat Grenzen: Die Fernsehmoderatorin und Buchautorin Else Buschheuer stellte nach zehn Jahren das Bloggen ein - offenbar frustriert über die Umsonst-Mentalität des Publikums. "Schreibe ich zwei Tage nicht, krakeelen sie", sagte sie in einem Interview über ihre Blog-Leser. "Aber sie kaufen meine Bücher nicht, ich habe sie total verzogen."

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