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Ramona und Stephane - Das Ende

Text: klinsmaus
Ramona Fink rauchte. Für jemand, der eigentlich nicht rauchte, rauchte sie ganz schön viel in letzter Zeit. Aber anders war Backmann nicht zu ertragen gewesen.



Dabei war der nur gewesen wie immer: schmierig mitfühlend und pseudo-informiert. Backmann hatte natürlich nicht gewusst, wer Ramona war. Genau genommen hatte er noch nicht einmal ihren Vornamen richtig von seiner journalistisch-investigativen Karteikarte abgelesen und sie konstant „Romina“ genannt. Aber das hatte nicht viel zur Sache getan: Die Fragen, die ihm irgendein Praktikant im Grundstudium aufgeschrieben hatte, hätte eh jeder dressierter Affe beantworten können.



Nicht, dass Backmann die Antwort irgendwie interessiert hätte. Er hatte sowieso mit konzentriertem Reptilienblick das hübsche Cue-Card-Girl fixiert, das abwechselnd errötete und den Blick niederschlug. Immer, wenn ein Einspieler kam, hatten sich die beiden offensiv angezwinkert. Gelegentlich hatte er auch einen Blick auf Ramonas Dekollettee geworfen. Die Pressedame vom Verlag hatte dann immer ein Victory-Zeichen gemacht und gegrinst wie ein Honigkuchenpferd. Ramona hätte kotzen können.



Dass sie den Abend durchgestanden hatte, hatte nicht unwesentlich mit dem Aschenbecher zu tun gehabt, den man ihr hingestellt habe. Eine große Ehre, wie man ihr versicherte. Eigentlich war ja Helmut Schmidt der einzige, der bei ihnen im Studio rauchen dürfe. Aber heute, nun ja, heute abend seien so viele Gäste abgesprungen wie noch nie und da wolle man der, die dann doch noch gekommen war, seine Dankbarkeit schon irgendwie zeigen, haha. Ramona war alles egal.



Drei Stunden später, saß Ramona in der Garderobe. Sie hatte soeben die Pressedame rausgeworfen und gab sich nun alle Mühe, das professionelle Dauergrinsen aus ihrem Gesicht zu bekommen. Erst als Backmann vorbeischneite und ihr zum tollen Auftritt gratulierte, gelang es ihr. Da hatte Ramona schon den dritten Aschenbecher geschafft. Backmann schenkte ihr noch einen vierten, bevor er das Cue-Card-Girl zu seinem Phaeton brachte.



Ramona wischte sich die Lippen. Sie wollte nichts wie weg.



Es klopfte.



„Ich bin nicht da! ... Nein: Ich bin nackt! Kommen Sie bloß nicht rein!“, brüllte Ramona. Sie konnte jetzt endgültig niemand mehr sehen.



„Aber ich hab dich schon mal nackt gesehen. Mehr als einmal.“ Das schwache Stimmchen konnte doch nicht etwa ... Aber nein, noch heute Nachmittag hatte sie ihm beim Komatisiertsein zugeschaut, da konnte er doch unmöglich jetzt ... „Verarschen kann ich mich selber!“



Die Tür machte sie trotzdem auf. Und das war gut so. Schließlich wäre Stephane sonst gegen die Tür in Ohnmacht gefallen. Und die konnte keine stabile Seitenlage.



Ramona schon.



E – N – D – E

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