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Mädchen, gibt es auch männliche Flittchen?

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Die Jungsfrage

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Jungsfrage zum Anhören wird präsentiert von Süddeutsche Zeitung Audio - dort gibt es auch weitere Fragen zum Anhören! Wenn man ehrlich ist - und heute wollen wir sehr ehrlich sein - geht es in dieser Rubrik ja vor allem um Geständnisse. Ihr wollt etwas Geheimes über uns erfahren und wir schielen jede Woche wieder hierher, um einen leicht verbotenen Blick in die Mädchenseele zu erhaschen. Da wir aber moderne, aufgeklärte und gleichberechtigte Jungen sind, wissen wir: Geständnisse - zumal wenn sie etwas schlüpfrig sind - funktionieren nur nach dem Prinzip der gewaschenen Hände. Also: eine und die andere, Ihr wisst schon. Deshalb erspare ich mir die Vorrede und wasche los - in der freudigen Erwartung, dass Du im Anschluss die andere Hand wäschst. Es geht heute also um Sex. Und zwar um die Diskrepanz zwischen der Rede über Sex und dem wirklichen Vollzug. Im Leben eines jeden Jungen gibt es nämlich Mädchen, die er so heftig begehrt, dass er je nach Tagesform seinen kleinen Finger dafür geben würde, mit ihr in Kontakt zu kommen. Das Besondere an diesem Typus Mädchen ist, dass der Junge sein Verlangen niemals öffentlich zugeben würde - lieber würde er noch zwei kleine Finger opfern als dass er eingestehen müsste: Ich steh auf dieses billige Flittchen. So nämlich werden diese Mädchen nicht selten von anderen Mädchen genannt. Sie zeichnen sich dadurch aus, sich ebenso plump wie aufreizend zu kleiden, einen großen sexuellen Bekanntenkreis zu haben und ihre Aktivität auf diesem Gebiet auch öffentlich zur Schau zu tragen. Das ist natürlich ganz und gar nicht das Profil, das sich ein vernünftiger Junge bei Lichte betrachtet von einem tollen Mädchen erwartet. Aber manchmal - nicht selten wenn weniger Licht leuchtet - ist es auch ein Profil, das ein gewöhnlicher Junge geil finden kann. Jetzt die Frage: Gibt es diesen Typus Begierdeobjekt auch für Mädchen? Wie sieht er aus? Wie ist er gekleidet und vor allem: Schweigt Ihr ebenfalls über euer Verlangen in seine Richtung? Und zu guter Letzt: Wenn es diesen Typus gibt: Wie heißt er denn dann? Also: Wie nennt Ihr ein männliches Flittchen? Die Mädchenantwort steht auf der nächsten Seite!

Die Mädchenantwort

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Logisch gibt es den! Nur erkennt man ihn nicht wie euren Typus am ständigen Zeigen primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale. Weibliche ‚Flittchen’ zeichnen sich ja schon optisch durch kurze Röcke, String-Tangas auf Halbmast und voluminösem D-Cup aus, männliche Flittchen tarnen sich kleidungsmäßig gut. Während ihr nämlich auf Schlüsselreize anspringt, wie der Pawlowsche Hund auf den Gong (ihr sabbert beide), flattert unsere Körpermitte bei ganz anderen Dingen. Aber von Anfang an. In unserem Leben gibt es mindestens einen Kerl, den unsere Mütter als ‚schlechten Umgang’ bezeichnen würden. Mit dem wollen wir auch keine Beziehung, sondern nur gepflegt und ausgiebig einmal punkt punkt punkt. Ein Beispiel von vielen: Da ist dieser Typ namens Stefan (hiermit entschuldige ich mich bei allen netten Stefans dieser Welt), der in einer lokalen Band spielt. Jedes Mal wenn wir ihn sehen, müssen wir diskussionslos zugeben, dass er hallenfüllendes Charisma besitzt und unglaublich gut aussieht, wenn er das Mikro so nonchalant von der einen in die andere Hand wirft. Von der Cousine der Barfrau des In-Clubs wissen wir, dass sowohl die Couch im Backstage als auch die des Proberaums mehrfach Stefans DNS trägt. Außerdem kennen wir mindestens vier Mädchen im äußerst weiten Bekanntenkreis, die auf diesen Möbelstücken auch schon Slips oder Socken an ihn verloren haben. Immer, wenn wir ihn sehen, ist er angetrunken, hat eine Zigarette in der Hand und noch ganz andere Dinge in dieser Phiole, die er um den Hals trägt. Und wenn er dann so im Halbdunkel an der Bar steht und einen langsamen Monolog über arhythmische Gitarrenakkorde hält, halten wir derweil den Atem an. In diesen Momenten wollen wir unbedingt das Stoffmuster der Couch auch einmal genauer inspizieren. Dann stellen wir uns vor, wie diese Hände, die gerade imaginäre Noten auf den Tresen zeichnen, unsere Saiten zum Schwingen bringt. Mehrfach, rhythmisch und arhythmisch. Falls er uns jetzt fragen würde, wäre unsere Klaviatur gerne bereit, den Raum zu wechseln. Auch wenn wir wissen, dass nur totale geistige Umnachtung dieses sexuelle Intermezzo rechtfertigen würde. Schließlich wären wir nur eine weitere unwichtige Kerbe auf seinem mehr als vollen Holzscheit. Und genau hier kristallisiert sich der Unterschied. Während ihr euren Puls von optischen Vielseitigkeiten hochtreiben lasst, die einen Höllenritt im Bett versprechen, verzuckert uns eine Attitüde, eine Kombination aus Ausstrahlungskraft und Auftreten. Ob Stefan jetzt ehrenhafter Besitzer eines Sixpacks oder vollem Haar ist, rückt verschwindend in den Hintergrund. Um euch ein greifbares Beispiel zu nennen: die Serien-Figur Hank Moody aus ‚Californication’ ist so ein Typ. Jede Bettpartnerin weiß, worauf sie sich bei diesem Frauen-Verschleißer einlässt. Trotzdem sammelte er problemlos Eroberungen. Warum? Weil er so eine geile Sau ist! Nicht hübsch, aber mit Charisma von hier bis zum Mars. Schlechter Umgang? Sicher! Unantastbar für anständige Mädchen wie uns? Nein! Wenn Hank Moody nach meiner Nummer fragt, kriegt er sie. Denn bei einem können wir uns sicher sein: Er wird unseren Ausflug auf den Orgasmus-Planeten für sich behalten. Deshalb erzählen wir weder euch, noch unseren Freundinnen von unserem Techtelmechtel. Schlechten Umgang teilen wir nicht mit. Die Mädchen, die das mitteilen, das sind Flittchen. michele-loetzner

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