Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

ich wollte noch abschied nehmen

Text: xoxo
ich stehe an deinem bett, was ich sehe, ist die offene schädeldecke, die herz- lungenmaschine, schläuche, bildschirme, etc. pp



was ich nicht sehe ist deine lungenembolie, den tumor in deinem darm, die 2 blutgerinnsel im gehirn, die nicht funktionierenden nieren.



was ich allerdings sehe ist dein gesicht, und ich hätte dich nicht erkannt, die ärzte sagen deine hirnschäden haben auswirkungen auf die gesichtsmuskeln blabla, ich will ihnen zuhören aber ich kann es nicht. ich will dich berühren, aber es geht nicht, ich bin wie gelähmt, ich verachte und hasse mich dafür, von ganzem herzen, so richtig.



ich sitze im auto, ich will wegfahren, aber es geht nicht, ich kann nicht, und weinen geht auch nicht, ich könnte mich schon wieder hassen



ich habe den geruch von grießbrei in der nase, du hast ihn so oft für mich gekocht, währenddessen hat opa mir immer aus dem igelbuch vorgelesen, mit einer engelsgeduld, die er ausstrahlte, dann kam der brei, mit butterflocken und zuckerstreuseln. ich habe ihn geliebt, seit jahren hab ich ihn nicht mehr gegessen, ich werde ihn nie wider essen. ich werde nicht mehr in der küche auf der arbeitsfläche sitzen mit dir plaudern und einen halb-liebevollen halb-bösen blick ernten "xoxo das ist eine arbeits- und keine sitzfläche", wir werden nicht mehr im wald spazieren gehen. wir werden keine stachelbeeren mehr pflücken. nein das werden wir nicht mehr.



die hoffnung stirbt zuletzt? nein, die hoffnung ist schon tot!



ich frage mich, ob ich dir jemals sagte wie lieb ich dich habe, ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht

Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: