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"Mitternachtssnack" eine Umstands Beschreibung

Text: BenUtzBar
Schon wieder ertappe ich mich dabei, wie ich mir meinen Mantel über die Schultern werfe und immer hektischer nach dem Hausschlüssel suche.

„Ich brauche endlich einen festen Platz für diesen scheiß Schlüssel!“ belehre ich mich immer wieder aufs Neue.

Dann finde ich den Schlüssel an einem Platz an dem ich ihn niemals abgelegt haben kann, gehe in Richtung Tür, schlüpfe in meine Sneakers, sodass die Versen auf den Boden gedrückt werden und verlasse meine Wohnung hinaus in den düsteren Hausflur.

Es ist schon fast Null Uhr und ich habe mich wiedereinmal von meinem Hungergefühl überwältigen lassen.

Vor 5 Minuten lag ich noch in meinem Bett, mit mir selbst argumentierend ob ich dem Hungergefühl nachgeben solle oder nicht.

Naja, hier bin ich nun, ich gehe die Treppen meines Mietshauses hinunter.

Ich gehe oder besser steige immer Treppen. Teils weil ich keine Lust habe mit meinem, partout Geld losen, Handy im Lift stecken zu bleiben, teils aber auch weil ich fest davon überzeugt bin, dass Treppensteigen Sport ist und ich so, vor allem durch den Aufstieg, meine Gesäßmuskulatur immer weiter perfektionieren kann.

Die Leere des Hausflurs wird durch meine Fantasie gefüllt:

„Null Uhr! Die perfekte Zeit für einen meiner unbekannten aber garantiert wahnsinnigen Nachbarn bei der nächsten Etage auf mich zu lauern um mir eine Axt in den Nacken zu stoßen!“

Ich gehe also zügig doch bedacht leise, um eine laute Atmung meiner „Massenmörder-Nachbarn“ vernehmen zu können.

Doch wiedereinmal nichts.

Kaum auf dem Gehweg angekommen, stehe ich auch schon im Laden meines Lieblingsjapaners.

Ein, vor Akzent platzendes, aber doch sehr freundliches: „Na hallo du!“ wirft er mir als Begrüßung gegen den Kopf.

Es ist immer, egal ob Montag Mittags gegen 11:30Uhr, Mittwoch Abends um 19 Uhr oder eben Samstag Nacht um 23:59 Uhr, es ist immer, ein und derselbe Japaner der mich begrüßt und bedient.

24 Stunden 7 Tage die Woche steht der Mann vor Wok und Kelle, seine Freizeit verbringt er mit Schweiß von seiner Stirn abtupfen. Beeindruckend!

Der Laden des Japaners heißt eigentlich „Thai-Snack“, er macht aber unumstritten die beste Chinapfanne weit und breit.

Der Laden ist selbst so kurz vor Schluss noch gut gefüllt.

Meine Bedenken das Chinapfanne so spät am Abend ungesund sein könnte, werden durch mein Hungergefühl in die Tiefen der Verdrängung gewiesen.

10 Minuten später und um 3,50€ leichter verlasse ich den Laden, begleitet durch unverständliches Kopfschütteln jener, die der Japaner wegen mir hat warten lassen.

Ich steige mein Treppenhaus wieder hoch bis in die vierte Etage, schließe meine Wohnung auf, werfe meine Schuhe in die Ecke und genieße meinen „Mitternachtssnack“.

Mit Bauchschmerzen versuche ich gut 15 Minuten später einzuschlafen.

Was war nochmal die Weisheit dieses Textes?

Ach ja: „Du musst deinen Schlüssel besser verstecken!“

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