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Ramona und Stephane - Hohenadel

Text: klinsmaus
- Kanzlei von Eiff, Hohenadel am Apparat. Was kann ich für Sie tun?

- Mein Mann ist ein Arschloch. - Die Frau am anderen Ende lachte hysterisch.



Moritz Hohenadel unterdrückte ein Gähnen. Diese ewigen Ehestreitereien langweilten ihn ohne Ende. Wegen so einem Schwachsinn war er nicht Anwalt geworden. Dumm nur, dass seine Schwerpunkte Wald- und Pferderecht keineswegs so ergiebig waren, wie er sich das zu Studienzeiten ausgemalt hatte. So war er, mittlerweile verheiratet mit einer echten Gräfin Fugger, gezwungen, sich gelegentlich mit dem Familienrecht herumzuschlagen.



- Nun, das ist sehr bedauerlich, - Moritz lachte affektiert charmant, während er auf seine Kalbslederschuhe starrte -, aber für einen Straftatbestand reicht das noch nicht. Dafür müssen Sie mir schon ein bisschen mehr von sich erzählen. Am besten fangen Sie mit Ihrem Namen an.



- Ich heiße .., äh, mein Name ist Ramona Fink. - Ich bin 35 Jahre alt und mein Mann ist ein Arsch..., ist ein Scheiß-Rufmörder, die Sau!



- Nun, wegen Rufmord können Sie schon eher jemanden belangen. - Moritz hatte beschlossen, die fehlende emotionale Stabilität seiner Klientin besser nicht zu thematisieren. Das würde nur unerfreulich werden. Da feilte er schon lieber seine Fingernägel. - Wie genau hat sich der Rufmord ihres Ehemannes denn geäußert? Hat er in der Presse eine Hetzkampagne gegen Sie geschaltet? Hat er unwahre Gerüchte über Sie gestreut?



- Er hat mein Tagebuch gelesen! Und dann hat er ein Musical daraus gemacht!! Also, nur mit dem Schweinkram drin hat er das Musical gemacht. Alles andere war ja ... war ihm ja nicht ... schweinkramig genug, haha!!!



Das Lachen klang nun nicht mehr nur hysterisch, sondern irgendwie schon leicht wahnsinnig. Moritz goss sich einen Cognac ein.



- Nun, ihr Mann hat sich also ohne Ihre Zustimmung ihres Tagebuchs bemächtigt und auf Grundlage darin befindlicher geheimer Informationen ein Theaterstück erarbeitet ...



- Ein Musical!



- Ein Musical, ganz recht. Ich denke, daraus können wir tatsächlich etwas machen ... - Moritz kratzte sich am rechten Hodensack. - Am besten kommen Sie in den nächsten Wochen einmal hier vorbei, dann können wir uns gemeinsam eine Strategie überlegen. Frau Poschenrieder gibt Ihnen gerne einen Termin. Halten Sie schon einmal Ihre Advocar...



- Das geht so nicht! Das Musical hat Premiere! Am Dienstag Premiere!! - Die Frau schrie jetzt.



- Oh, es ist Gefahr im Verzug? Dann kommen Sie am besten gleich zu uns. Waldberg 5 a.



- Okay.



- Bis gleich, Frau Fink!



Moritz Hohenadel lächelte. Eilverfahren plus Nachtzulage bedeutete schlappe 400 Euro pro Stunde. Vielleicht sollte er den Porsche doch wieder einmal aus der Garage holen.

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