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Abwrack-Prämie für Kaffeebecher

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Die Zeitung zur Seite schieben, die Taschentücher mit spitzen Fingern hoch heben und dann ist der Blick frei: Die Mülleimer unserer Städte - die Kollegen Mattheis/Gottschall haben es bewiesen - gleichen den Filialen der Coffee-to-go-Shops, die in den letzten Jahren überall eröffnet haben. An beiden Orten sind jedenfalls gleich häufig Logos von Coffee-Shops zu sehen. Denn in Wahrheit ist der geschmacksverstärkte Kaffee zum Rumtragen ein koffeinhaltiges Warmgetränk zum Wegwerfen. Junge, urbane Menschen mit Umhängetaschen und Kaffeedurst werden so zu einer wirklichen Umweltplage: Sie tragen Pappbecher aus den Filialen der Kaffeebrüher durch die Stadt und werfen sie weg - wenn sie leer sind.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Kaffee: nackt und ganz ohne Becherkleidung Die Kollegin Anne Henneken hat unlängst mal hochgerechnet, wieviele Becher im Rahmen dieses zigmal wiederholten Morgenrituals ihren Einweg in den Müll gehen: Es sind zuviele! Deshalb sollte der Staat eine Abwrackprämie für Kaffeebecher zahlen: 2,50 Euro für jeden, der seinen letzten Pappbecher in den Müll trägt und auf einen Thermo- oder Porzellanbecher umsteigt, um seinen täglichen Wachmacher aus dem Geschäft auf seinen Weg "to go" zu tragen. Es sollte öffentlich zugängliche Spülbecken vor jedem Coffeeshop geben, in denen all ihr jungen Menschen da draußen eure Becher auswascht und zur erneuten Befüllung tragen könnt. Die Becher sollten dabei den unverwüstlichen Character eines Laptops bekommen, ein Ausweis der eigenen Coolness, ein Symbol der Lässigkeit nicht der Unbequemlichkeit. Im Gegenteil: Wer keinen eigenen Becher aus Porzellan vorweisen kann, soll sich nackt fühlen und unfertig. Pappe sollte in Kombination mit Kaffee zu einem Zeichen von Scheitern werden, von Versagen gegenüber der eigenen Inszenierung. Dies alles sollte ein Thema für den Umweltminister werden. Der Staat sollte umweltbewusstes Handeln im Kaffeeladen fördern. Eine Abwrackprämie würde helfen und wäre populistisch. So könnte also ein Anfang aussehen. Und wenn dies derzeit keine parlamentarische Mehrheit findet: Es könnte sich auch einfach jeder vor dem nächsten Kaffeekauf überlegen: muss der wirklich zum Mitnehmen sein?

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