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„Berlinale, Alter!“ Mit Kate Winslet und einer Gewaltorgie

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„Berlinale, Alter!“ - so ein Jugendlicher zum anderen in der S-Bahn Richtung Potsdamer Platz auf die Frage, was er denn die nächsten Tage so vorhabe. Und wir machen mit. Auch am zweiten Berlinale-Tag weht ein sanfter Hauch von Hollywood durch die Straßen der Hauptstadt. Mit „Der Vorleser“ geben sich heute die Oscar-nominierte Kate Winslet und Ralph Fiennes die Ehre, um im Blitzlichtgewitter am roten Teppich ein wenig Sternenstaub aufzuwirbeln. Und in der Tat: Regisseur Stephen Daldry ist eine gelungene Interpretation der preisgekrönten Schlink-Vorlage gelungen. „Der Film liefert andere Bilder als die, die ich beim Schreiben im Kopf hatte. Aber ich bin mit der Umsetzung mehr als einverstanden“, erklärte der Schriftsteller in der Pressekonferenz.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Kate Winslet am Freitag auf der Pressekonferenz zu "Der Vorleser" Im Gegensatz zu dem, was vielerorts behauptet wurde, ist „Der Vorleser“ allerdings kein Film über den Holocaust, sondern ein Film über dessen Auswirkungen auf Nachkriegsdeutschland. Tolle Romanvorlage, tolles Drehbuch, tolle Darsteller – und von seiner Herangehensweise, seinen Bildern und seiner Umsetzung her das genaue Gegenteil von „Human Zoo“: Der Beitrag von Luc Besson-Muse Rie Rasmussen hat bereits gestern in einer nicht enden wollenden Gewaltspirale sinnbildlich das erste Kino zerschrotet. Ein kurzes Interview mit dem ehemaligen Model, das in „Human Zoo“ nicht nur als Regisseurin, sondern auch als Hauptdarstellerin fungiert hat: jetzt.de: Dein Film ist ein Paradebeispiel für die unverblümte Darstellung von Sex und Gewalt. Während der Vorstellung habe ich daher auch ständig Leute gesehen, die sich bei bestimmten Szenen die Augen zugehalten oder weggeschaut haben. Das kann aber doch nicht deine Absicht gewesen sein? Rie Rasmussen: Das vielleicht nicht, aber ich finde das super. Jede Reaktion ist eine gute Reaktion. Ich zeige zwar die Gewalt, aber tue das nicht in zehn verschiedenen Einstellungen, um sie dadurch cool wirken zu lassen. Mir ging es um den Realitätsaspekt. Genau wie bei der Sex-Szene, die ich natürlich aus einer rein weiblichen Sichtweise erzähle. Er macht es mir darin mit dem Mund, weil ich das so will. Er zieht sich aus, weil mich sein Körper anturnt. Und er nimmt ein Kondom, weil ich keinen Bock auf Krankheiten oder Kinder habe. Dieser letzte Aspekt war mir ganz besonders wichtig. Mir fehlt es im Kino heutzutage einfach an toughen Frauen, die nicht nur einen geilen Arsch, sondern auch ein Herz haben. Daher auch die Diskussion in einer Szene darüber, wann man als Frau als nuttig oder stark und unabhängig angesehen wird? Rie Rasmussen: Ja, genau. Als Frau gibt es in der westlichen Welt einfach keine annehmbaren Vorbilder. Du bist entweder Jungfrau, Nutte, Ehefrau oder Mutter. Und das kann es doch nicht sein. Aber ich wollte vor allem eins deutlich machen: Es ist völlig egal, in welche Schublade man von außen gesteckt wird. Jede Frau entscheidet selbst, was sie sein möchte. Und wenn sie heute die Ehefrau und morgen die Hure sein will – auch gut. Ich verstehe nie, worin das Problem liegt, wenn eine Frau ihren körperlichen Bedürfnissen folgt und Sex haben möchte. Wenn ich ficken will, dann will ich ficken. Punktaus.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Rie Rasmussen auf einem Bild aus dem Jahr 2002. Aber dafür, dass du versucht hast, das verschoben wirkende Frauenbild ein wenig gerade zu rücken, spielen Schuhe eine auffällig große Rolle in deinem Film. Damit bestätigst du doch bloß wieder eines der vielen Klischees. Rie Rasmussen: Wie geil, dass dir das aufgefallen ist! (lacht) Aber das ist kein Klischee, das ist eine Tatsache: Mädchen mögen Schuhe.

Text: daniel-schieferdecker - Foto: ap, rtr

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