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In den Schuhen von: Julia Nunes, der wohl charmantesten Sängerin auf Gesamt-YouTube

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Das Web 2.0 hat schon viele übertalentierte Ausnahmeindividuen aus dunklen Kellerlöchern und namenlosen Provinzen hervorgebracht: Die Arctic Monkeys zum Beispiel, OK Go auch, den Klavierspieler David Sides und ja, selbst MySpace-Prinzessin Tila Tequila kann schließlich irgendwas. Wer auch etwas kann, und das richtig gut, ist die New Yorkerin Julia Nunes mit ihrer Ukulele.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was sind das für Schuhe? Ungewiss. In ihren

sieht man Julia meistens nur bis Höhe Bauchnabel. Hier sitzt die 19-Jährige mal allein, mal mit Freunden, doch immer singend, rappend, beatboxend oder Ukulele-spielend vor der Webcam ihres Macbooks und neuinterpretiert Lieder von REM, den Weather Girls, Kanye West, Colbie Caillat, Aqualung oder den Beatles – und das sogar mehrstimmig und richtig gut. Daraus entstehen aufwendig geschnittene, unterhaltsame und sympathische Videos, die den YouTube-Mikrokosmos um eine großartige Persönlichkeit mehr bereichern, und bereits von millionen Zuschauern angeklickt wurden. Und was für Carrie Bradshaw die Schuhe, sind für Julia Nunes die Hüte: Blau, gelb, grün, kariert, gepunktet, aus Strick, Filz, Leder oder Cord – ihren blond leuchtenden Schopf versteckt die Studentin meistens unter Mützen. Julia - ohne Mütze, mit Ukulele - und "Survivor" von Destiny's Child:

Wo kommen diese Schuhe her? Aus den New Yorker Suburbs. Von dort gingen sie Ende 2007 auf das College in die große Stadt. Und damit der Kontakt zu den Freunden in der Heimat nicht abbricht, begann Julia, Videos zu drehen und auf YouTube online zu stellen. Ihr Bekanntheitsgrad reicht inzwischen weit über den heimischen Freundeskreis hinaus. Die erste Ukulele-Version eines bekannten Songs, „Mr. Brightside“ der Killers, sahen über 250.000 Menschen, und die Neuinterpretation von „Accidentelly in Love“, im Original von den Counting Crows, klickten seit Juni 2008 über eine halbe Million YouTube-User an – und das sind nur zwei von mehr als 50 Clips, die Julia innerhalb des letzten Jahres veröffentlicht hat. Mittlerweile schreibt die Amerikanerin mit portugiesischen Wurzeln auch eigene Songs und dreht dazu liebreizende Stop-Motion-Videos:

Wo gehen diese Schuhe hin? A long way up. Julia hat in Eigenregie und ohne Plattenvertrag bereits zwei Alben aufgenommen und rausgebracht, das dritte folgt im kommenden Jahr. Außerdem stand die 19-Jährige schon mit Singer-Songwriter Ben Folds auf der Bühne. Der gehört zu den 1,6 Millionen YouTube-Usern, die das Video zu Julias erster Eigenkomposition gesehen haben, und schrieb ihr eine E-Mail, ob sie nicht als Vorband auf seiner Tour spielen wolle. Julia: „Ich las die Mail nachts um 2 Uhr – und rastete völlig aus. Ich rannte kreischend durch die Gänge des Studentenwohnheims, machte Purzelbäume und rief meine Eltern an.“ Allerdings wartet Julia noch auf einen Plattenvertrag. Zur Zeit veröffentlicht sie ihre Musik auf ihrem eigenen Label JuNu Music. Freunde und Bekannte wollten sie schon oft bei „Idol“ anmelden, der amerikanischen Variante von „Deutschland sucht den Superstar“, aber darauf hat Julia keine Lust: „Wenn das der einzige Weg sein sollte, bleibe ich lieber bei YouTube-Videos." Denn die bringen ihr größeren Spaß als Plastik-Pop. Und uns auch.

Text: julia-finger - Foto: junumusic.com

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