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Weisheit aus der Dose

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Seit 2002 feiert die UNESCO jedes Jahr am dritten Donnerstag im November den "Tag der Philosophie". Der Tag soll "der Philosophie zu größerer Anerkennung verhelfen und ihr und der philosophischen Lehre Auftrieb verleihen". Da ja bekanntlich jeder Mensch, der ein bisschen nachdenkt, ein Philosoph ist, nimmt die jetzt-Redaktion das einmal zum Anlass, ihre Lebensweisheiten unter das Volk zu bringen. Wir beantworten die vier Kantischen Fragen und noch ein paar mehr.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was kannst du wissen? Wissen ist immer nur vorläufiges. Was nicht falsch sein kann, ist sowieso Blödsinn (Astrologie zum Beispiel). Das hat in etwa der Philosoph Karl Popper gesagt. Was sollst du tun? Weniger ist mehr und: Wer schläft, der sündigt nicht. Was darfst du hoffen? Auf Dinge wie Erlösung, Paradies oder Nirvana würde ich nicht bauen. Lieber auf die moderne Medizin vertrauen und hoffen, 78 Jahre alt zu werden. Ansonsten: Wird schon. Was ist der Mensch? Haut, Knochen, Chemie mit einem seltsamen Schleife zusammengeschnürt. Was findest Du schön? Wenn man nichts mehr weglassen kann. Dein geistiger Mentor? Sextus Empiricus, Karl Popper und ein Hippie in Goa, der in einem Baum wohnt. Einen Sinnspruch bitte noch „Bevor Dada da war, war Dada da“. (Hans Arp - Gottesbezug) philipp-mattheis


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was kannst du wissen? Man sollte wissen, was Wissen ist. Wissen ist eine Ansammlung von historisch entstandenen Bedeutungen, die in der Wiederholung erzeugt und verändert werden und die Realität erzeugen. Man sollte wissen, dass man dem Wissen nicht trauen kann, aber man nur dadurch leben kann. Was sollst du tun? Pause machen. Keine zu langen Sätze bilden. Was darfst du hoffen? Längere Pausen. Was ist der Mensch? Ich mag die Frage nicht. Siehe Frage 1. Und überhaupt: wenn schon, dann bitte „der/die Mensch“. Was findest Du schön? Das, was die meisten schön finden. Dem kann man sich kaum entziehen. Dein geistiger Mentor? Stefan Hirschauer Einen Sinnspruch bitte noch: „Das Geschlecht, nicht die Religion, ist das Opium des Volkes" (Erving Goffman) sebastian-mraczny


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was kannst du wissen? Ich weiß Dinge erst dann, wenn ich aufgehört habe, mich emotional an sie zu erinnern. Wissen ist wie erinnern ohne Gefühl. Was sollst du tun? Je älter ich werde desto mehr Dinge fallen mir ein, die ich nicht tun sollte. Ich sollte wohl versuchen, ruhiger zu bleiben und mich nicht beirren lassen. Was darfst du hoffen? Dass meine schlimmsten Befürchtungen über mich selbst nicht wahr sind. Was ist der Mensch? Die Frage ist eher: Was ist der Mensch nicht? Darauf gibt es leider viel mehr Antworten: lernfähig, zuversichtlich, bescheiden, friedlich, genügsam, rücksichtsvoll oder geduldig. Was findest Du schön? Unverhoffte Briefe; den Händedruck meiner Mutter; Menschen, die weinen; Menschen, die lachen; Schnee, der nachts fällt. Dein geistiger Mentor? Ändert sich wohl in jeder Phase meines Lebens. Ich hatte schon: meine Eltern, Pippi Langstrumpf, Anne Frank, Joseph von Eichendorff und Rilke. Einen Sinnspruch bitte noch: „Tadle nicht der Nachtigallen Bald verhallend süßes Lied. Sieh, wie unter allen, allen Lebensfreuden, die entfallen, stets zuerst die schönste flieht.“ (Herder) christiane-lutz


Was kannst du wissen? Dass es (Stand heute) vermutlich nach dem Tod nichts gibt. Was sollst du tun? Auf viele Beerdigungsgäste hinarbeiten. Nicht wegen der eigenen Bedeutung, sondern weil das Einzige, das Sinn ergibt, dieses ist: Sich um die Menschen um dich rum kümmern und mit ihnen Spaß haben und für sie da sein. Klappt zwar nicht immer, aber ehrlich: Zeugnisnoten interessieren am Ende nicht mal den Reisswolf. Was darf ich hoffen? Dass für jeden was dabei ist. Was ist der Mensch? Grundsätzlich: Eine Ansammlung aus Organen und Knochen. Aber hey: Die Tatsachen, dass wir über den Sinn des Lebens nachdenken können und sogar kurz davor sind, mit unserem Handeln heute das Leben der Menschen in der Zukunft zu beeinflussen (also nicht nur egoistisch zu sein) - das ist schon was Besonderes. Und gibt vielleicht Anlass zur Hoffnung, dass da doch noch was ist. Was findest Du schön? Nicht unter Leuten sein zu müssen. Dein geistiger Mentor? Herr Schäfer. Einen Sinnspruch bitte noch: Sorry, hab gerade keine Muskote-Papers mit mir. peter-wagner

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was kannst du wissen? So lange die dicke Frau noch singt, ist die Oper nicht zu Ende. Was sollst du tun? Fein sein. Beinander bleib’n. Was darfst du hoffen? Immer abwechselnd alles und nichts. Und das dazwischen ist dann das Leben. Was ist der Mensch? Meistens ein rechter Depp. Was findest Du schön? Schönes. Dein geistiger Mentor? Arno Schmidt & Mama Einen Sinnspruch bitte noch: Wirf einen Stein ins Wasser und geh dann nach Hause. max-scharnigg


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was kannst du wissen? „Manche Dinge werden schwerer umso mehr wir uns bemühen.“ Was sollst du tun? „Feinen Menschen muss man geben, was sie wünschen. Es ist eben eine Pflicht. Nichts ist wichtiger als dies.“ Was darfst du hoffen? „Lass uns glücklich sein, oder verschwunden sein. Lass uns weiter gehen als unsere Augen sehen.“ Was ist der Mensch? „Ich glaube an den Satz „Ich will das und ich kann das.“ Was findest Du schön? „Gut zu wissen, dass man Schutz finden kann; irgendwo.“ Dein geistiger Mentor? Gute Menschen. Denn böse Menschen kennen keine Lieder. Einen Sinnspruch bitte noch: „ Fail with consequence, lose with elequence and smile.“ dirk-vongehlen


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was kannst du wissen? Wenig. Obergrenze ist alles, was man sich so merken kann. Untergrenze ist Null (Gedächtnisverlust). Irgendwo dazwischen befinden wir uns. Was sollst du tun? Versuchen, so gut und unbeschadet wie möglich durch das Leben zu kommen. Sich selbst erkennen, akzeptieren und versuchen das, was sich ändern und verbessern lässt, zu verändern. Anderen Menschen ein angenehmer Zeitgenosse sein. Nicht verbittert werden. Was darfst du hoffen? Auf Liebe, Verständnis und Glück. Was ist der Mensch? Die Krone der Schöpfung. Was findest Du schön? Symmetrie, Landschaften, Gedankenblitze, manche Menschen, Musik, wenn sich für alle Dinge Zweierpaare finden. Dein geistiger Mentor? Willie Nelson Einen Sinnspruch bitte noch: When the evenin' sun goes down You will find me hangin' 'round Oh, the night life, it ain't no good life But it's my life Many people just like me Dreamin' of old used-to-be's Oh, the night life, it ain't no good life Ah, but it's my life Listen to the blues that they're playin' Listen what the blues are sayin' Life is just another scene In this old world of broken dreams Oh, the night life, it ain't no good life But it's my life Oh, the night life ain't no good life Oh, but it's my life Yeah, it's my life (“Night Life” von Willie Nelson) christina-waechter

Text: jetzt-redaktion - Illustration: Katharina Bitzl

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