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Mädchen, seid ihr eifersüchtig auf unsere beste Freundin?

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Liebe Mädchen, es gibt diesen Begleiter in eurem Leben. Er ist immer für euch da, hört sich Probleme an und ist verständnisvoll. Wenn ihr Beziehungsprobleme mit uns habt, ist es er, der euch einen Blanko-Scheck ausschreibt. Er steht in Nibelungentreue zu euch, auch wenn ihr der ganzen Welt den Krieg erklärt habt. Das nervt uns manchmal ein bisschen, ist aber nicht weiter schlimm. Oft hat euer bester Freund ja auch eine andere sexuelle Orientierung, das entschärft so einiges. Solange er nicht in eurem Bett schläft, können wir schon das eine oder andere Aufmerksamkeitsdefizit ertragen. Unsere beste Freundin dagegen ist in den seltensten Fällen lesbisch. Aber sie ist oft sehr witzig. Sie sieht auch gar nicht schlecht aus. Wir können ihr offen sagen, dass wir zwar gerade wahnsinnig verliebt sind, der Sex mit unserer Exfreundin trotzdem besser war. Unsere beste Freundin ist dann nicht verletzt, sondern sagt irgendwas Verständnisvolles. Unsere beste Freundin zerrt uns nicht in langweilige Museen, sondern guckt sich mit uns auch Filme wie „300“ an. Unsere beste Freundin mosert uns nicht an, wenn wir uns drei Tage nicht gemeldet haben. Unsere beste Freundin umarmt uns, wenn wir uns lange nicht gesehen haben und es ist uns selbst unerklärlich, aber wir denken dabei nicht an Sex. Natürlich befindet sich die beste Freundin auch in einer privilegierten Position. Bei einer freundschaftlichen Beziehung sind weniger Erwartungen, Wünsche und Forderungen im Spiel. Eine gute beste Freundin zu sein, ist viel leichter, wenn man keinen Alleinherrschaftsanspruch hat. Ihr und unsere beste Freundinnen spielt in verschiedenen Ligen. Trotzdem baumelt da diese pseudo-empirisch belegte Erkenntnis wie ein Damoklesschwert durch unsere Beziehung, wonach Freundschaften zwischen Mann und Frau nur eine sehr begrenzte Lebensdauer haben. Früher oder später soll einer von beiden mehr wollen. Wir und unsere beste Freundin bilden da selbstverständlich eine Ausnahme von der Regel. Manchmal haben wir allerdings ein schlechtes Gewissen, wenn mit unserer besten Freundin ins Kino gehen anstatt mit euch zum Essen. Also einenhalb Fragen an euch: 1.) Wann werdet ihr auf unsere beste Freundin eifersüchtig? 1a) Wann werdet ihr auf unsere beste Freundin eifersüchtig, wenn sie gleichzeitig unsere Ex-Freundin ist? [i]Auf der nächsten Seite antworten die Mädchen[/i]


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Liebe Jungs, das Bedürfnis nach einer besten Freundin versteht grundsätzlich niemand so gut wie wir. Klar. Wir haben ja mindestens eine. Eine, mit der wir am Tag nach einer durchzechten Nacht über das Geschlechtsteil ihres One-Night Stands debattieren. Eine, mit der wir uns in öffentlichen Einrichtungen auch mal hemmungslos daneben benehmen können. Eine, die unsere neue Frisur genauso gnadenlos beurteilt wie euch. Genau diese Bandbreite an liebenswerten Eigenschaften ist es, die unsere beste Freundin zum tollsten Menschen, eure im Gegensatz aber zur omnipotenten Gottheit werden lassen. Es ist ziemlich ätzend, uns auszumalen, dass ihr mit eurer genauso redet wie wir mit unserer besten Freundin. Die vielgerühmte Offenheit wird zum Feind, wenn wir selbst das Thema sind, über das geredet wird. Und wenn ihr plötzlich eifrig von Dingen sprecht, über die ihr bei uns so geflissentlich schweigt. Dass ihr „nur ganz platonisch“ befreundet seid und ihr „ehrlich noch nie“ ihren perfekten Körper bemerkt habt, macht die Sache nicht besser. Macht uns nichts vor, wir wissen doch, wie Frauen ticken. Frauen haben viel zu gern das Monopol auf einem Markt und teilen äußerst ungern – weder den Freund noch den besten Freund. Daher sind auch viele beste Freundinnen umgekehrt eifersüchtig auf die neue Partnerin. So bringt es uns auch zur Weißglut, wenn sie des nachts heulend bei euch anruft, oder euch stundenlang auf einer Party belagert, weil es ihr wieder mal schlecht geht und ihr uns noch nicht mal erzählen dürft warum. Dazu kommt die absolut unanfechtbare Tatsache, dass die beste Freundin in der Regel immer schon irgendwie vorher da war. Sie kennt euch in- und auswendig, und ist uns immer die entscheidende, schmerzliche Nasenlänge voraus. Zähneknirschend nehmen wir es hin und behalten spontane Eifersuchtsattacken nachts um 3:55 Uhr besser für uns. Schließlich haben wir ja doch keine andere Wahl, als uns mit ihr gut zu stellen, wenn wir nicht als verkrampft gelten wollen. Und ja, sie wäre eigentlich ganz nett… Die Beste-Ex-Freundin allerdings ist bei dieser Problematik aber absolute Gau, weil sie uns null Angriffsfläche bietet. Denn: „Ich bin ja jetzt mit Tommy zusammen, und das mit uns, das ist ja schon so ewig her“ flötet sie und zwinkert euch wissend zu. Und wir müssen dann hinnehmen, wie ihr beiden, die ihr sämtliche Beziehungsformen und Stellungen miteinander ausprobiert habt, nun schließlich harmonisch bei einer tiefen, liebevollen Freundschaft angekommen seid. Eure Ex bewegt sich damit in unseren Augen in einem luftleeren Raum, in den wir nicht zu ihr vordringen können, während wir mit unserer naiven und verletzlichen Liebe zu euch noch irgendwo in der Realität rumkraxeln und uns dabei ungemein beschränkt vorkommen. Sie regt sich nämlich längst nicht mehr über eure chronische Unpünktlichkeit und euer überflüssiges letztes Bier auf – das macht sie für uns unfassbar. Unfassbar unbeliebt. christiane-lutz

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