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Endlich: Mr. Travis erklärt, warum Berlin besser ist als London!

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jetzt.de: Mr. Healy, Sie leben mittlerweile in Berlin. Seit wann eigentlich? Fran Healy: Seit April. Ich wollte einfach mal den Standort wechseln. Wir haben zwölf Jahre in London gelebt. Und es hat dort einfach gepasst. Aber ich denke, es tut gut, sich alle zwölf Jahre ein bisschen zu verändern. Die Mutter meiner Frau lebt in Berlin und ich habe Berlin immer gerne besucht und habe auch Freunde hier. Wir sind einfach hergekommen, haben uns umgeschaut und gedacht: „Warum nicht?“ Zwischen der Idee hierherzuziehen und dem Kauf des Hauses lagen gerade mal zwei Monate. Einfach „Bumm, bumm bumm!“. Wenn es daneben geht, denken wir uns einfach: „Na und, was soll’s?“ Aber ich fühle mich großartig. Es ist toll hier. Es stimmt also gar nicht, dass Sie hier eine gewisse Tristesse festgestellt haben? Das hab ich jetzt schon des öfteren gehört. Stimmt nicht! Ich wurde da falsch zitiert. Ich habe das nie gesagt. Ich habe gesagt, dass die Stadt voller Optimismus ist. Optimismus passt ja auch wesentlich besser. Ja! Warum denn auch Tristesse? Irgendjemand hat das zu mir gesagt und ich habe nur geantwortet: „ Fuck, Mann. Warum Tristesse?“ Nein, Optimismus! Wenn es hier trist wäre, wäre ich doch nicht hier. Dann würde ich woanders leben. Es ist eine Freude, hier durch die Straßen zu gehen. Ich weiß nicht, aber hier passiert im Moment etwas. Weil diese Stadt so viele Künstler und Musiker anzieht. Das liegt wohl in der menschlichen Natur. Wenn man eine Gruppe von Menschen sieht, die sich was anschauen, geht man auch hin um zu schauen, was da los ist. In diesem Fall ist es wohl ein bisschen so, dass eben alle Künstler herkommen, weil sie wissen wollen: „Was ist hier los?“ Ich mag die Stadt auch, weil sie sehr offen ist. Außerdem bin ich mit einer Deutschen verheiratet mit der ich seit elf Jahren zusammen bin.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Sprechen Sie Deutsch? Nein, noch nicht. Wir haben zwölf Jahre in London gelebt und ich hatte vor es zu lernen. Das einzige Wort das ich kenne ist, na was war nochmal das Wort? „Scheiße“. Manchmal kommt mein Sohn an, sagt etwas auf Englisch und dann auf Deutsch. Und dann frage ich „Was hast Du gesagt? Mama, Mama, was hat Clay gesagt?“ Und sie dann „Was hat er denn gesagt?“ und ich: „Irgendetwas wie Nednednendnenlede“ und bevor sie überhaupt dazu kommt es mir zu erklären, sagt er mir es schon auf Englisch. Und ich „Oh, Mann!“ Perfekt für ihn, oder? Es ist großartig. Ich bin in Glasgow aufgewachsen, einer großartigen Stadt aber London ist einfach anders und für Kinder sowieso. Es ist einfach keine richtige Stadt. Es sind einfach tausende Dörfer. Und wir saßen da zusammen fest, außerhalb des Stadtkerns. Ein bisschen wie in Berlin. Naja, hier kommt mir das nicht so vor. Kommt mir eher wie eine richtige Stadt vor. Es ist sehr offen. Ich habe das Gefühl, als könnte ich überall zu Fuß hingehen. Es ist einfach nicht so gewaltig. Es ist immer noch recht überschaubar. Wir haben in einem Bezirk von London gelebt und mussten ihn nie verlassen. Vielleicht ist es auch einfach so, dass alles neu ist. Ich möchte mir hier alles anschauen, ich möchte da auch überall hingehen soweit möglich. Anscheinend muss man sich dafür einfach nur auf sein Fahrrad schwingen. Und alle die man trifft, sind irgendwie jünger, in London gab es in meiner Nachbarschaft vorwiegend ältere Leute. Welche Bedeutung haben Alter und Jugend für Sie? Es sollte eigentlich keine Bedeutung haben. Es hat auch eigentlich keine Bedeutung für mich. Aber was ich sagen möchte ist, dass, wenn ich mit älteren Menschen spreche, Menschen um die 50 oder 60, also in einem Alter in dem man in Rente geht, sind die in einer anderen Phase ihres Lebens. Ich denke zwischen 20, 25 und 50 macht man noch seine Sachen und hat noch viel Energie. Wobei, viele Menschen, die älter sind als wir beide, die in ihren 70ern sind, haben eigentlich mehr Energie als ich. Obwohl Sie ja nun wirklich im besten Alter sind, wie man so sagt. Ja, ich bin gerade 35 geworden. Wäre ich ein Fußballspieler, würde ich wohl mein Trikot an den Nagel hängen. Aber es ist in Ordnung so. Ich fühle mich mit meinem jetzigen Alter sehr wohl. Als ich noch ein Kind war, wollte ich immer älter sein. Auch noch bis 30 wollte ich immer älter aussehen, weil ich immer wie ein kleiner Junge aussah. Aber jetzt fühle ich mich wohl. Mitte 30 ist genau mein Alter. Zurück zur Energie, die Sie mit diesem Album wieder gefunden zu haben scheinen. Das Album klingt als ob Sie das wiederentdeckt hätten was Travis im Innersten ausmacht. Ja. Obwohl, das haben wir schon wiederentdeckt, als wir das vorherige Album beendet hatten. Wir sind auf Tour gegangen und als wir mit der Tour fertig waren, war auch unser Vertrag mit Independiente und Sony am auslaufen. Dann haben wir die Entscheidung getroffen unser eigenes Ding zu machen, weil wir letztendlich ohnehin unser eigenes Ding gemacht hätten. Das Verrückte bei diesem Album war, dass wir das meiste Geld für die Vorbereitung ausgeben haben, also für das Schreiben der Songs. Zur Vorbereitung haben wir fünf Wochen lang fünf Shows gespielt und sind dann ins Studio gegangen. Das Album ist während Konzerten entstanden? Exakt. Wenn wir das nicht gemacht hätten, wäre die Frist des Studios die einzige Frist gewesen und ich wäre mit den Songs nie rechtzeitig fertig geworden. Aber sobald das Publikum ins Spiel kommt, muss alles passen. Da musst Du dafür sorgen, dass es sich gut anhört. Also haben wir das ganze Album vor Publikum in eher kleinen Clubs gespielt – und entwickelt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

"Ode to J. Smith" das neue Album von Travis wird diesen Freitag bei Universal erscheinen. Auf der Homepage der Band kann man schon mal reinhören.

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