Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Kann man ohne Handy leben?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Laut einer Studie der UN-Komission für Information und Kommunikation werden Ende dieses Jahres vier Milliarden Menschen Handy-Besitzer sein - in etwa die Hälfte der Weltbevölkerung.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wer heute kein Handy besitzt, wird oftmals komisch beäugt. So wie Alex aus Neu-Isenburg in Hessen. Der 21-jährige Physikstudent hat noch nie ein Handy besessen und braucht auch keines. Alex, du hattest noch nie ein Handy. Brauchst du keins? Natürlich ist ein Handy ab und zu nützlich, zum Beispiel wenn man unterwegs kurz Rücksprache mit jemandem halten muss oder wenn man mit dem Auto eine Panne hat. Aber diese Situationen kommen selten vor und auch Handybesitzer können dann nicht unbedingt telefonieren, weil sie kein Netz oder kein Guthaben haben oder weil der Akku leer ist. Ich komme aber ohne Handy ganz gut zurecht. Telefonierst du sonst viel über das Festnetz? Nein, ich telefoniere nicht sonderlich häufig. Ich bevorzuge das persönliche Gespräch und bei größeren Entfernungen Chat und E-Mail. Wirst du oft von Freunden, Mitschülern oder jetzt von Kommilitonen gefragt, warum du kein Handy hast? Ja, das kommt immer wieder vor. Man wird häufiger nach seiner Handynummer gefragt und dann komisch angeschaut, wenn man antwortet, man habe überhaupt kein Handy. Für viele Leute ist das heute völlig selbstverständlich, dass jeder Jugendliche in meinem Alter ein Handy haben muss. Handys funktionieren ja auch als eine Art Absicherung, falls jemand nicht aufzufinden ist. Es gab schon Ausflüge, bei denen die Veranstalter es unangenehm fanden, dass sie mich nicht erreichen können, wenn ich nicht rechtzeitig am Treffpunkt bin. Die Lösung ist in diesem Fall ganz einfach – ich bin pünktlich.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Freiheit durch Verzicht? Alex hatte noch nie ein Handy. Ansonsten bist du ein ziemlicher Technik-Fan im Hinblick auf Computer beispielsweise. Wie passt das zusammen mit der Handy-Losigkeit? Ja, ich bin sehr technikinteressiert, wenn nicht sogar -begeistert. Aber das bedeutet nicht, dass ich das alles auch haben muss. Ich finde es faszinierend, wie klein Handys heutzutage sind und was man damit alles machen kann. Aber ich reflektiere auch über Technik und stelle fest, dass ich im Gegensatz zum Laptop beispielsweise ein Handy nicht brauche. Planst du, dir in nächster Zeit ein Handy anzuschaffen? Solange es keine Änderung in meinem Leben gibt, die es nötig macht, rund um die Uhr erreichbar zu sein, wird sich meine Handy-Losigkeit wohl nicht ändern. Was hältst du davon, dass viele immer die neuesten Handys haben wollen oder alle paar Jahre ein neues? Das sollen sie gerne tun. Wir bereits oben erwähnt, habe ich nichts gegen Handys, ja ich kann die Faszination sogar nachvollziehen. Jeder gibt sein Geld für irgendein Hobby aus, warum also nicht für die neueste Handygeneration. Findest du ein Leben ohne Handy entspannter? Durch den Handyverzicht habe ich eine gewisse Freiheit. Die Freiheit, nicht ständig erreichbar sein zu müssen. Ich bin sehr gut via E-Mail und ICQ zu erreichen, aber wenn ich Wichtigeres zu tun oder einfach keine Lust habe, bleibt der PC halt aus. Niemand wird mich fragen, warum ich gestern Abend nicht nach meinen Mails geschaut habe, aber der eine oder andere würde sich beschweren, wenn ich ein Handy hätte und dieses ausgeschaltet wäre. Außerdem zwinge ich mit meiner Entscheidung anderen gewisse Kommunikationsstile auf, worüber es auch immer mal wieder Beschwerden gibt. Ohne Handy müssen Terminabsprachen halt mehr als fünf Minuten vorher getroffen werden, weil ich unterwegs einfach nicht zu erreichen bin. Ob mein Leben soviel entspannter ist, kann ich nicht sagen, es gibt schon immer wieder Situationen, die ohne Handy unnötig kompliziert sind. Und sei es nur, dass man jemandem was aus dem Supermarkt mitbringen sollte, das nicht da ist, und man nicht weiß, was man stattdessen bringen soll.

  • teilen
  • schließen