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25.000 Euro, 6 Gründer, eine Idee: Wie die Bastelseite wawerko.de entstand

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Erik, auf wawerko.de kann ich Bastelanleitungen online stellen. So ein Angebot gibt es doch schon, oder? Es gibt viele Foren, in denen aber irgendwann neben den Kommentaren die Anleitungen untergehen. Auf einer US-Seite habe ich ein ähnliches Prinzip aber schon mal gesehen. Es gibt ein Portal namens instructables.com, das zeitgleich zu unserem entwickelt wurde. Ich kann dir aber mit der Teilnahme an diversen Gründungswettbewerben aufzeigen, dass unsere Idee parallel entwickelt wurde. So ist das halt mit guten Ideen! Das brauchst du nicht. Wieviele Anleitungen sind denn nach vier Wochen schon online? 347 von insgesamt 300 Nutzern. Täglich kommen circa zehn neue hinzu. Was gefällt dir besonders gut? Den Bikini zum Selbermachen finde ich spitze – meine Freundin hat die Anleitung schon getestet. Was ich auch mag: Die selbstwässernde Pflanze und … das schwebende Bücherregal. Muss ich denn immer ein Video hochladen, wenn ich anderen zeigen will, wie man einen Kuchen backt oder ein Holzgeländer zimmert? Nein, gar nicht. Reine Textanleitungen sind ebenso gerne gesehen. Nur haben wir vor dem Start des Portals Freunde gebeten, einige Anleitungen zu schreiben, damit die User wissen, um was es geht. Und die haben sich soviel Mühe gegeben und eben auch manches Video gedreht. Was war denn eine der ersten Bastelanleitungen? Die für eine Gemshorn-Flöte. Bitte? Ja, die ist von meiner Freundin und auf unserer Seite zu finden. Danach kamen dann die ersten Autoanleitungen von Tunern, die ihr Auto und ihr Können zeigen wollen und eben Videos drehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gehen alle Anleitungen vor dem Veröffentlichen über euren Bildschirm? Nein, aber wir haben einen Wortfilter, der durch die Anleitungen geht. Welche Worte werden markiert? „Bombe“ natürlich, wir wollen ja keine Anleitungen zum Bombenbau bei uns haben. Gleiches gilt Für Drogencocktails und ähnliches. Ihr schaut also nicht alles an? Im Moment natürlich schon, weil wir Spaß daran haben und alle selbst gerne werken und basteln. Habt ihr den Kontakt zu eurem US-Pendant? Nein, aber bei denen haben wir die Userin „gianny“ gefunden, die ein bisschen zu unserer Werbefigur geworden ist. Wir haben sie gefragt, ob sie ihre Videos auch bei uns zeigen würde und sie hat ja gesagt. Was ist das Besondere an ihr? Sie studiert Haushaltswirtschaft in Paraguay und macht Anleitungsvideos, die sehr professionell gemacht sind. Und sie sieht ganz gut aus, sehe ich gerade. Das kommt noch dazu. Eine Art weiblicher Jean Pütz – der hat doch früher in den dritten Programmen immer so Bastel- und Kochsendungen gemacht. Könnte man vergleichen. Sie macht viel: Sie kocht, näht Bikinis und Laptoptaschen … Zahlt ihr sie dafür, dass sie bei euch postet? Nein, wir verdienen ja selbst noch nichts. Sie will bekannter werden und vielleicht klappt es ja. Im Gegensatz zu anderen Webstars kann sie schließlich was. Wer hatte die Idee zu Wawerko? Vor einem Jahr bin ich nach Dortmund gezogen und hatte Probleme mit einem IKEA-Regal, überhaupt mit meiner Einrichtung. Vorher hatte ich ein größeres, dann ein kleineres Zimmer – es hat nicht so gepasst. Dann hat mir eine Kollegin erzählt, dass sie immer die Sachen von chefkoch.de nachkoche und ich dachte: ein Rezept ist ja auch nur eine Bastelanleitung … Was es kostet, eine Website in Schuss zu halten? Antworten dazu auf der nächsten Seite.


Wer sind nun die Gründer? Zwei Informatiker, zwei Wirtschaftswissenschaftler, eine Wirtschaftsmathematikerin und ich, ein Wirtschaftsingenieur. Wir sind alle wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität Dortmund. Hast du extra nach einer Web-Gründungsidee gesucht? In mir steckt ein Unternehmer, glaube ich. Während des Studiums habe ich onpulson.de gegründet, ein Portal für Wirtschafts-, Finanz- und Karrierenachrichten. Wenn ihr alle an der Uni seid – wann arbeitet ihr an der Website? Nach der Arbeit. Wir gehen heim und setzen uns, wenn es sein muss, bis Nachts vor den Rechner. Immer über Skype verbunden und ansprechbar … Das ist doch anstrengend. Es ist nicht so schlimm, wie man sich das vorstellt. Wessen Geld steckt bislang in der Seite? Wir sind noch auf der Suche nach interessanten Angeboten. Am liebsten würden wir es nebenberuflich machen, fertig promovieren und hoffen, dass wir nach der Promotion wechseln können. Soll heissen: Im Moment ist alles … … privat finanziert. Zu sechst geht das einigermaßen. Aber es kostet halt schon Geld - 25.000 Euro für die GmbH-Gründung, 1.500 Euro für die Anwälte, die die Verträge aufsetzen, der Steuerberater kostet Geld. Wir können es im Moment aber noch so stemmen. Dazu kommt Unterstützung aus der Region. Ein Hoster hat für einen Logotausch nun unsere Serverkosten übernommen und der Nutzer Laminator von allmytea.de versorgt uns mit kostenlosem Tee. Für Win-Win-Deals sind wir wirklich immer zu haben. Wieviele Zugriffe habt ihr gerade? Bis zu 30.000 pro Tag.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Erik An vielen Ecken im Web ist von einem Do it yourself-Trend die Rede. Teilst du die Ansicht? Ich bin nicht sicher, ob es einen Trend gibt. Gab es den nicht schon immer? Deutschland ist ein Heimwerkerland, kein anderes Land der Welt hat so viele Handwerkermärkte. Aber vielleicht kommt dieses Handwerken im Kleinen mehr in Mode – wenn der Opa dem Kleinen einen Flieger baut zum Beispiel. Da steckt was Persönliches drin und das könnte bei uns stattfinden. Zu was promovierst du denn gerade? Ich beschäftige mich mit dem Bereich „soziale Netzwerke“, das Thema steht noch nicht ganz fest. Wawerko nimmt dir wahrscheinlich schon viel Zeit gerade, oder? Es ist nicht leicht, das neben der Arbeit zu machen. Ein Knochenjob. Aber das Team ist unglaublich. Und es ist schon ein Zufall, Leute zu finden, die alle den gleichen Einsatz zeigen. Fast vergessen: Was bedeutet wawerko? Der Name Wawerko stammt aus einem Kinderbuch der 70er Jahre. Da gab es einen Biber, der immer mit mäßigem Erfolg Sachen gezimmert und zersägt hat. Das war ein lustiges Kerlchen und hieß eben Wawerko.

Text: peter-wagner - Fotos: Screenshot, privat

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