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Warum esst ihr so komisch?

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Jeder Mensch eine Maschine. Klingt ziemlich hart, aber das dachte man ziemlich lange. Der Philosoph Rene Decartes zum Beispiel war davon überzeugt, dass Menschen ganz wie komplexe Roboter aufgebaut sind. Input führt zu Output; Reiz zu Reaktion; Bewegung zu Hunger. Konkret wirkt die Menschmaschine bei uns so: Wir machen zwei Stunden Sport und dann haben wir Hunger, richtig Hunger. Wir wissen: Der Körper braucht jetzt Nahrung – Fleisch, Fett, Zucker, ja auch Vitamine. Hauptsache irgendetwas, damit man nicht vom Fleisch fällt. In diesen Momenten könnte man theoretisch schon noch nachdenken und sich überlegen, ob es jetzt unbedingt schon wieder ein Döner sein muss, ob man lieber daheim ein Steak brät oder einfach die vom Mitbewohner übrig gelassene Pizza ist. Aber wozu noch denken, wenn es auch ohne geht? So einfach kann das Leben sein.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Modell von der Menschmaschine ist heute nicht mehr aktuell. Weil Menschen irgendwie komplizierter sind und oft ganz anders reagieren, als man es erwarten würde. Dann führt Reiz A plötzlich nicht mehr zu Reaktion A, sondern zu Reaktion Q (und Q ist mal wirklich ein komischer Buchstabe) oder Reiz A zu ---, also zu gar keiner Reaktion. Manche – und auch wenn ich jetzt schon mit einem Fuß im Sumpf des Sexismus’ stecke – manche Menschen, primär weiblichen Geschlechts essen zum Beispiel nicht, wenn sie Hunger haben. Oder sie essen komisches Zeug. Oder normales Zeug nicht. Liebe Mädchen, es geht jetzt nicht um Bulimie und Anorexie. Wir würden einfach nur mal gerne wissen, warum so viele von euch keine Erbsen, Artischocken und Rindersteaks essen. Was an Kalbsleber, Fisch und geräuchertem Speck so eklig ist. Warum ihr noch nie Essiggurken, Rollmöpse und Calamari probiert habt. Und was ist bitte das Problem mit Rosenkohl? Warum Mädchen "angeblich" anders essen sollen als Jungs, liest Du auf der nächsten Seite


Warum esst ihr nicht einfach irgendwas, wenn ihr Hunger habt? Das ist eine komische Frage. Viele von uns essen sehr gerne Artischocken, Calamari und Steak. Und naja, Rosenkohl stinkt und macht Blähungen, so einfach ist das. Vielleicht erscheinen wir dir nur so pingelig, weil du viele Mädchen in Restaurants nur Salat oder gebratenes Gemüse essen siehst. Diese Sorte hat dann entweder zu Mittag schon einen Riesen-Burger verspeist oder es geht halt doch um die Figur, und nicht um den Geschmack. Diese Mädchen können ihre Gelüste wunderbar kontrollieren und spezialisieren sich ganz auf die kalorienarme Kost. Viele von uns haben im Laufe ihres Lebens schon mal eine Diät ausprobiert und seit der Zeit haben sich Kaloriengehalt und Nährwertangaben in unsere Gehirne eingebrannt. Dann ist es nicht mehr so leicht, einfach irgendwas zu essen, wenn man Hunger hat, sondern es soll ausgewogen und nahrhaft sein. Nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Süßes, sondern eine halbwegs gesunde Mischung. Wir sind aber nicht alleine dran schuld, denn essen wir in deinen Augen normal, also eine ganze Pizza oder ein Schnitzel mit Pommes, und lassen nicht die Hälfte stehen, heißt es „Du isst aber viel!“. Manche von uns fassen solche Bemerkungen als Kompliment auf, aber solch staunende Aussprüche eurerseits zeigen eben auch, dass ihr es komisch findet, wenn ein Mädchen ihren Teller leer isst. Manche von uns essen deshalb demonstrativ viel und fettig und prahlen damit, um kein Klischee-Mädchen zu sein. Ich durfte mir früher bei Freundinnen zuhause von deren Müttern anhören, dass ich aber einen großen Appetit habe, wenn ich Nachschlag haben wollte. „Das liegt an deiner Größe, gell?“ Als wäre ich ein großes, gefräßiges Ungetüm. Wir werden also schon ziemlich früh darauf aufmerksam gemacht, wie viel ein normales Mädchen zu essen hat. Nämlich immer deutlich weniger als die Jungs. theresa-steinel

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