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Diese Mini-Computer - braucht doch keiner! Brauch ich dringend!

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peter-wagner sieht in den kleinen Computern ein versklavendes Element und ein reines Gadget, das niemand braucht. Hier sein CONTRA: Keine Sorge, ich bin mir darüber im Klaren, dass jede vermeintliche Lücke im Markt gefüllt sein muss und ich finde die Idee, einen Minicomputer an die Menschen zu bringen auch nicht verwerflich. Es gibt ja nicht nur Häuser zu kaufen sondern auch Eigentumswohnungen. Obwohl! Der Vergleich hinkt und das passt mir ins Konzept. Wohngelegenheiten sind an den Geldbeutel und vor allem an die Zahl der Bewohner und an ihre nicht von der Hand zu weisenden unterschiedlichen Bedürfnisse gepasst. Beim Minicomputer kann davon nicht die Rede sein. Mit ihm füllt sich eine Lücke um der Lücke Willen. Wir bekommen ein zusätzliches Gadget, Spielzeug, Extradings, dessen Nutzen mir bei sehr genauem Hinschauen einfach nicht einleuchtet:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dämliche Computerzeigebilder, erster Teil: Wurstfinger auf Mini-Computer. Die meisten von uns verbringen sage und schreibe den halben wachen Schaffenstag mit dem Ergebnis-Auswurf von Computerprozessoren. Zuhause geht die Chose weiter, da stehen auch Computer, weil die ja die Wanderschuhe sind, mit denen wir zum Google laufen können oder mit denen wir die Hausarbeit oder Dings zu Ende bringen. Will sagen: ES GIBT NICHT DEN LEISESTEN BEDARF AN NOCH MEHR PC! Was sich zudem hinter dieser Ansage versteckt, ist nicht Technikskeptizismus, wie man vermuten kann, nein, dahinter verbirgt sich auch mein Lieblingsargument, demzufolge technischer Fortschritt an gewissen körperlichen Koordinaten nicht vorbei kommt. Ich habe mir zum Beispiel den EeePC von ASUS beim Riesenelektrohändler in meiner Nähe sehr genau beschaut. Jetzt kann ich, durchaus, den schieren Reiz eines solch kleinen, geschrumpften, ver-hobbitisierten Computers verstehen, jaja, da kommt zunächst ja auch der gefühlige Käufer und aufgeschlossene Mensch in mir durch. Dann aber: Habe ich meine Baggerhände auf der Tastatur niedergelassen und bin, auch bei meinen Händen ein Klaustrophob, gleich wahnsinnig geworden. Sind so kleine Tasten! Sind so viele Tippfehler! Ich habe beim Testmodell die Textverarbeitung geöffnet, das Internet und rausgefunden: Diese Welt dort draußen ist nach DIN-A4 geeicht – nicht nach DIN A5. Dauernd musst du die Seite rumschubsen, verschieben, verscrollen, es ist eine einzige Fadheit. Dann habe ich mich brav auf einen festen Karton in der Nähe gesetzt und nachgedacht und noch mehr rausgefunden: Dieses Gerät gibt es nur, weil es reizvoll ist, etwas derart niedliches zu besitzen. Und weil der Mensch ein Depp ist und denkt, er müsse alle und jede Zeit seines Lebens – die Pendelei, das Warten, das Zwischendrin des Lebens – mit Arbeit und Beschäftigung füllen. Ein elender Schluss, der da gezogen wird, weil er voraussetzt, dass wir nie mehr entkoppelt sein werden von dem, was man Arbeit oder Erreichbarkeit nennt. Mir macht das Sorge. P.S. Zum Aldi kannst du mich übrigens trotzdem mitnehmen - der Barbera d’Asti von dort ist wirklich nicht falsch. Auf der nächsten Seite ist Dirk von Gehlen ganz Technik-Optimist und erklärt, weshalb ein aufgeklärter Mensch Mini-Computer braucht.


dirk-vongehlen schüttelt nur den Kopf über den Kollegen Wagner und behauptet, dass die ständig verfügbare Computerkommunikation zum Grundbedürfnis werden wird. Hier sein PRO: Klar, es war eine Spielerei. Sogar eine sehr teure Spielerei. Daheim hatte ich doch eine stationäre Ausstattung, die mich schon seit einigen Jahren begleitete und alles lieferte, was ich zu brauchen glaubte. Jetzt ein mobiles Gerät zu kaufen, ein sehr kleines dazu, schien meinem Umfeld (und ein bisschen auch mir selber) unnötig, überteuert und irgendwie falsch. Ich kaufte trotzdem. Und heute benutze ich nur noch diesen damals als kleines Beiboot erworbenen MP3-Player. Er speichert meine gesamte musikalische Bibliothek und spielt diese dank tragbarem Boxensystem auch ohne angeschlossene Kopfhörer jederzeit ab. Dieser unnötige kleine Player ist zur zentralen Schaltstelle all dessen geworden, was ich so höre: Musik, Podcasts, ja sogar eigene Aufnahmen werden auf dem kleinen weißen Gerät gespeichert, herumgetragen und überall abgespielt - wo ich es will.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dämliche Computerzeigebilder, zweiter Teil: Eine fröhliche Asiatin, die den Mini-Computer-Fans gerne den Rücken stärkt. Und am Donnerstag wird es wieder so sein. Ich werde sehr früh zu einem Discount-Markt der Unternehmer von "Aldi" fahren und dort ein vermeintlich unnötiges technisches Gerät kaufen: den Akoya Mini E1210, einen Mini-PC vom Lebensmittel-Discounter. Der sehr kleine Laptop bietet ausschließlich, was ich schon habe und das meiste eher schlechter: 80 Gigabyte Speicher, einen kleinen Bildschirm und eine sehr kleine Tastatur ­ für einen Preis von 399 Euro. Muss das sein? Unbedingt. Denn mit der Computer-Kommunikation (also dem Kram, den man so am Rechner erledigt, vom Mailen übers Tippen bis zum Schreiben) wird es kommen wie mit der Musik: Sie wird wie Anfang des Jahres bereits angekündigt beweglich, wir werden sie überall hin mitnehmen wollen. Und genau wie bei der Musik wird das Handy nicht die Lösung sein. Denn es ist ja kein Wunder, dass nicht das mobile Telefon, das wir ständig rumtragen, die Musik vorspielt, sondern der MP3-Player. Trotz iPhone: Wir werden in naher Zukunft selbstverständlich einen iPod fürs Lesen und Schreiben haben. Vermutlich wird der nicht von Aldi kommen, vielleicht wird er Kindle heißen und ganz sicher wird er uns sehr helfen - beim Zeitung lesen, beim E-Mails checken und selber schreiben - der iPod für Informationen wird das liefern. Und um darauf vorbereitet zu sein, kaufe ich mir jetzt schon mal den Mini E1210. Irgendwer muss ja mal anfangen. P.S.: Deinen Barbera d’Asti kaufe ich dir. Aber nur dann, wenn ich nicht anstehen muss. Das gehört ja angeblich dazu zu diesem modernen Mythos: Elektronik im Discount kaufen.

Text: peter-wagner - mit Dirk von Gehlen

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